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Tagebuch Murphy
2008-02-07 15:55
BI There
Es ist schon verblüffend. Mein letzter Eintrag ist knapp 2 Jahre her. Ich nahm mir vor, regelmäßig online-Tagebuch zu schreiben. Plötzlich befand ich mich in einer Beziehung. Schon komisch, wie durch plötzliches Glück Prinzipien und Vorhaben flöten gehen.
Dennoch sitze ich wieder vor meinem Rechner und öffne meinen online-Blog, denn die Ereignisse des gestrigen Abends sind definitiv einen Eintrag wert.
Ich war bis dato der festen Überzeugung, mich könnte nichts mehr überraschen. Als schwuler Mann bekommt man so einiges mit, stößt auf sehr viel Widerstand in seinem Leben und es werden einem Dinge anvertraut, die man sich nur schwer vorstellen kann. Im laufe der Zeit hat man schon so viele Dinge erlebt und gehört, dass es einen nichtmal mehr überrascht, wenn man gefragt wird, ob man geil wird, während man auf der Kloschüssel sitzt und einen abseilt.

Der gestrige Abend brachte selbst meine Kinnlade zum Kippen. Alles fing harmlos an. Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich saß gelangweilt in meiner Wohnung.
Während eines Telefonats mit meinem besten Kumpel, der gerade aus seinem Urlaub, der schwulen-Hochburg Gran Canaria _ Playa del Ingles wiedergekommen war und mir selbstverständlich viel zu erzählen hatte, bekam ich eine SMS von Alex, einem guten Kumpel von mir, den ich vor ca 2 Jahren kennenlernte, als wir mal gemeinsam nach Mainz fuhren.
Das kuriose an diesem Mann war seit eh und je, dass er zwar behauptete, bisexuell veranlagt zu sein, er jedoch nur einmal Sex mit einer Frau hatte und ich in diesen ganzen 2 Jahren nicht ein einziges Mal gesehen hab, dass er sich auch nur ansatzweise für eine Frau zu interessieren schien. Ich habe diesbezüglich in einem meiner letzten Einträge schon Stellung genommen: es scheint für die meisten Männer aus irgendeinem Grund einfacher zu sein, sich als bisexuell zu outen, als die Tatsache einzusehen, dass sie schwul sind. Nun, vielleicht liegt es auch daran, sich nicht festlegen zu wollen bzw sich alle Türen offen zu halten. Ich gestehe: da bin ich überfragt.
Wie dem auch sei, Alex hatte sich wohl an diesem Abend mit 2 Mädels verabredet, die er letzte Woche in der Bar, wo er auch als Kellner arbeitet, kennengelernt hat. In seiner SMS betonte er, in was für einer lustigen Runde sie sich befänden und ich solle doch schnellstmöglich vorbeikommen. Da ich mich noch in meinem Telefonat mit Kriki befand, vertröstete ich ihn auf eine halbe Stunde, machte mich danach aber auf den Weg zur Bar, wo mich ein strahlender Alex und zwei 20jährige Erstsemesterstudentinnen empfingen. Schon nach den ersten Sekunden merkte ich, dass alle 3 sichtlich angetrunken… was sage ich da?...besoffen waren, zumal sich nur noch eine kleine grünliche Pfütze in der Flasche der grünen Fee befand. Absinth …. Wie sehr ich dieses Zeug doch hasste. Nach meiner letzten Begegnung mit diesem Zeug schwor ich mir, es nie wieder anzurühren. Trotz meines niedrigen Alkoholpegels war es, wie Alex schon vorher erwähnte, eine nette Runde.
Was mich dabei am meisten faszinierte war die offene Einstellung der beiden Mädels in Bezug auf die Homosexualität.
Was mich im nachhinein dann doch etwas verwirrte war die offensichtliche Neugier der beiden jungen Damen und ihre gleichzeitig damit verbundenen Annäherungsversuche, welche nicht nur Alex sondern auch mir galten. Nach etwa 15 Minuten tauchte ein weiterer Kumpel von Alex auf. Der Andrè…. ein ehemaliger Arbeitskollege, den ich schon auf mehreren schwulen Parties getroffen hatte, allerdings nicht als Gast, sondern als Barkeeper hinter der Theke. Durch die thematische Offenheit der Runde stellte sich schon nach wenigen Minuten heraus: Er war bi ! Natürlich. Wie sollte es auch anders sein? Mir kam der Gedanke, dass man eine solch offene Debatte eigentlich immer führen sollte, wenn man sich kennenlernt. Es sorgt nicht nur für eine gewisse Vertrautheit, sondern legt auch ganz klar die Fakten und Tatsachen auf den Tisch, so dass man sich im Falle des potentiell erweckten Interesses nicht die Frage stellen muss, ob es aufgrund der sexuellen Orientierung des Gegenübers überhaupt sinnvoll wäre, einen Annäherungsversuch zu unternehmen.

