ich habe mit meiner Bank Schluss gemacht
Es handele sich um eine unabgesprochene und unbewilligte Überziehung meines Kontos, las ich vor ein paar Tagen schwarz auf weiß. Meine Bank teilte mir im ziemlich barschen Ton mit, dass ich unverzüglich mein Konto aufzufüllen hätte. Der Witz: es hatte sich ein Minus von sage und schreibe 0,69 Euro angesammelt.

Brav zahlte ich noch am gleichen Tag 10,00 Euro ein und es wurmte mich schon ein wenig, warum ich mir als seit 25 Jahren treuer Kunde solche unverschämten Briefe einfach so gefallen lasse. Eine Woche später kam der nächste Brief: Sie seien enttäuscht darüber, dass ich mich nicht gemeldet hätte. Zudem sei mein Konto jetzt weiter überzogen mit 9,31 Euro. Für ihre Bemühungen sähen Sie sich gezwungen 10,00 Euro Bearbeitungsgebühr zu berechnen.

Ich lasse mir also einen Termin geben und sage: Zunächst einmal vielen Dank für ihre freundlichen Worte - wären Sie erfreut, wenn ich in dem gleichen Ton mit Ihnen reden würde? Nun mein Konto wies ein minimales Minus auf, was ja wohl den Aufwand nicht lohnt. Sie schicken mir einen Brief, der 55 Cent gekostet hat, um eine Summe von 69 Cent einzutreiben. Aber das ist ja ihre Geschäftspolitik. Danach habe ich 10,00 Euro eingezahlt, sodass mein Konto nun nicht 9,31 Euro Schulden aufweist sondern ein Guthaben in dieser Höhe.

Die Bankberaterin schaut auf ihren Bildschirm, lacht gekünstelt und sagt mir, ja, da haben wir einen Fehler gemacht. Sie haben ein Guthaben über 9,31 Euro bei uns.

Also wissen Sie, erstens könnten Sie sich ja mal bei mir entschuldigen. Erst recht aufgrund ihres drastisch formulierten Schreibens. Und zweitens habe ich da ein wenig ein ungutes Gefühl, wenn ich mein Geld auf einer Bank habe die offensichtlich Probleme dabei hat, Soll und Haben voneinander zu unterscheiden. Ich habe mich deshalb entschlossen, mit ihnen Schluss zu machen.

Die Bankberaterin sagt, ob ich mir das nicht noch mal überlegen wollte. Selbstverständlich könnte man mir 25,00 Euro gutschreiben, wenn ich bei ihnen bliebe. Ich lehne ab, wundere mich aber über die plötzliche Großzügigkeit. Vor ein paar Tagen drohten sie mir noch mit rechtlichen Schritten wegen 69 Cent. Ich kündige mein Depot, indem sich ein Fond befindet, den ich damals zu meiner Konfirmation geschenkt bekam. Der Schenker, mein Onkel, ist in diesem Jahr gestorben, und so denke ich insgeheim: wahrscheinlich sollte das alles so sein, sonst wäre ich nie aus dem Knick gekommen und wäre noch mit diesem Fond gestorben bzw. das Bestattungsunternehmen hätte von dem Fond mein Begräbnis ausrichten können.

Drei Unterschriften sind nötig und fünfzehn Minuten Warten, so lange dauert es bis die junge Angestellte alle Seiten im Computer gefunden hat, die zu dieser Transaktion notwendig sind. Der Fond ist erstaunlich wenig wert - hat sich also auch nicht gelohnt.

Und heute bekomme ich einen Anruf just von dieser Bankfiliale, die sich freuen würde mich wieder als Kunde zu gewinnen. Sie entschuldigen sich für ihren Bankirrtum und bieten mir 50,00 Euro Startguthaben bei Eröffnung eines neuen Kontos. "Aha, und wenn ich noch zwei Wochen warte, bieten Sie mir dann 100,00 Euro? Damit wir uns klar verstehen: ich möchte ab sofort von ihnen nicht mehr telefonisch belästigt werden und auch keine Bettelbriefe mit der Werbepost bekommen."

Beim Auflegen des Hörers dachte ich mir, schau an, sobald du gekündigst hast und man nichts mehr an dir verdienen kann, bist du plötzlich wieder wahnsinnig interessant für die Leute und man bemüht sich um dich. Aber man muss konsequent sein im Leben.