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Tagebuch c.
2015-02-09 18:53
Und wieder ein Abschied

Diese Nacht habe ich wenig geschlafen. Ich konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken. Am Ende habe ich entschieden, heute von zu Hause aus zu arbeiten. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, ins Büro zu gehen. Ich wollte die ganzen Gesichter heute nicht sehen.

Da ich morgen Bewerbungsfotos machen lassen will, war das so oder so vielleicht keine schlechte Idee. So hatte meine Haut heute einen Tag frei von Makeup mehr, um sich zu regenerieren.

Noch vor einem Jahr habe ich meinen Job geliebt. Dann ging meine Lieblingsvolontärin und ich hatte zum ersten Mal Zweifeln.

Seit dem letzten Sommer hardere ich mit meiner Zukunft bei meinem Arbeitgeber. Zu viel ändert sich und das so gar nicht zum Positiven.

Monat um Monat hat es sich aufgestaut und seit Beginn des Jahres will ich eigentlich nur noch weg. Die erste Woche nach Weihnachten? Eine Qual. Die letzte Januarwoche hatte ich frei. Die erste Februarwoche war ein Albtraum. Ich hab die Stunden bis zum Wochenende gezählt.

Die Dinge, die mich am meisten stören?

Leistung wird nicht wirklich anerkannt und man hat keine Möglichkeit, voran zu kommen. Es gibt keine Perspektive, ich kann dort nichts mehr lernen. Auch das Gehalt ist unterirdisch, aber das ist noch das kleinste Problem. Die Arbeit an sich nervt mich einfach, sie ist so langweilig geworden.

Ich gehöre zu den Mitarbeitern, die immer 200% geben. Das ist gut so, denn das hat mir am Ende auch die Stelle der stellvertretenden Teamleiterin eingebracht. So mache ich an normalen Arbeitstagen immer eine halbe Stunde mehr als ich müsste. Wenn besondere Dinge anliegen, sind es leicht auch mal mehr. Aber routinemäßig ist es jeden Tag eine halbe Überstunde.

Und ich muss fast ein schlechtes Gewissen deswegen haben. Die Arbeitszeitenregelung ist so restriktive geworden und obwohl nach langem Hin und Her endlich ein System gefunden wurde, nach dem Überstunden ausgezahlt werden können, wehrt sich nun die Geschäftsführung dagegen und will möglichst keine Überstunden auszahlen. (Details würden hier zu weit führen, aber die Haltung der Geschäftsführung liegt in einer Grauzone und ist somit so was wie in Ordnung, also nicht vertragswidrig.)

Die Faulen unter meinen Kollegen profitieren von dem System. Es gibt Kandidaten, die eigentlich im Leben nie auf ihre Sollarbeitseit kommen und sie haben keine Konsequenzen zu fürchten.

Freuen kann sich die Firma natürlich, wenn es Deppen gibt wie mich, die gerne arbeiten, gerne mehr als nötig arbeiten, Einsatz zeigen. Nur Lohn gibt es dafür keinen.

Wenn ich meinen Arbeitseinsatz von 200% auf 50% herunterfahren würde, würde auch mir nichts passieren. Es ist im Grunde egal.

Es liegt nicht in meiner Natur, es jetzt zu ändern, denn immerhin habe ich so wenigstens ein gutes Arbeitszeugnis bekommen, aber es ärgert mich und ich will weg.

Wertschätzung ... Mir fehlt es an Wertschätzung. 2013 bekamen wir alle von der Geschäftsführung eine Weihnachtskarte mit einem Amazongutschein. Zwar war es nur ein sehr kleiner Betrag, aber auf die Geste kam es an. Jetzt, mehr als ein Jahr später, schaut man mit Argusaugen darauf, den Angestellten nur ja keinen Cent zu viel auszahlen zu müssen. Weihnachten 2014 gab es nicht mal mehr eine Karte. Es hätte für mich noch nicht mal ein Gutschein sein müssen, aber dass sie sich selbst die Karte geschenkt haben, fand ich schon erbärmlich.

Jegliche 'Verbesserungen', die jetzt, nachdem wir 2014 von einer größeren Firma gekauft wurden, dienen nur dazu, den Profit der Firma zu steigern. Sie fordern und fordern und geben nichts.

Die Menschen, meine Kollegen, mein Team, meine Jungs, sie waren der Grund, warum ich mich trotzdem immer auf meine Arbeit gefreut habe. Die letzten drei Monate in 2014 habe ich mir das Büro mit drei Männern geteilt und wir hatten so viel Spaß. Bis mir irgendwann bewusst wurde, dass es mir ohne sie nur halb so viel Spaß machen würde.

Deswegen habe ich mit dem Jahreswechsel das Büro gewechselt. Meine neuen Beisitzer sind immer noch cool, aber es ist nicht dasselbe und ich merke noch deutlicher, was mir die Arbeit bis dahin versüßt hat.

