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Tagebuch Napo
2009-01-14 14:09
Sinnkise
Musste heut zum Zahnarzt. Kontrollbesuch. Nachdem ich meine Zähne gestern abend ne Stunde lang mit Zahnseide bearbeitet hab, hab ich verdienterwiese heute nur 10 Minuten auf dem Stuhl verbracht. Er hat mit diesen Hakendingern rumhantiert. In die Lücke rein und einmal kurz dran gezerrt. Brrrrrrrrrrrrrrr.. Ein leichtes Knacken Soll sich das so anhören? Das Parodontologieanerkennungszertifikat an der Wand sagt: "Ja!". Gut, ich bin beruhigt. "Die Zähne sind ok, nur ein bisschen Belag hab ich entfernt." Aaaaaaaaaahh. Ich kenne nur Pizza- und Brotbelag: wenn man den entfernt, knackts aber nich Wie auch immer.. Ich kenne hundert Leute, die seit Jahren nicht mehr beim Zahnarzt warn... und die haben alle noch Zähne. Ich frag mich, warum ich da mein ganzes Leben schon jedes einzelne halbe Jahr hinrenn Tja.. weils Spaß macht natürlich. Warum auch sonst!? Egal.. lassen wir das.

Uni is wieder am losgehn. Der Motivierteste war ich ja noch nie. Und das ist auch okay.. ich kann super damit leben. Wenn man trotz allem denkt, es bringt einem was: gut. Aaaaaaber.. wenn man einfach dasitzt und sich fragt, was man da eigentlich macht und merkt, dass man sich eventuell für was anderes hätte entscheiden sollen (nach 7 Semestern!), ist das ziemlich beschissen. Und dabei gehts nicht vornehmlich um die Soziologie, sondern eher um die Philosophie. Ich habe mich bisher immer damit getröstet, in der Philosophie sowas, wie Wahrheit finden zu können - was auch immer das heißt. Irgendwas, was die Welt für mich nen Stück weit verständlicher macht. Möglicherweise wird das nie jemand finden.. schon allein weil man nicht weiß, wonach man suchen soll. Das wäre ja noch okay, wäre die Philosophie praktisch in der Lage, eine solche Antwort zu liefern. Aber in keinem anderen Fach bekommt man so unzufriedenstellende Antworten. Auf die Frage, was denn Erfahrung genau sei, oder was Kausalität, wird man in der Regel Zeuge zweier Handlungen vonseiten eines Philosophieprofessors. Erstens: die linke Hand wandert an das Kinn, wenn sie nicht schon längst da ist, und beginnt mit sanften Bewegungen den Ziegenbart - falls vorhanden - oder was auch immer sich in der Kinnregion befindet - zur Not auch nur das Kinn selbst - zu streicheln. Zweitens: die wohlgewählten Worte "Ja.. das ist ein schwieriges Thema" erhellen den Raum. Darauf folgt dann eine relativierende Antwort, wie etwa, dass der Erfahrungsbegriff bei Kant dasunddas bedeutet und der bei Locke etwas ganz anderes. Der Neugierige hat etwas für sein Leben gelernt, ja, falls er den Wachzustand während der siebeneinhalbminütigen Ausführungen beibehalten kann. Ob er dannach schlauer ist, weiß ich nicht.. das kann er selbst vermutlich nicht sagen. Ich für meinen Teil habe was gelernt - und das eigentlich nicht erst seit gestern - nämlich, dass alles eine Glaubensfrage ist. Das hat mich bisher nicht weiter gestört, d.h. ich hab diese Tatsache einfach hingenommen und ignoriert. Wahrheit sucht man vergebens, aber ich konnte bisher mit der Philosophie in dieser Art und Weise leben. Es war gut und fertig. Das geht nicht mehr! Aus dem einfachen Grund, dass es meiner Meinung nach nicht die Erfüllung des Lebens sein kann, nach etwas zu suchen, das nicht existiert. Darauf kommt es nicht an.. es gibt kein richtig oder falsch. Man hört nie einen Philosophieprof sagen, irgendetwas sei falsch. Stattdessen heißt es: "Richtig, aber das ist etwas ungünstig formuliert." Und es kann die falscheste Aussage der Welt gemeint sein, es ist völlig egal. Kausalität ist für mich, wenn ich von zuviel Olivenöl Dünnschiss bekomm'. "..ungünstig formuliert." Wer sucht, der findet oder er findet nicht. Im Falle der Philosophie ist ersteres auszuschließen. Und wer nicht findet, ist schlecht gelaunt und hat das Gefühl, sein Leben einer sinnlosen Sache gewidmet zu haben. Schlecht gelaunt ist man sowieso schon fast, weil man allein die ganze Zeit über alles nachdenkt, was jeder Mensch wie auch immer er will sehn kann. So ist es und so ist es gleichzeitig auch wieder nicht. Wo soll das bitte hinführen? Worauf es ankommt ist, schlechte Laune nach Möglichkeit zu vermeiden.. und hin und wieder etwas Spaß ist auch nicht schlecht. Und das tollste, dass ich mich für dieses Semester auch zur Philo-Vordiplomsprüfung angemeldet hab. Hoffentlich ist das alles nur vorrübergehend

"Die Rechenaufgabe 1 + 1 gilt als mathematisch wenig anspruchsvoll, wird aber problematisch, wenn sie praktisch angewedet wird: 1 + 1 = 2, wenn man in der Zoohandlung gesagt bekommt, dass es sich bei den possierlichen Nagern, die man gerade eingekauft hat, um Weibchen handelt. Ist der eine aber ein veritabler Rammler, muss es heißen: 1 + 1 = 45. [...] Das Ergebnis der Aufgabe 1 + 1 ist also abhängig vom Zeitraumgefüge einer Zoohandlung." (Dieter Nuhr in 'Wer's glaubt, wird selig)

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Kommentare

10:58 29.01.2009
das du an der philosophier verzweifelst, kann ich verstehen. ich hab mir auch antworten erwartet und bin auf demselben relativistischen standpunkt gelandet den deine profs vertreten. ist schwierig damit umzugehen weil man nichts mehr bewerten kann.
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unbekannt
20:16 14.01.2009
du bist herrlich :)

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2009-01-14 14:09