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Thursday, 28. March 2024
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Tagebuch staunistauni
 1984-07-04 hh:mm
Erster und einziger Auslandsurlaub mit den Kindern

Jörg hatte im Februar 1984 seine Lehre beendet und in der Arbeitsstelle ein Mädchen kennen gelernt. Da es Alexandra zuhause nicht sehr gut hatte, war sie oft bei Schefflers und es entwickelte sich eine feste Beziehung zwischen den jungen Leuten. Nun hatte Elvira am Wochenende für sechs Leute zu kochen. Manchmal machte es Spaß, aber manches Mal hätte sie auch davonlaufen können. Die jungen Leute schliefen bis zum Mittag und Elvi stand in der Küche und war die Versorgungschefin. Am Montag war auch ihr Wochenende vorbei und wieder hatte sie keine Zeit für all die Dinge gehabt, die sie gern mal nur für sich allein getan hätte. Wann hatte sie das letzte Buch gelesen, wann sich mit einer Freundin getroffen?

 

In solchen Stunden beneidete sie schon manchmal die Singles.

Helmuts Eltern hatten infolge ihrer äußerst sparsamen Lebensweise einiges Geld auf die „hohe Kante“ gelegt. Hätte seine Mutter gewusst, dass er es gleich dazu verwenden würde, seiner Familie ein paar langersehnte Träume zu erfüllen, hätte sie sich wahrscheinlich im Grabe herumgedreht. Doch was sollte das Geld auf dem Konto schmoren? Sie kauften sich zuerst einen Farbfernseher und liebäugelten damit, ihre provisorische Schrankwand gegen eine neue einzutauschen. Die Bestellung von Möbeln war, wie so vieles in der DDR, nicht so einfach. Elvira hatte den Anmeldetermin im Möbelhaus in Erfahrung gebracht und so stand ihr Mann morgens von 5.00 bis 7.30 Uhr in de Warteschlange. Seine Frau löste ihn ab und bekam gegen 11.00 eine Anmeldebestätigung. Einige Monate später wurden sie dann glücklicher Besitzer einer „Hellerauer Schrankwand“. Wie sie später feststellten, standen genau die gleichen Möbel auch in weiteren drei Wohnungen ihres Hauses am gleichen Stellplatz.

In diesem Jahr leisteten sich Schefflers den ersten und einzigen Auslandsurlaub mit ihren Kindern.

Doch bevor es in die Ferien ging, wechselte Helmut die Arbeit. Er hatte durch Zufall erfahren, dass die Privatfirma Steinbrück einen Kraftfahrer sucht. Bei der Post wurde es immer schlechter mit Ersatzteilen und so konnte er manche Behelfsreparatur einfach nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Die Schwindelei mit den Stundennachweisen hing ihm schon lange zum Hals raus. Die rumänischen Kleintransporter, die die DDR anstatt der guten deutschen Barkasfahrzeuge aus eigener Produktion, kaufen musste, wurden gleich vom Werk aus verkehrsunsicher geliefert.

So nahm er diese Arbeit, die zwar körperlich viel schwerer war, an. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Frau Steinbrück, seine neue Chefin, sicherte ihm das gleiche Gehalt zu wie bei der Post und nachdem er sich gut eingearbeitet hatte, bekam er noch ein Blankoscheckheft für Benzin, welches er für sein Privatauto nutzen durfte.

Das machte auch die weite Fahrt nach Ungarn wesentlich leichter. Es war ein wundervoller Urlaub, angefangen von der Übernachtung in Auto und Zelt im tschechischen Hustopece, über die tolle Unterkunft bei“ Mamu und Papu“ in Boglarlelle bis hin zum Auf- und Abstieg des Bodajon mit der ersten Weinprobe ihres Jüngsten, der auf der Fähre meinte: „Jetzt lässt das schöne Gefühl schon wieder nach!“ Auf der Rückfahrt setzte ein Kurzaufenthalt in Budapest den letzten Höhepunkt. Auf der Fischerbastei gab es noch einen Riesenspaß. Jörg versuchte sich unter größten Anstrengungen mit einem jungen Mädchen in Englisch zu verständigen, bis die beiden merkten, das zwei Deutsche sich doch besser in Deutsch unterhalten sollten.

 

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