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Friday, 26. April 2024
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Tagebuch staunistauni
 1979-06-18 hh:mm
Eiszeit in der Ehe


Für Helmut, der sehr an seinem Vater hing, begann eine schlimme Zeit. Er war lustlos, nichts machte ihm mehr Spaß. Er wollte auch gar nicht zur Kur, doch alle überredeten ihn dazu.
Von der Kur kam er, wenn auch einen Tag später, wie ausgewechselt zurück. Eigentlich hätte Elvira nun froh sein können, dass Helmut endlich etwas lockerer war und vor allen Dingen auch wieder fröhlicher, aber wie  eben eine junge eifersüchtige Frau ist, ließ es ihr keine Ruhe, warum ihr so sehnsüchtig erwarteter Mann einen Tag später zurückkam.
Natürlich hatte er einen Kurschatten gehabt, alles wies darauf hin. Es hatte ihm einfach nur gut getan. Er hatte für kurze Zeit den Alltag und seine Sorgen vergessen. Außerdem schmeichelte es
ihm, dass sich eine besonders hübsche Frau für ihn interessiert hatte. Sicher hätte er wegen dieser Ilona  seine Ehe nicht aufs Spiel gesetzt.
Elvira allerdings war zutiefst verletzt. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass sich ihr Helmut  für etwas anderes als seine Familie interessierte. Wann hatten sie das letzte mal zusammen gelacht. Zuhause trug er nur noch sein sorgenvolles Gesicht. Elvira war fix und fertig. Hätte sie die Kinder nicht gehabt, wahrscheinlich hätte sie ihren Mann sofort rausgeschmissen.
Dieses erste Vorkommnis während ihrer Ehe hatte bei Elvira eine tiefe Wunde hinterlassen.
Tief gekränkt konnte sie damals nicht verstehen, warum ihr Mann mit einer anderen aber nicht mit ihr ausgelassen und fröhlich sein konnte.
Nun gab es mal ein ganz neues Problem. Der auf diese Kur folgende Urlaub in einem gemieteten Wohnwagen war sicher toll für die Kinder. In der Ehe aber herrschte Eiszeit. Dass es häufig regnete passte so ganz dazu. Seit Elvira auch noch dahinter gekommen war, dass ihr Mann unter einem Vorwand sogar seinen Kurschatten noch einmal daheim besucht hatte, änderte sie ihr bis dahin „mauerblümchenhaftes“ Verhalten schlagartig. Bisher war sie nur zu den Brigadeveranstaltungen gegangen, zu denen auch die Ehepartner eingeladen waren. Jetzt aber nahm sie alle Möglichkeiten wahr, einmal auch allein aus dem Haus zu kommen.
Ob es zum Kegeln ging oder zum Brigadeabend mit Tanz, meist war sie jetzt dabei. Im neuen Bereich „Technik“ war bei dem hohen Männeranteil genügend Gelegenheit. Da Helmut mit Elvira kaum noch zum Tanzen ging, genoss sie diese Zeit. Wahrscheinlich holte sie jetzt ein Stückchen ihrer zu kurzen Jugendzeit nach.
Auch zu den Theaterabenden „zwang“ sie Helmut nicht mehr. Inzwischen hatte sie eingesehen, dass ihm Theaterstücke und vor allem Opern nichts gaben. In eine Operette oder ein Konzert begleitete er sie ganz gern. So gab Elvira ihre zweite Anrechtskarte oft einer unverheirateten Kollegin.
Ohne dass das Ehepaar die Sache mit dem Kurschatten  richtig ausdiskutiert hätte, verlief der Alltag langsam wieder normal. Was blieb, war allerdings ein Stich im Herzen von Elvi.
Die Wochentage waren angefüllt mit Arbeit und Vorbereitungen für den nächsten Tag. Samstag war Hausputz angesagt. Helmut fuhr jeden Samstag zu seiner Mutter, um ihren kleinen Garten in Ordnung zu halten und ihr schwere Hausarbeiten abzunehmen.
Die Sonntage verbrachten sie meist gemeinsam mit den Kindern im Garten, den sie noch vor dem Tod von Helmuts Vater übernommen hatten.

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1979-06-18 hh:mm