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Tagebuch PetraM
2016-02-23 07:15
Mo 22.02.2016
Am Montag hatten wir auf der Arbeit diese "Psycho-Sitzung", also bezüglich psychischer Belastungen am Arbeitsplatz.

Ich bin froh, dass das vorbei ist. Ich fand das sehr heftig. Das ging über 3,5 Stunden.

Das Ganze hat mich total geschlaucht. Ich war abends so kaputt, dass ich mich schon um 21 Uhr hingelegt habe (um 20 Uhr war ich zu Hause, habe eben einen Salatteller grünen und Gurkensalat mit Joghurt-Dressing sowie etwa 150 gr. Hähnchenbrustfilet gegessen), als mein Freund von der Spätschicht kam, bin ich nochmals für etwa eine halbe Stunde aufgestanden (habe nochmals einen Apfel gegessen), aber dann konnte ich nicht mehr, dann habe ich mich wieder hingelegt (an Sport war nicht mehr zu denken, dafür war ich viel zu kaputt).

Ich fand diese 3,5 Stunden total heftig. Auch einige lange Diskussionen, bei denen wie es so schön heißt aus einer Mücke ein Elefant gemacht worden ist.

Unter anderem ging eine heftige Diskussion darum, dass unser Chef zeitweise zu spontan ist, Sitzungen zu spontan (ohne große vorherige Ankündigung) anberaumt. Aber ich sage mal so, er hat ja auch seine Verpflichtungen (was er erledigt bekommen soll) und bei uns gibt es immer einen sehr hohen Krankenstand. Ich bin seit 1998 in dieser Abteilung und am Montag war es meines Wissens das zweite oder höchstens dritte Mal, das alle gleichzeitig anwesend waren. Sonst fehlt immer der eine oder die andere. Wie oft hatten wir schon Notbesetzung. Wenn er für nächste Woche eine Sitzung anberaumen würde, dann bräuchte er sehr viel Glück, könnte im Grunde aber auch direkt fragen, na, wer wird jetzt wieder als nächstes krank? Wenn mal alle da sind, dann muss er spontan reagieren und Sitzungen für wichtige Entscheidungen sofort ansetzen.

Ja, aber daraus wurde ihm bei dieser Sitzung ein Strick gedreht, worüber er sauer geworden ist (was ich absolut verstehen konnte) und es etwas gedauert hat, bis sich die Wogen wieder geglättet haben.

Ich sage mal so, ich fand einige Diskussionen, eine Themen einfach nur traurig und peinlich. Ich komme ja aus der freien Marktwirtschaft, mein Freund arbeitet heute noch in einem Metallbetrieb. Dort herrschen ganz andere Zustände. Er würde sich wirklich freuen, wenn er nur unsere kleinen Problemchen hätte.

Bei ihm sind nur wenige mit festem Vertrag, die meisten haben einen Zeitvertrag, die nur selten übernommen werden. Dort hagelt es Abmahnungen ohne Ende. Es gibt dort ganz harte Vorschriften, wer die nicht einhält, bekommt eine Abmahnung, nach der dritten die Kündigung. Er hat schon viele gute Kollegen kommen, aber leider auch gehen sehen.

Dort gibt es feste Pausenzeiten (abgesehen von der festen Arbeitszeit). Er steht den ganzen Tag an einer Maschine. Hinsetzen nur in den Pausenzeiten (oder Abmahnung), so dass ihm jeden Abend die Beine und Füße so richtig weh tun. Handy ist verboten, nur in den Pausen erlaubt (wer damit erwischt wird, kriegt ne Abmahnung). Der Gang zum Kaffeeautomaten ist auch nur in den Pausen erlaubt. Gespräche nur zu zweit (also unter zwei Kollegen), wenn drei zusammen stehen, völlig egal ob es ein Dienstgespräch ist, dann ab zum Meister und die Abmahnung einholen. Urlaube (auch für einen Tag) müssen immer schriftlich eingereicht und vorab genehmigt werden (Unterschrift). Mal eben so telefonisch für einen Tag, das gibt es gar nicht (das wäre unentschuldigtes Fehlen und Abmahnung). Auch für einen kranken Tag braucht man einen Krankenschein, sonst ist es wieder unentschuldigtes Fehlen (und Abmahnung). Man "darf" im Jahr nur eine bestimmte Anzahl von Fehltagen, von Krankentagen haben. Wenn man darüber kommt, dann gilt die gesamte Arbeitszeit als nicht erfüllt (egal warum man krank gewesen ist) und man bekommt die Kündigung (ohne wenn und aber). Mein Freund ist deswegen schon oft krank zur Arbeit gegangen, weil er sich keinen weiteren Krankenschein mehr erlauben konnte (wenn er vorher z. B. wegen Grippe schon krank gewesen ist).

Es ist ein großer Betrieb, keine kleine Firma (ein "Weltbetrieb" mit vielen tausend Mitarbeitern). Der Betriebsrat nützt nichts. Es gibt halt diese Regelungen, an die sich der Betriebsrat auch immer hält. Vorschrift ist Vorschrift.

Ja, und da regen wir uns über so viele Kleinigkeiten auf. Im Vergleich zur Arbeitssituation meines Freundes ist bei uns wirklich der Himmel auf Erden, weshalb ich bei allen Fragen (zu den psychischen Belastungen) auch positives angegeben habe. Ja, wie gesagt, mein Freund würde sich freuen, wenn er nur diese kleinen Problemchen hätte, über die bei uns groß diskutiert worden ist (die Maschinen bei meinem Freund sind sehr laut, er trägt von morgens bis abends Kopfhörer).

Ich bin froh, dass ich meine Arbeitsstelle habe, dass ich einen festen Vertrag habe, dass unsere Arbeit dort (am Standort) ziemlich sicher ist (nichts ist heutzutage hundertprozentig sicher), dass mir die Arbeit Spaß macht, dass wir sehr viele Freiheiten dabei haben (bezüglich Arbeitszeit, mal sitzen/mal stehen, uns auch mal für einen Tag krank melden können, ohne direkt beim Arzt im vollen Wartezimmer wegen einem Krankenschein warten zu müssen usw.), dass ich meine Arbeit im ganzen so gut im Griff habe, dass das Arbeitsklima sehr gut und locker ist und dass man bei Problemen auch Hilfe und Unterstützung bekommt (einschließlich von unserem Chef).

Ja, alles in allem war es eine peinliche und traurige Veranstaltung, über was für Kleinigkeiten man stundenlang diskutieren muss. Ja, ich bin froh, dass das nun vorbei ist, dass es heute (am Dienstag) wieder ein normaler Arbeitstag ist (an dem ich genug zu tun haben werde, ganz bestimmt keine Langeweile bekommen werden).

Aber so sind die Menschen halt, immer über alles schimpfen. Sie begreifen erst, was wirklich schön ist, was wirklich Glück ist, wenn sie es nicht mehr haben, wenn man auch mal die andere Seite des Lebens kennengelernt hat (wie es an anderen Arbeitsplätzen zugeht, bei denen nur Stress herrscht, mein Freund muss täglich ein gewisses Pensum schaffen, das ihm der Chef vorgibt, wenn er es nicht schafft, aus welchen Gründen auch immer, dann muss er zum Meister und sich dafür rechtfertigen).

Ja, ich liebe meine Arbeit, meinen Beruf und meinen Arbeitsplatz wirklich. Ich bin stolz und glücklich, dass ich dort arbeiten darf, dass ich es geschafft habe, dort einen festen Arbeitsvertrag zu bekommen.

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