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Saturday, 27. April 2024
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Tagebuch staunistauni
 1987-06-02 hh:mm
Silberhochzeit

 

Fünfundzwanzig Ehejahre waren vergangen und so feierten die Schefflers Silberhochzeit. Langwierige Vorbereitungen waren vorausgegangen, denn viele Leute in der DDR feierten inzwischen ihre Familienfeste wegen der kleinen Wohnungen und der vielen Arbeit in Gaststätten. So konnte es sein, dass man so ein Fest schon länger als ein Jahr vorher anmelden musste.

In dem kleinen Örtchen Weesenstein war das Mittagessen bestellt. Großzügigerweise hatten die Gastgeber zum bestellten Gemüse noch etwas von dem in der DDR heiß begehrten Spargel aufgetischt. Als die norddeutsche Schwägerin das erste Stück vom holzigen Spargel im Mund hatte, meinte sie: „Den geben wir aber zurück!“ Es dauerte eine ganze Weile, bis sie verstand, warum das nicht ginge.

Der Abend sollte in der früheren Stammgaststätte „Cafe Griesbach“ beschlossen werden. Noch weitere zwei Hochzeitsgesellschaften feierten dort an diesem heißen Vorsommerabend. So gegen 21.00 Uhr kam Jörg zu seinen Eltern und fragte, ob er jetzt wieder nach Waltersdorf, wo er gerade ein paar Tage mit einigen Kolleginnen und Kollegen Urlaub machte, zurück könne. „Seid bitte nicht böse, aber ich habe gerade ein nettes Mädel kennen gelernt.“

Elvira überlegte kurz und sagte ihm dann: „Silberhochzeit ist nur einmal im Leben, wer weiß aber wie viele Freundinnen Du noch haben wirst. Ich wäre schon traurig, wenn Du jetzt, wo es am schönsten ist, wegfahren würdest!“

Er sah es dann wohl ein, blieb bis zum Schluss und fuhr danach wieder zu seiner neuen Flamme. Elvira konnte allerdings nicht wissen, dass dieses Mädchen wirklich mal ihre neue Schwiegertochter werden würde.

Jörg, der mitbekommen hatte, wie viel Angst seine Mutter immer hatte, wenn einer von den Jungs nicht zur Zeit heimkam, rief, obwohl er nun schon zweiundzwanzig Jahre alt war, jedes Mal an, wenn er nachts außer Haus blieb.

Eines Morgens rief er, nachdem er in der Nacht nicht zuhause gewesen war, in der Arbeit an: „Mutti, entschuldige, ich habe gestern ganz vergessen zu sagen, dass ich nicht heimkomme. Das wird jetzt wohl häufiger passieren, ich habe nämlich eine feste Freundin, besser gesagt z w e i.“

Kein Wort kam mehr aus Elviras offenstehendem Mund. Sie dachte nur: „Nein, nicht auch das noch!“ Jörg, der wohl mit ihrer Sprachlosigkeit gerechnet hatte, fügte belustigt hinzu: „Eine Große und eine Kleine!“ „Na, Gott sei Dank nicht das, was ich dachte!“ Ein paar Wochen später brachte er dann seine Martina und die süße kleine Verena mit. Da Jörg in letzter Zeit seine Freundinnen häufig gewechselt hatte, stellte sich seine Mutter abwartend zur neuen Situation. Sie behandelte Martina und Verena zwar freundlich, aber sie ließ die beiden nicht zu nah an sich herankommen, aus Angst vor der nächsten Trennung.

Jörg hatte immer noch seine Ausreise laufen und wer weiß, ob Martina sich von ihren Eltern und Freundinnen trennen würde. Jörg wusste jedenfalls: „Ich bleibe „hundertpro“ bei der Ausreise.“ Die Wohnung, die Jörg über den Betrieb erhalten hatte, stand immer noch frei. Er wollte wohl erst mal abwarten, wie sich die Sache mit seinen „zwei Frauen“ entwickelte.

 



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1987-06-02 hh:mm