Wenn ich wüßte, was das sein soll, wäre ich beruhigt. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß es noch kracht. Heute war es schon fast so weit. Meinem Vater tut die Brust weh und sein Kreislauf spielt verrückt. Wenn er seine Tabletten auch nicht nimmt, ist das kein Wunder. Er wollte was sagen, aber ich habe den Mund gehalten. Wenn mein Vater das nicht hören will, dann verbiete ich mir auch, daß er mir sagt, daß ich was gegen meinen Husten unternehmen soll. Daß so was in den Kindergarten gehört, weiß ich auch, aber ich weiß mir echt nicht anders zu helfen. Was macht man nicht alles, damit die Stimmung nicht den Bach runter geht? Ich bin ja nicht so. Vielleicht aber doch. Es kommt immer ganz darauf an, wie ich so drauf bin. Der erste Weihnachtstag ist so gut wie vorbei und auch morgen steht uns noch ein Feiertag bevor. Ich möchte nicht wissen, was am Montag in den Geschäften los ist. Einkaufen macht dann keinen Spaß. Das bleibt mir zum Glück erspart, denn ich fahre am Montag mit, wenn meine Mutter zum Arzt muß. Ich könnte auch zu Hause bleiben und für meinen Vater den Tankgutschein holen, aber das ist gestrichen. Statt dessen gibt es ein Aftershave. Ist doch auch was feines und kommt bei meinem Vater gut an. Meistens, denn er sah gestern nicht sehr glücklich aus, daß er ein Eau de Toilette bekam. Wie wäre es, wenn er mal wartet, denn es dauert nicht mehr lange, dann hat er Geburtstag. Als wenn davon jetzt die Welt untergeht.

Wie schnell die Zeit vergeht: eine freie Woche habe ich hinter mir und eine weitere Woche habe ich noch vor mir, bevor es wieder richtig los geht. Der Schwindel, der mich in letzter Zeit gequält hat, ist von jetzt auf gleich verschwunden. Es läßt sich nicht von der Hand weisen, daß ich damit zu kämpfen habe, wenn ich wieder arbeiten muß. Kann ich das ändern? Sicher nicht. Dabei ist mein Job gar nicht mal so stressig. Aber wenn man so ziemlich alles aufs Auge gedrück bekommt, kann es passieren, daß mein Immunsystem ein wenig verrückt spielt. In einem halben Jahr werden wir zu zweit sein, wenn sich der Urlaub von meiner Kollegin und von meinem Chef überschneidet. Ich weiß nicht, wie lange wir zu zweit sein werden. Es ist eigentlich auch egal, denn ich werde mich wieder ums europäische Ausland kümmern, wenn ich zeitgleich Vertretung mache. Ich kann es nicht verantworten, wenn Ekel Alfred irgendwann ohnmächtig vom Stuhl fällt. Das würde er auch nicht, wenn er nicht im Internet nach Oberhemden gucken würde. So was kann man auch am Wochenende machen. Geht mich das was an? Nein. Darüber mache ich mir an der Stelle noch keine Gedanken. Das mache ich noch nicht mal in einem halben Jahr. Warum sollte ich das auch? Ich genieße meine freie Zeit und fertig ist die Laube. Vielleicht bin ich in halben Jahr auch in Kur, was weiß denn ich.