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Tagebuch doomed_man
2007-09-16 01:34
Der kleine Junge ...
Vor vielen Jahren, als ich meine Frau kennen gelernt habe, haben wir ein Mal den "kleinen Jungen" erfunden. Er war Sinnbild für das, was ich so den ganzen Tag angestellt habe. Reichlich spontan, immer zu lustigen Dingen aufgelegt, aber auch ein Stück feige ... einfach wie ein kleiner Junge. Und da war es wieder. Das gleiche Gefühl wie vor vielen, vielen Jahren. Und das war gut so.

Ich habe mir den Rest der Woche frei genommen um mit meiner Frau ein paar schöne Tage zu verbringen. Und wahrlich, sie waren schön. Wir haben Dinge gemacht, die wie noch nie, oder wenn, dann schon lange nicht mehr gemacht haben. Wir hatten viel Spaß, waren viel unterwegs. In den Tagen habe ich einen Strafzettel für falsches Parken bekommen. Selbst der war lustig.

Irgendwie hatte ich während dieser Tage immer das Gefühl, ich müsse mich bei meiner Mitarbeiterin bedanken. So rief ich sie an und sie lud mich in ihr Reich ein. Ich wollte ihr unbedingt berichten, was geschehen ist. Wir saßen bei ihr im Wohnzimmer, tranken Tee ... und ich erzählte und erzählte. Ich war wie ein Wasserfall. Die Worte sprudelten gerade so aus mir heraus. Und während ich so am reden war kullerte eine kleine Träne meine Wange hinunter. Ich war so unglaublich glücklich, so herrlich schmerzfrei.

Zum Abschied fragte ich sie, ob der kleine Junge (auch davon hatte ich ihr erzählt) einen Wunsch frei habe. Als sie spontan ja sagte bat ich sie, sich auf einen Fußhocker zu stellen, so dass ich sie in den Arm nehmen kann. Etwas verdutzt folgte sie meiner Bitte und ich nahm sie einfach nur Minuten lang in den Arm. Ich vergrub meinen Kopf in ihren Haaren und weitere kleine Tränen kullerten leise vor sich hin.

Ich fuhr wieder zurück nach Hause. Zu meiner Frau. Ich hörte im Radio einen Musiksender, den ich sonst auch meist eingeschaltet habe. Ich liebe klassische Musik. Und auf ein Mal ... kommt "Air". Es war 0:52 Uhr. Mir verschlug es den Atem.

Leicht zittrig fuhr ich rechts ran, lauschte der Musik, und rauchte eine Zigarette. Sollte es den Zufall wirklich geben? Wir haben uns in den vier Tagen auch darüber unterhalten, aber bis heute weiß ich hierauf noch immer keine Antwort. Ich fand es zumindest sehr bemerkenswert.

Einige Tage später, wir hatten noch immer mächtig Spaß in unserem Leben, fragte ich meine Frau, ob sie sich noch immer tätowieren lassen wolle. Wir haben vor vielen Jahren mal darüber gesprochen, aber damals war ich strikt dagegen. Aber jetzt wollte ich es selbst. Leicht irritiert eröffnete meine Frau mir, dass sie sich das auch vor Kurzem erst wieder überlegt hat ... und so saßen wir wenige Tage später bei einem Tätowierer.

Meine Frau ließ sich am rechten Fuß tätowieren, ich trage seither ein unübersehbares Tatoo auf meiner linken Brust. Ich wollte mich immer an die vier Tage und an die Zeit, in der ich neu geboren wurde, zurückerinnern. Jeden Tag. Immer,wenn ich in den Spiegel sehe, sollte ich den kleinen Jungen sehen.

Es sind chinesische Schriftzeichen ... und kein Mensch wird je erfahren, was sie zu bedeuten haben.

Kommentare

21:17 06.10.2007
Schade, dass du scheinbar keine Zeit hast weiterzuschreiben, ich bin schon so gespannt *mit dem Zaunpfahl winkt*

Hoffentlich bis bald, tara
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unbekannt
08:44 16.09.2007
Uih, da hatte ich jetzt aber etwas zu lesen...eine sehr mitreißende Geschichte....ich kann mich recht gut hineindenken, meine ich...und dennoch liegt jetzt schon die drückende Ahnung in der Luft, dass es zu reichlich Schmerzen kommt....sehr schön geschrieben und irgendwie....mh...deine Worte strahlen Wärme aus....wie es wohl weitergeht?

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2007-09-16 01:34