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Tagebuch Limes
2006-05-25 11:30
Excessive
Feiertage unter der Woche haben eigentlich für jede Altersklasse etwas gutes. Keine Arbeit, keine Schule und für mich, die sozusagen gerade zwischen diesen beiden steht, bedeutet ein Feiertag Party. Eine Party außer der Reihe sozusagen.
Davor erst ein Mal Warm-up bei einer Freundin, bei den Getränkepreisen heutzutage unumgänglich. Ich trinke Limes :)
Es ist einer jener Abende voller Vorfreude und da ich mir bei der derartigen Stimmung in der Clique nicht vorstellen kann, dass die Party schlecht wird, ist es auch ein entspannter Abend. Wir trinken, lachen und es gibt diesen Moment in dem ich mich einfach zurücklehne und beobachte. Das ist dann der Augenblick in welchem sich zumindest bei mir ein bisschen Melancholie einschleicht, wie lange werden wir wohl noch in dieser Konstellation zusamnmensitzen? Oh ja, ich freue mich auf mein Studium und dieses neue Kapitel in meinem Leben, aber ich werde das alles vermissen und so bleibe ich stumm und versuche dieses Bild von meinen Freunden zu speichern. Lachend, ausgelassen und zumindest für den Augenblick, sorgenlos.
Und mein Blick geht weiter und schweift zu Ihm, Er sitzt mir gegenüber und hat mich offensichtlich die ganze Zeit während meines stummen Moments beobachtet. Sein Blick ist komisch, ich lege den Kopf zur Seite, er lächelt, aber dieses Lächeln kommt nicht von Herzen und so ist mein erwiderndes Lächeln auch nur halbherzig.
Die Party wird feuchtfröhlich und ausgelassen. Aber wen wundert das, als wir dort nach einem zehnminütigen Fußmarsch mit nicht zu wenig Alkohol als Profiant ankommen, könnte ich schwören, dass mindestens die Hälfte beim Laufen schon einen ordentlichen Seitendrall zeigten. Ich spüre den Alkohol natürlich auch schon, als warmes Gefühl in meinem Bauch und leichte Taubheit auf den Lippen, aber ich habe nicht soviel getrunken wie die anderen, tue ich niemals, denn ich bin ein Mädchen. Das heißt natürlich nicht, dass Mädchen sich nicht ab und zu einmal richtig betrinken dürfen, es ist dabei aber immer ratsam im Kreis von Freunden zu sein und auf einer Party sind meiner Meinung nach viel zu viele unbekannte Leute.
Wir tanzen, die einen sogar auf der Empore, ich lieber mit festen Boden unter den Füßen. Rechts von mir Männer, gegenüber Jungs, links von mir Er. Ich tanze, drehe mich leicht zur Seite, zu Ihm hin. Er grinst mich an und prostet mir zu, ich sehe Ihm an, dass er schon ganz gut dabei ist.
Und so beuge ich mich zu ihm hinüber, veilleicht ein bisschen näher, wie unbedingt nötig gewesen wäre, so dass mein Atem seinen Hals streift, so dass ich nur meinen Kopf ein winziges Stückchen drehen müsste, um seine Lippen zu berühren. "Na, alles klar bei dir?"
Er überwindet das letzte Stückchen und streift mein Gesicht mit seiner Wange, eine kurze Berührung, für andere wie zufällig. "Ja, mir geht´s gut."
Eine Stunde später oder einen Vodka-Kirsch für mich und mit Sicherheit drei Bier für Ihn später, komme ich von der Toilette, stoße zurück zu der Clique und bemerke, dass er weg ist. Natürlich frage ich nicht gleich, wäre ja viel zu auffällig. So warte ich zehn Minuten, bevor ich mich an einen Kumpel wende. "Wo ist Er denn?"
"Sitzt an der Bar."
Da trifft es sich natürlich gut, dass mein Drink, just in diesem Moment leer wird und so mache ich mich auf, bahne mir einen Weg durch trunkene Menschenmassen, grüße hier, grüße da und bleibe dann plötzlich stehen. Er sitzt an der Bar und Sie steht irgendwie zwischen Seinen Beinen, die Hände auf seine Oberschenkel gestützt. Ich runzle dir Stirn.