Mein Vorsatz für 2015 lautete daher: Ich will bis zum Jahresende einen neuen Job gefunden haben. An sich ist das gut. Morgen lasse ich neue Bilder machen. Eine absolut attraktive Stelle hatte ich im Januar sogar gefunden, leider habe ich nie eine Antwort darauf bekommen.

Ein ganz großes Problem ist es, dass bis jetzt, also vom Jahresanfang an, nur sehr wenig attraktive Stellen ausgeschrieben wurden. Hier in der Stadt. Ich würde schon gerne in Berlin bleiben, möchte auf keinen Fall nach Köln zurück. Das macht es leider nicht unbedingt leicht.

Hinzu kommt, dass wir selbst gerade wieder mitten in der Bewerbungsphase sind. Ich kenne die Konkurrenz, sehe, wer sich im Moment sonst nochh um die wenigen attraktiven Jobs bewirbt. Und es ist erschreckend.

Wir für uns haben große Probleme, unsere offenen Stellen zu besetzten, weil die Leute einfach zu überqualifiziert sind. Und mich persönlich erschreckt es sehr, dass so viele, hoch, hoch, höchstqualifizierte Leute mehr oder weniger lange schon auf Jobsuche sind. Da stimmt doch irgendetwas nicht.

Heute ist schon der 10.Februar und ich habe das Gefühl, mir läuft die Zeit weg. In den ersten 41 Tagen des Jahres habe ich nur eine Bewerbung auf den Weg bringen können. Wenn das so weitergeht, wird das nichts mit dem großen Plan.

Klar, ich bin auch picky. Ich will weg, aber nicht um jeden Preis. Ich habe eine unbefristete Stelle und mir kann so schnell nichts passieren. Wenn ich gehe, will ich irgendwohin gehen, wo ich es besser habe. Inhaltliche Herausforderungen, Abwechslung, Weiterentwicklungsmöglichkeiten, das suche ich. Und das ist nicht so einfach zu finden.

Das frustriert mich ungemein. Deswegen habe ich diese Nacht nicht viel geschlafen. Deswegen konnte ich heute einfach nicht ins Büro gehen. Mehr und mehr entwickele ich einen Widerwillen gegen meinen Job.

Heute dann hat auch noch mein Lieblingskollege gekündigt. Noch so ein Schützling von mir. Auch ihn habe ich eingearbeitet und wir hatten so einen guten Draht zueinander. Auch seinetwegen habe ich meinen alten Raum verlassen. Weil ich das Gefühl hatte, ihn aus dem Nest stoßen zu müssen. Er war zu sehr auf mich fixiert, hat noch zu oft die banalsten Dinge gefragt, war zu hilfsbedürftig. Ich wollte ihm Selbstständigkeit beibringen, mit dem Hintergedanken, dass mich ja selbst nichts mehr in der Firma hält, so dass er spätestens dann auch ohne mich hätte klarkommen müssen.

Jetzt geht er also noch vor mir. Wir haben heute kurz geschrieben. Er hat lange gesucht nach dem neuen Job. Für ihn verlässt er jetzt die Stadt. Die Gründe, weswegen er geht, sind identisch mit meinen Wünschen, zu gehen. Er ist noch mal acht Jahre älter als ich und muss noch dringender als ich darauf schauen, dass er finanziell abgesichert ist. Ich verstehe das. Ich verstehe es, dass er geht. Aber es macht mir auch Sorgen, denn so wie er es andeutete, hat er während des gesamten halben Jahres, dass er bei uns war, nach einer Alternative gesucht. Der Job, den er jetzt hat, kam auch nur durch eine gute Fügung und Kontakte zustande.

Ich war so froh, dass ich zu Hause und nicht im Büro war, als er mir von seiner Entscheidung geschrieben hat. Ich freue mich wirklich aus ganzem Herzen für ihn, dass er den Absprung geschafft hat. Aber gleichzeitig kamen mir die Tränen. Ich saß hier und hab geheult und immer wieder gesagt: "Ich will das nicht mehr machen, ich will das nicht mehr machen."

Klar, vielleicht steigere ich mich auch ein wenig in dieses Gefühl rein, aber ... es nervt so sehr ... Es ist so stupide, so langweilig. Die gerade laufende Bewerbungsphase war meine Rettung, so hatte ich wenigstens zwischendrin ein wenig Abwechslung. Aber in den ersten Gesprächen, die wir bisher hatten, viel es mir unglaublich schwer, Begeisterung zu zeigen. 'Ich bin gerne hier, die Arbeit ist toll, du solltest zu uns kommen wollen!' Das oder eine Botschaft wie diese herüberzubringen, fällt mir immer schwerer.

Natürlich ist das Jahr noch jung, aber ich habe dennoch Angst, in einem Jahr noch immer da zu sein, wo ich jetzt bin. Ich habe noch Resturlaub aus 2014 aufzubrauchen. Ideal wäre es, wenn ich Mitte April woanders anfangen könnte. Dann wäre der 25.März mein letzter Arbeitstag für diese Firma. Ja ... Ich habe es mir schon ganz genau ausgerechnet. Aber ich habe leider nichts in Aussicht.

