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Tagebuch lorus
2010-05-17 12:47
Fragebogen zur Freundschaft

1. Halten Sie sich für einen guten Freund? Ja

2. Was empfinden Sie als Verrat: Dinge weitererzählen, die ich einen Freund erzählt habe. a) wenn der andere es tut? b) wenn Sie es tun? Kommt auf die Dinge an.

3. Wie viele Freunde haben Sie zurzeit? Vier, mit denen ich dauernd Kontakt habe, einige mehr, die ich aus den Augen (aber nicht aus meinem Herzen) verloren habe. Und dann habe ich natürlich noch einige tote Freunde, mit zunehmendem Alter werden es immer mehr.

4. Halten Sie die Dauer einer Freundschaft (Unverbrüchlichkeit) für ein Wertmass der Freundschaft? Was ist Dauer? Vor einiger Zeit habe ich eine Freundin getroffen, die ich seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Wir konnten sofort wieder dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Wenn man sich aber nach einiger Zeit nichts mehr zu sagen hat, dann war das wohl keine wirkliche Freundschaft.

5. Was würden Sie einem Freund nicht verzeihen: a) Doppelzüngigkeit? Ja, Ehrlichkeit halte ich für absolut notwendig. b) Dass er Ihnen eine Frau ausspannt? Ich bin doch nicht lesbisch. c) Dass er Ihrer sicher ist? Meine Freunde können meiner sicher sein. d) Ironie auch Ihnen gegenüber? Könnte amüsant sein. e) Dass er keine Kritik verträgt? Da müsste ich wohl vor meiner eigenen Tür kehren. f) Dass er Personen, mit denen Sie sich verfeindet haben, durchaus schätzt und gerne mit ihnen verkehrt? Ich habe keine Feinde. g) Dass Sie keinen Einfluss auf ihn haben? Warum sollte ich meine Freunde beeinflussen?

6. Möchten Sie ohne Freunde auskommen können? Sicher nicht.

7. Halten Sie sich einen Hund als Freund? Leider, leider nein. Das wäre mein ultimativer Wunschtraum gewesen, ist aber aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Dafür schaue ich mir praktisch alle Tiervermittlungssendungen im Fernsehen an. Offensichtlich bin ich unterschwellig masochitisch.

8. Ist es schon vorgekommen, dass Sie überhaupt gar keine Freunde hatten, oder setzen Sie dann Ihre diesbezüglichen Ansprüche einfach herab? Freundschaft ist für mich ein kostbares Gut, also setze ich meine Ansprüche nicht herab. Ich habe aber auch viele gute Kollegen/innen, da sind die Ansprüche dann geringer.

9.Kennen Sie Freundschaft mit Männern: a) vor Geschlechtsverkehr? nein, b) nach Geschlechtsverkehr? nein, c) ohne Geschlechtsverkehr? ja.

10. Was fürchten Sie mehr, das Urteil von einem Freund oder das Urteil von Feinden? Gerechtfertigte Urteile füchte ich nicht, ungerechtfertigte lassen mich kalt.

11. Warum? Ein gerechtfertigtes Urteil kann meine Selbsterkenntnis stärken. Ein ungerechtfertigtes Urteil fällt schlussendlich auf den Urteilenden zurück.

12. Gibt es Feinde, die Sie insgeheim zu Freunden machen möchten, um sie müheloser verehren zu können? Ich halte Feindschaft für Kraft- und Zeitverschwendung. Und warum muss ich einen Menschen mögen, um ihn verehren zu können? Ich kenne ein paar Künstler, die ich gar nicht mag, aber trotzdem, ob ihrer künstlerischen Leistung, verehre.

13. Wenn jemand in der Lage ist, Ihnen mit Geld zu helfen, oder wenn Sie in der Lage sind, jemand mit Geld zu helfen: sehen Sie darin eine Gefährdung der bisherigen Freundschaft? Wahrscheinlich ja.

14. Halten Sie die Natur für einen Freund? Ja, ich war früher eine leidenschaftliche Gärtnerin.

15. Wenn Sie auf Umwegen erfahren, dass ein böser Witz über Sie ausgerechnet von einem Freund ausgegangen ist: kündigen Sie daraufhin die Freundschaft? Aber sicher und nicht nur bei bösen Witzen. Ich vertrage kein Hintenherumgerede. Mir direkt mitgeteilt, würde mich der Witz (wenn er gut ist) wahrscheinlich amüsieren.

