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Tagebuch Sommer
2016-06-09 12:30
Immer auf die Kleinen

Daß mit der Einstellung der ganze Tag im Eimer ist, ist klar. Ich habe mir nämlich erlaubt, die Weintrauben von den Stielen zu befreien. Mein Vater fragte mich ernsthaft, ob ich eine Mimose bin. Was hat das denn damit zu tun? Wenn ich nach Hause komme, ist mein Essen auch fertig und ich kann essen. Da muß ich mich doch nicht erst noch an den Herd stellen und mir was kochen. Es ist also wohl nicht zu viel verlangt, wenn man die Trauben ohne Stiele in die Tupperdose packt. Es sei denn, man bricht sich dabei einen Zacken aus der Krone, dann ist das natürlich was ganz anderes. Ich habe nichts gesagt, weil ich keine Lust hatte, mir einen dummen Spruch anzuhören. So was kommt auch nicht gut, wenn man so wie ich ein Morgenmuffel ist. Wenn mein Vater damit nicht klar kommt, ist das nicht mein Problem. Ich lasse mir nämlich nicht vorschreiben, wie ich am frühen Morgen drauf zu sein habe. Ich glaube, ich bin in der Situation, in der ich das selbst ganz gut entscheiden kann. Ich kann nicht dafür, daß ich am frühen Morgen nicht in Plauderlaune bin. Wenn die Leute meinen, mir ein Klavier ans Ohr plaudern zu müssen, dürfen sie das gerne tun. Ich schalte meine Ohren auf Durchzug und fertig ist die Laube. Und wer dann noch immer nicht kapiert hat, daß ich auf all diese Sachen gar nichts reagiere, dem ist nicht mehr zu helfen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Was dagegen immer ein Dauerbrenner ist, ist der Sport. Das wird sich auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht ändern und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Mein Vater war gestern am Telefon erstaunt, daß ich nicht zum Sport gegangen bin, sondern erst heute zum Sport gehe. Was ist daran jetzt so schlimm? Keine Ahnung. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, spricht absolut nichts dagegen, wenn ich mir die Tage selbst aussuche, an denen ich zum Sport gehe. Selbst mein Vater ist der Meinung, daß ich einen Tag später zum Sport gehe, wenn ich an dem Tag was im Fernsehen gucken will. So ein Tag war nun mal gestern. Ich weiß nicht, wo da das Problem ist. Wenn es denn ein Problem gibt, was ich aber nicht nicht vorstellen kann. Wenn ich am Telefon erwähnt hätte, daß ich heute um 17.15 Uhr zu Hause bin, hätte mein Vater gefragt, was mit meinen Stunden ist. Was soll damit sein? Nichts, denn es ist alles im grünen Bereich. Ich habe für morgen sogar einen Urlaubstag geopfert, damit ich genug Stunden zusammen habe. Es ist ja toll, wenn sich die Leute Gedanken machen, aber man kann es auch übertreiben. Irgendwann halte ich das nicht mehr aus und ich bin an dem Punkt angelangt, daß ich den Sport nach einem Jahr komplett an den Nagel hänge. Auch das ist eine schöne Option. Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater das prickelnd findet. Sollte mich das an der Stelle interessieren? Nein, muß es nicht.

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2016-06-09 12:30