Auch die neuen Bewerbungsfotos werden mir sicher nicht auf magische Weise 10 Jobangebote einbringen. Aber ich fühle mich besser, wenn ich mich nicht mit Bildern bewerbe, die schon an die 10 Jahre alt sind. Ich werde morgen richtig Geld raushauen und hoffe, man sieht das den Fotos auch an und weiß das auf Arbeitgeberseite zu schätzen.

Uns selbst sind Fotos ziemlich schnuppe. Mal abgesehen davon, dass Äußerlichkeiten bei der Auswahl keine Rolle spielen dürfen, sind sie uns auch egal. Wir sind lediglich neugierig, was für eine Person hinter den Schreiben steckt.

Aber ich fühle mich selbst mit meinem bisherigen Bild nicht mehr wohl. Ich sehe darauf so brav aus, so langweilig. Temperament wie eine Schlaftablette oder so. Ich wünsche mir ein Bild mit mehr Ausstrahlung und ich weiß, das ist grundsätzlich möglich und die Beispielbilder auf der Homepage der Fotografin sind hinreißend, da sollte etwas gehen.

Das ist also mein Termin morgen. Und heute weint mein Herz um meinen Lieblingskollegen. Nächste Woche wird er wahrscheinlich schon seinen letzten Arbeitstag bei uns haben und ich habe dann wieder einen Grund weniger, noch gerne zur Arbeit zu gehen.

Und ich würde mich so, so, so sehr verdammt gerne mit ihm austauschen. Aber nein, ich denke, so lange ich so gar nichts in Aussicht habe, ist es nicht klug, wenn ich mit Leuten, die auch nur entfernt mit meinen jetztigen Arbeitgeber zu tun haben, über meine Gefühlslage spreche. Trotzdem ... ich würde verdammt gerne mit ihm reden. Und ich habe das Gefühl, schon jetzt zu viel von meinen wahren Gedanken gezeigt zu haben, als gut war.

Ich will nicht mehr. Und ich würde verdammt gerne mit jemandem reden, der auch nicht mehr wollte.

Aber ...das ist nicht drin, so: Why bother?

Ich bin so froh, wenn ich Ende der Woche die Fotos habe. Viel bietet der Arbeitsmarkt hier in der Stadt nicht, aber vereinzelt gibt es doch ein paar Perlen. Und ich möchte es gerne richtig machen. Es hat so lange gedauert, bis ich mich innerlich von meinem Job verabschiedet habe, denn ich hing mal wirklich sehr an ihm. Aber jetzt wenn ich gehe, will ich es richtig machen. Nach all den Bewerbungen, die ich selbst gelesen habe, habe ich sicher nicht die Weisheit der Personaler mit Löffeln gefressen. Aber wenn ich mich irgendwo bewerbe, dann richtig. Dann will ich auch zu 100% die Bewerbung abschicken, die ich selber gerne lesen möchte. Bis ins letzte Detail.

Und hoffentlich, hoffentlich trägt das dann auch Früchte. So schnell wie möglich, aber spätestens Ende des Jahres.

Tja ... und bis dahin wäre es natürlich wundervoll, wenn ich einen Weg fände, meiner aktuellen Arbeit mit weniger Widerwillen entgegenzublicken. Irgendwie muss ich den Dreh doch wieder finden können.

Denn natürlich weiß ich auch, dass kaum jemand auf immer und ewig in seinem Traumjob arbeiten kann. So funktioniert das Leben und der Arbeitsmarkt nicht und heutzutage hat man schon viel gewonnen, wenn man einen sicheren Arbeitsplatz hat. Mein Job bietet nicht viel, aber das, was er bietet, bietet er sicher. Und für irgendetwas will ich das auch nicht wegwerfen. Es ist nur so schade, dass ich jetzt wieder einen Grund weniger habe, mich noch an dem Job zu freuen.

Wäre es eine Beziehung, eine Freundschaft, ich hätte schon längst alle Verbindungen gekappt. Es passt für mich einfach nicht mehr. Aber anders als bei einer Beziehung oder Freundschaft muss und will ich nun lieber warten, bis ich etwas Besseres gefunden habe. Einfach so zu kündigen, weil man es nicht mehr aushält, wäre auch Wahnsinn. So schlimm ist es dann auch nicht. Anders als bei meiner letzten Jobsuche bin ich jetzt nicht unbedingt darauf angewiesen, irgendetwas zu nehmen, nur um erst einmal untergekommen zu sein. Das ist schon auch ein Luxus. So muss man das auch mal sehen.

Kommentare

08:37 10.02.2015
Auch wenn das für dich vielleicht doof klingt, aber schick doch mal einen Wunsch ans Universum - mit allen Konditionen, die du dir erträumst. (Hat doch schon mal geklappt... bis zu einem gewissen Punkt...)
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02:26 10.02.2015
Na dann, ganz feste die Daumen gedrückt, dass Du Deine Perle findest!
Good luck!
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20:31 09.02.2015
ich drück dir die daumen für die jobsuche!!!
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c. Offline

Mitglied seit: 05.06.2010
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2015-02-09 18:53