Sie beugt sich nach vorne, flüstert ihm etwas zu. Mein erster Impuls umdrehen, gehen und feiern und sich dann im Anschluss ständig fragen, was da wohl gelaufen ist, ob da überhaupt etwas gelaufen ist, wie es dazu kam... Es wäre so typisch und ein derartiges Verhalten wäre für mich so passend.
Und vielleicht ist dann genau das der Grund, warum ich mich umdrehe und auf die beiden zuschlendere, das leere Glas in der Hand, ein Lächeln im Gesicht. Ich stelle mich neben Ihn, stoße Ihn leicht an und zwinge sie zu einem Rückzug und ihn dazu mir ins Gesicht zu sehen.
"Hallo," sage ich, lege meinen Kopf fragend auf die Seite. "Störe ich?" Ich schaue nur ihn an, ignoriere sie und ihre mordenden Blicke vollkommen.
"Nein, du störst doch nich," entgegnet er und ich vernehme ihr Schnauben, nein, ich spüre es auf meinen Wangen, denn sie steht noch immer zwischen seinen Beinen. Und dann schiebt er sie ein Stückchen von sich fort, dreht sich vollends zu mir, beugt sich nach vorne und drückt mir einen dicken Kuss auf den Mund.
Das was sie daraufhin gesagt hat werde ich hier nicht wiederholen.
Ich selbst stand der Überraschung wegen, für einen Moment bestimmt mit einem ziemlich unvorteilhaften Gesichtsausdruck da. Dann hebe ich meine Hand, zwicke ihn in die Wange, beuge mich zu ihm hinüber und sage: "Du bist ganz schön betrunken oder?"
"Ja," entgegnet er.
Wir gehen zurück zur Clique und weil er mittlerweile wirklich ein bisschen fertig aussieht und mir die Lust auf Party vergangen ist, beschließe ich diesen Betrunkenen nach Hause zu bringen.
Sie steht neben einem Kumpel, wirft mir bitterböse Blicke zu und ist gerade dabei die Story an den Mann zu bringen. Und bevor ich überhaupt die Gelegenheit bekomme zu sagen, dass wir uns jetzt auf den Weg machen, kommt der erste aus der Clique. "Hey, ich hab gehört ihr habt euch geküsst, läuft da was?"
Ich werfe ihr ein säuerliches Lächeln zu: "Er hat mich geküsst und ganz ehrlich, ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nur gemacht hat, um sich von ihr da drüben zu befreien. Immerhin hat er doch etwas mit einer anderen am Laufen oder nicht?"
"Ja stimmt, wird ihr nicht gefallen, denke ich."
"Denke ich auch."
Eines ist jetzt auf jeden Fall klar, sie fühlt sich gedemütigt und wenn sie das hört, dann wird sie sich noch viel schlechter fühlen und sie wird mich und nicht ihn dafür verantwortlich machen. Und während ich mir noch so meine Gedanken über meine neue Feindin mache, packe ich ihn einfach am Arm, drehe mich um und rufe über meine Schulter, dass ich den Betrunkenen jetzt mal nach Hause bringe. Und zwar wirklich nach Hause.
Diese Nacht verbringe ich alleine in meinem Bett, irgendwie wütend und vor allem mit dem Gefühl im Bauch, dass sich etwas verändert hat. Eine Veränderung, die Ihm nicht unbedingt gefallen dürfte, stelle ich ein bisschen bedauernd fest. Und so reflektiere ich darüber, warum ein Augenblick eine derartige Wirkung haben kann und ob ich mich nicht ungerecht verhalte. Abschließend sehe ich aber ein, dass ein Augenblick nur eine derartige Macht haben kann, wenn bereits davor die Überzeugung gefehlt hat.

Kommentare


unbekannt
14:36 26.05.2006
Ich liebe es deine Texte zu lesen (:

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18:36 25.05.2006
Ich lese gerne bei dir!
Hast eine schöne Art, alles aufzuschreiben!
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13:17 25.05.2006
mag deine schreibe...
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unbekannt
11:46 25.05.2006
Act V

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2006-05-25 11:30