Gestern abend bin ich kurz vor Sendebeginn auf ein Heine-Dokumentarspiel auf dem NDR gestoßen. Das war eben jenes, das ich kurz vorher auf ARTE verpasst und mich darüber geärgert hatte. Der als Fernsehspiel gestaltete Beitrag zum 150. Todesjahr Heines hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Heine wurde darin an sein Totenbett in seiner Pariser Wohnung von seinem Bruder besucht, mit dem er noch einmal sein Leben Revue passieren ließ.

Es ging darin um die Juden in Deutschland im 19. Jahrhundert, um Revolutionsjahre, um Göttingen, Harz, Berlin und Weimar, und zuletzt um Frankreich und die aus der Revolution geborenen Ideen, die sich in dem Deutschland dieser Jahre nicht so richtig durchsetzen wollten. Das ganze wurde mit Musik von Schubert und Schumann untermalt. Heine, als Jude vaterlandslos, von der Uni verwiesen, als Kaufmann gescheitert, von Preussen verfolgt, zum Revolutionär jedoch nicht gemacht: also letzter Ausweg Schriftsteller? Jedoch selbst von Goethe abgewiesen worden!

Aussichtsloser kann es für einen Menschen ja kaum sein. Und heute? Eine deutsche Integrationsfigur, sowohl bildungspolitisch wie schriftstellerisch-prosaisch. Und Preussen existiert nur noch in den Geschichtsbüchern. Ich kann nicht anders sagen, als daß mich so eine Figur fasziniert. Nicht wegen ihrer Berühmtheit oder ihrer Werke. Sondern wegen der Aussichtslosigkeit, die im Nachhinein gesehen ihre eigentliche Geburtsstätte ist.

Michael