Handtasche heißt Altsein...
Hoher Besuch am Niederrhein. Meine Eltern kommen aus der Soester Börde angereist, um meine neue Wohn- und Lebenssituation mal in Augenschein zu nehmen. Und mir noch zum Geburtstag einen späten Besuch abzustatten.

Wir besichtigen die Gegend, ich koche, und wir fahren nach Nimwegen. Pa und Ma ist nach Shopping.

Muttern möchte eine farblich zu ihren "schwarzbraunen" Schuhen passende Handtasche kaufen. Wir klappern Läden ab, und schließlich finden wir den Handtaschenladen mit der ultimativen Auswahl.
Und mein Vater sucht mit Begeisterung mit Handtaschen aus. Er filtert mit Kennermiene die schwarzen und ockerfarbenen und mittelbraunen raus und lässt nur die wirklich schwarzbraunen durch. Er unterscheidet den "eher legeren" vom "eher sportlichen" vom "eher eleganten" Handtaschentyp.

Ich stehe am Rand und beobachte diese beiden Menschen, die mich in die Welt gesetzt haben.
Und die mir auf einmal so liebevoll vorkommen, so geduldig miteinander.
Das habe ich noch nie so gesehen.

Und plötzlich stehe ich echt in einem Handtaschenladen in Nimwegen und heule. Und weiss nicht mal genau, warum.

Nein, ich will keine Handtasche.
Ich habe immer gesagt, wenn ich mal eine Handtasche habe, bin ich alt. Und stopfe konsequent Mobiltelefon, Haarbürste, Kalender und Portemonnaie in alle Jacken- und Hosentaschen.
Aber ich wünsche mir, daß sich mal jemand mit mir so freut, wenn ich was Schönes gefunden habe. Ich heule, weil mein Leben manchmal ganz schön einsam ist. Und mir niemand hilft, das passende schwarzbraun zu meinen Schuhen zu finden.

Vielleicht ist es auch, weil mir manchmal so klar wird, wie vergänglich Dinge sind und daß ich irgendwann nicht mehr meinen Eltern beim Einkaufen zusehen kann...