Einen Absinth - zu dem ich mich überreden liess-, etwa 4 Zigaretten und einen Klobesuch später wurde ich eines besseren belehrt. Scheinbar wurden die Grenzen durch ein solches Gespräch nicht klar definiert, sondern bis zum Exzess geöffnet. Nach einer relativ kurzen Debatte, ob nun Männer oder Frauen besser Küssen konnten, standen die beiden Mädels K… und H… auf und küssten sich. Ich war sichtlich verwirrt. Hatten Sie nicht vor 10 Minuten noch ihre Heterosexualität beteuert und sich darüber geärgert, dass ich schwul bin Na schön, es war die durch das Thema angeregte Neugier, der viele Alkohol… was solls? Ich habe schon dutzende Frauen gesehen, die eine noch leidenschaftlichere Vorstellung ablieferten, allerdings traf es mich recht unvorbereitet und fernab jeder Logik. Die übrigen Gäste übrigens auch !!!
Ihr könnt euch vorstellen, dass sich auf den Gesichtern der männlichen Gäste ein breites Grinsen breitmachte. Von einer auf die andere Sekunde schien unser Tisch Gesprächsthema Nummer 1 zu sein.

Das Thema wurde weiter vertieft und stur der Erfahrung und der Neugier nachgehend hatte Alex plötzlich zuerst die Zunge von H, danach die Zunge von K im Hals. Offensichtlich ist er doch bi und auch die beiden Mädels schienen ihren ersten Kuss ziemlich genossen zu haben, denn es blieb an diesem Abend nicht nur bei dem einen.
Als sich dann auch noch Andrè mit seiner Zunge einmischte, während K sich bemühte, ohne Spannungsabfall ihrer Stimmbänder, den Kellner davon zu überzeugen, Sie zu küssen, schien mir der bisexuelle „Leck-Dance“ komplett zu sein.

Als Alex und K dann für 15 Minuten aufs Klo verschwanden, wurde nicht nur mir, sondern auch allen anderen die Situation mehr als verdeutlicht. Noch plastischer konnte es nicht kommen als die beiden wieder auftauchten, denn wenn man sich schon so zu Schau stellt und danach „unauffällig“ auf dem Klo verschwindet, dann gebietet es doch wohl der Anstand, sich die Mundwinkel abzuwischen und die milchig weissen Flecken auf dem schwarzen Top zu entfernen oder?
Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Ich bin vor Scham im Boden versunken.
Als ob das noch nicht genug gewesen wäre, klingelte etwa eine Zigarette später das Handy der Eiweißgierigen Lady. Es war ihr Freund, dem sie dann lauthals erzählte, wen sie alles geküsst hatte, von ihrer kleinen Stipvisite auf der Toilette erzählte sie jedoch nichts, was mich, wenn ich ehrlich bin, im nachhinein verwunderte, denn ihr Freund schien das ganze genauso locker zu nehmen wie sie. Resultat des ganzen war dann eine gemeinsame Planung eines 4ers. Alex, H, K und ihr Freund… Hallelujah, der Abend schien sich gelohnt zu haben.

Etwa 10 Minuten später beschloss ich, mich auf den Heimweg zu machen.
Alex und seine Mädels stimmten mir zu, dass es Zeit wäre, ins Bett zu gehen, im Gegensatz zu mir wollten Sie das aber nicht alleine tun.

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Kommentare


unbekannt
11:53 09.02.2008
wieso peinlich? ... Du warst doch ganz brav ...

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19:37 07.02.2008
cool, dass du wieder da bist.
hab grad ziemlich vor mich hingegrinst...
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19:20 07.02.2008
zumindest kann keiner mehr sagen, mein leben sei langweilig ^^
aber im ernst: es war mir peinlich bis ins Mark
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19:07 07.02.2008
lang lang ist her triffts aber cool mal wieder von dir zu lesen:)
lustige bekanntschaften hast du, muss schon sagen..*g*
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17:07 07.02.2008
holla die waldfee :O
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