16. Wieviel Aufrichtigkeit von einem Freund ertragen sie in Gesellschaft oder schriftlich oder unter vier Augen? Ich erwarte von meinen Freunden in jeder Situation Aufrichtigkeit, man muss ja deshalb in Gesellschaft nicht gleich indiskret sein.

17. Gesetzt den Fall, Sie haben einen Freund, der Ihnen in intellektueller Hinsicht überlegen ist: tröstet Sie seine Freundschaft darüber hinweg oder zweifeln Sie insgeheim an einer Freundschaft, die Sie sich allein durch Bewunderung, Treue, Hilfsbereitschaft usw. erwerben? Meine Freunde sind mir eigentlich alle irgendwie überlegen (nicht unbedingt nur intellektuell). Menschen, die mir unterlegen sind, fange ich leider sofort an zu bevormunden; nicht gerade förderlich für eine Freundschaft, obwohl ich es doch so gut meine und ehrlich helfen will.

18. Worauf sind Sie aus dem natürlichen Bedürfnis nach Freundschaft öfter hereingefallen? Ich bin eigentlich noch nie "hereingefallen".

19. Wie reden Sie über verlorene Freunde? Gibt es "verlorene" Freunde?

20. Wenn es dahin kommt, dass Freundschaft zu etwas verpflichtet, was eigentlich Ihrem Gewissen widerspricht? Wahre Freunde würden niemals erwarten, dass ihre Freunde mit ihren Gewissen in Konflikt kommen. Ich würde mich in so einem Fall zuerst meinem Gewissen verpflichtet fühlen und die Freundschaft notfalls aufkündigen.

21. Gibt es Freundschaft ohne Affinität im Humor? Weiss ich nicht.

22. Was halten Sie ferner für unerlässlich, damti Sie eine Beziehung zwischen zwei Personen nicht bloss als Interessen-Gemeinschaft, sondern als Freundschaft empfinden: a) Wohlgefallen am anderen Gesicht? nein; b) dass man sich unter vier Aufgen einmal gehenlassen kann, d.h. das Vertrauen, dass nichtg alles ausgeplaudert wird? ja; c) politisches Einverständnis? politisch nicht, aber ethisch-sozial finde ich schon wichtig; d) dass einer den andern in den Zustand der Hoffnung versetzen kann nur schon dadurch, dass er da ist, dass er anruft, dass er schreibt? nein, das wäre übertrieben und passt eher zur  Verfassung Jungverliebter; e) Nachsicht? ja; f) Mut zum offenen Widerspruch, aber mit Fühlern dafür, wieviel Aufrichtigkeit der andere gerade noch verkraften kann, und also Geduld? ja; g) Ausfall von Prestige-Fragen? ja; h) dass man dem andern ebenfalls Geheimnisse zubilligt, also nicht verletzt ist, wenn etwaws auskommt, wovon er nie gesprochen hat? ja; i) Verwandschaft in der Scham? ?ich verstehe die Frage nicht; k) wenn man sich zufällig trifft: Freude, obschon man eigentlich keine Zeit hat, als erster Reflex beiderseits? ja, ein liebevolles Lächeln dauert keine Sekunde; l) dass man für den andern hoffen kann? ja; m) die Gewähr, dass der eine wie der andere, wenn eine üble Nachrede über den andern im Umlauf ist, zumindest Belege verlangt, bevor er zustimmt? ja; n) Treffpunkte der Begeisterung? ja; o) Erinnerungen, die man gemeinsam hat und die wertloser wären, wenn man sie nicht gemeinsam hätte? ja; p) Dankbarkeit? ja; q) dass der eine den andern gelegentlich im Unrecht sehen kann, aber deswegen nicht richterlich wird? ja; r) Ausfall jeder Art von Geiz? ja; s) dass man einander nicht festlegt auf Meinungen, die einmal zur Einigkeit führten, d.h. dass keiner von beiden sich ein neues Bewusstsein versagen muss aus Rücksicht? das halte ich für schwierig.

23. Wie gross kann dabei der Altersunterschied sein? Ich denke, das Alter spielt bei Freundschaften eine kleinere Rolle, als die geistig/seelische/mentale Affinität.

24. Wenn eine langjährige Freundschaft sich verflüchtigt, z.B. weil die neue Gefährtin eines Freundes nicht zu integrieren ist: bedauern Sie dann, dass Freundschaft einmal bestanden hat? War das eine wirkliche Freundschaft oder nur eine Art Kumpelei?

25. Sind Sie sich selber ein Freund? Das müssen Sie mein höheres Ich fragen.

Die Fragen hatte Max Frisch anno 1966 gestellt, die Antworten hat lorus anno 2010 gegeben.

 

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2010-05-17 12:47