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Tagebuch Sommer
2014-12-28 18:15
Gut geht anders

Eigentlich sollte ich mich freuen, daß ich noch eine Woche frei habe, aber im Moment ist mir überhaupt nicht nach Freude. Wir haben heute meine Mutter ins Krankenhaus gebracht. Nachdem es ihr gestern etwas besser ging und sie sich heute anziehen wollte, war alles für die Rundablage. Sie kam gar nicht auf die Beine und irgendwann hatte mein Vater den Kaffee auf. Er hat den Krankenwagen gerufen und ab ging die Post. Jetzt hat sie alles, was man haben kann. Es ist gut möglich, daß sie letzte Woche Sonntag einen Herzinfarkt hatte. Da sie kaum was getrunken hat, ist das auf die Nieren geschlagen. Und als wäre das nicht schon genug, hat die Lunge auch einen Schaden. Jetzt ist sie im Krankenhaus und hängt am Tropf. Die Herzuntersuchung kann man erst machen, wenn die Werte von den Nieren wieder besser sind, weil sie sonst an die Dialyse muß. Das sind Nachrichten, die man nicht hören will. Daß es mir bei der Sache auch nicht gerade gut geht, ist so klar wie Kloßbrühe. Während ich diese Zeiten schreibe, laufen mir die Tränen und ich kann mir nicht vorstellen, daß es besser wird, wenn ich später schlafen gehe. Dabei sollte ich mir selber Mut machen und hoffen, daß es meiner Mutter irgendwann wieder beser geht. Aber wie soll ich das nach den Nachrichten nur machen? Auch wenn ich den Teufel nicht an die Wand malen will, rechne ich mit dem schlimmsten. Wenn das so ist, was soll ich dann machen? Das halte ich nicht aus, das weiß ich jetzt schon.

Der Arzt im Krankenhaus hat gut reden. Woher soll man als Laie wissen, daß man einen leichten Herzinfarkt hat, wenn man sich den ganzen Morgen übergibt? Man kann sich auch übergeben, wenn man zu viel gegessen oder eine Magen-Darm-Grippe hat. Deswegen ruft man doch nicht gleich den Krankenwagen. Macht man das doch, wird man direkt eingewiesen. Ist doch so. Der Arzt hat meiner Mutter ans Herz gelegt, daß sie mehr laufen soll, weil sonst die Muskeln abbauen und die Gelenke steif werden. Das hat mein Vater ihr auch schon so oft gesagt, aber was das angeht, hat meine Mutter ihren eigenen Kopf. Sie macht das ein paar Mal, weil sie einsieht, daß mein Vater recht hat und dann läßt sie die Zügel schleifen, weil sie keine Lust mehr hat. Sie muß ja keine drei Stunden laufen, aber zumindetens so viel, daß sie die Wege schafft, die sie für den normalen Alltag braucht. Was macht sie denn, wenn mein Vater nicht mehr ist und ich den ganzen Tag auf der Arbeit bin? Sie kann nicht anrufen und mir in den Ohren liegen, daß ihr gewisse Dinge fehlen und ich kann nicht sofort alles stehen und liegen lassen, nur damit meine Mutter aus der Sache fein raus ist. Dann muß sie selber die Füße in die Hand nehmen und sich auf den Weg machen, auch wenn ihr das noch so schwer fällt. Aber wem sage ich das? Ich will ja niemandem zu nahe treten, muß aber auch sagen, daß meine Mutter stur sein kann wie eine Herde Kühe. Glaubt sie, daß es mir leicht fällt, arbeiten zu gehen, wenn ich erkältet bin und neben der Spur stehe? Sicher nicht.

Diese Aktion hätten wir uns sparen können, wenn meine Mutter früher zum Arzt gegangen wäre. Wir waren vor Wochen doch alle so richtig erkältet und meine Mutter wurde den Husten einfach nicht los. Mein Vater hat ihr das immer und immer wieder gesagt, aber dann kam nur der Spruch, daß er doch selbst zum Arzt gehen soll. Was er schließlich auch gemacht hat und sich von der Lungenentzündung erholt hat. Ich bin auch nicht zum Arzt gegangen, weil ich das einfach zu blöd fand. Nach dem heutigen Tag sollte man ernsthaft darüber nachdenken, ob es nicht doch sinniger wäre, bei jedem Piep zum Arzt zu laufen. Es kann am Ende lebenswichtig sein. Vielleicht geht es ihr morgen etwas besser und man kann sich mit ihr ein wenig unterhalten. Ihr muß aber auch klar sein, daß sie was für sich und ihre Gesundheit tun muß, wenn sie wieder zu Hause ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß mein Vater das noch mal durchgehen läßt, wenn meine Mutter wieder eine gewisse Unlust an den Tag legt. Wenn ich mir das so richtig überlege, dann hat meine Mutter echt nach gelassen, was das Laufen angeht. Wenn ich zum Bus bin, ist meine Mutter mit raus und ist gewalkt. Da hat sie sich nie darüber beklagt, daß sie die Füße nicht hoch kriegt. Sie fühlte sich wohl ohne Ende. Von jetzt auf gleich war das vorbei. Ich weiß, daß ich ein Sportmuffel bin, das streite ich auch gar nicht ab. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich mehr Bewegung. Ich laufe jeden Tag 20 Minuten. Das hört sich zwar nicht viel an, ist aber mehr als das, was meine Mutter macht. So, genug gelästert.

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2014-12-28 18:15