Das sind wir garantiert nicht, wenn es darum geht, die Wohnung zu putzen oder alle 14 Tage die Wäsche zu waschen. Vom Bügeln rede ich gar nicht erst. Das sind Dinge, die immer so gemacht wurden und die in den nächsten Wochen und Monaten ebenfalls gemacht werden müssen. Eine andere Wahl haben wir ja nicht. Gut, das Bügeln hat bei meiner Mutter extrem nach gelassen, weil sie darauf keine Lust mehr hatte. Oder sie hat es verdrängt. So wie viele andere Sachen eben auch. Ich kann es noch immer nicht glauben, was passiert ist und daß sie sich einfach so aus dem Staub gemacht hat. Natürlich weiß ich, daß man nicht ewig lebt, aber ich hätte mir gewünscht, daß wir noch ein paar gemeinsame Jahre hätten verbringen können. Wenn sie nur körperlich abgebaut hätte, wäre das völlig okay. Im Anbetracht der Tatsache, daß es geistig nicht mehr geklappt hat, war es vermutlich besser so. Das klingt hart, aber wer weiß, was uns in der Beziehung noch erwartet hätte. Vielleicht hätte sie uns irgendwann nicht mehr erkannt. Das ist doch möglich. Ich habe es mehr als einmal erlebt, wie schlimm das ist, wenn die Leute so durch den Wind sind. Hätte ich das noch mal erleben müssen, wäre ich echt vor die Hunde gegangen. Es ist trotzdem alles so unfair. Ich habe keine Ahnung, wie lange es noch dauert, bis wir so einigermaßen darüber hinweg sind. Das wird in den nächsten Tagen garantiert noch schlimmer. Morgen ist nämlich so ein Tag, da haben wir um 10.00 Uhr den Termin beim Bestatter. Ich weiß nicht, ob ich das so unbedingt schaffe. In der Beziehung bin ich ganz bestimmt kein Held des Alltags. Das will ich auch in einem halben Jahr nicht sein.