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Tagebuch Napo
2009-01-20 20:04
Warten
Evaluations-Tag in der Uni. Hätte ich das gewusst, wäre ich in das Philo-Seminar um 11 gegangen. In der Regel macht sich das schlechte Gewissen immer leicht bemerkbar, wenn man eine Lehrveranstaltung mal nicht so gut bewertet. "Keine Regel ohne Ausnahme" will in diesem Fall sagen, dass ich jenes Seminar mit dem reinstem Gewissen in jeglicher Hinsicht, als bestenfalls mangelhaft bewertet hätte. Schuldig in allen Punkten der Anklage. Wobei die Tatsache, dass ich so selten dort bin, obwohl ich eigentlich alle Zeit der Welt habe, warscheinlich noch mehr über das Seminar aussagt, als so ein Bogen jemals im Stande wäre. Nur es interessiert halt keine Sau. Isser heut da oder nicht? Diese Frage stellt sich dort keiner. Viele Studenten im Grundstudium tauchen faktisch nur als Name auf der Anwesenheitsliste auf. Das Produktivste, was ich dort in den wenigen Malen, die ich da war, geleistet habe, war einen Brief an meine Oma zum Geburtstag zu schreiben, den mein Sitznachbar auch interessiert mitgelesen hat. Aber so hilft man sich von Zeit zu Zeit unter der Studentenschaft. Mal ließt er meine Briefe, mal sehe ich ihm zu, wie er irgendwelche Browserspiele aufm Laptop spielt. Hauptsache alles nimmt seinen Lauf und ist in absehbarer Zeit zu Ende.

Frage mich wieviel Prozent des Lebens aus Warten besteht. Man wartet eigentlich jeden Tag... auf die unterschiedlichsten Dinge. Man wartet auf Ereignis A, um dann dannach anzufangen, auf Ereignis B zu warten. Ich stehe morgens auf und warte, bis es Sinn macht aus dem Haus zu gehn, dann warte ich an der Bushaltestelle, weil ich scheinbar unfähig bin zu verstehen, dass der Weg von zu Hause bis zur Halte KEINE zehn Minuten dauert, wenn man sich als Mensch in meinem Alter auf seinen zwei Beinen fortzubewegen im Stande ist. Anschließend warte ich im Bus, bis der sein Ziel erreicht hat, um dann vorm Institut zu warten, auf dass die Veranstaltung losgeht. Und so weiter.. Morgen werde ich übrigens nicht vorm Institut warten, sondern zunächst im Wartezimmer und dann aufm Zahnarztstuhl.. ganz zu schweigen von den drei Stunden nach dieser Prozedur, bis ich wieder was essen darf. Sicherlich wird man einweden können, dass man im Bus lesen kann, in der Uni aufpassen und es sonst eigentlich auch immer was zu tun gibt. Fakt ist allerdings, dass man sich dadurch auch nur "die Zeit vertreibt". Ein ewiges Warten auf den Verfall und darauf, dass man das Zeitliche zur Abwechselung mal segnen kann, als es zu vertreiben. Aber dann is auch erstmal mit Zeit, Raum und allem was man so kennt Schluss. Aus und vorbei. Dann bleibt nur noch die Ewigkeit und die Hoffnung, dass es im Jenseits eine anständige Videothek gibt.. oder zumindest gutes Essen.

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2009-01-20 20:04