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Tagebuch c.
2014-11-10 20:54
Und manchmal ist alles einfach nur beschissen ...
Morgen hat mein Hundebaby Geburtstag. Am 11.11.2003 soll er geboren worden sein, folglich wird er morgen elf Jahre alt werden. Seit Januar 2004 ist er bei uns und seitdem ist er genau das gewesen, mein Hundebaby.

Klar, natürlich bin ich 2006 zum ersten Mal ausgezogen und habe ihn nicht mitgenommen. Damals wäre es theoretisch sogar noch gegangen, Zeit hätte ich gehabt, eher als heute, um mich zu kümmern. Aber ein großer Hund in einer 30 qm-Wohnung ... Das ist für alle Beteiligten nicht schön. Mal ganz davon ab hätte meine Ma ihn mir auch niemals so einfach mitgegeben.

Und natürlich bin ich dann auch vor zwei Jahren ohne ihn nach Berlin gezogen. Ich hätte ihn sofort mitgenommen, aber damit tut man einem Tier ja keinen Gefallen. Etagenwohnung und für den Großteil der Woche alleine in der Wohnung ... Das ist Quälerei für das Tier und nur egoistisch.

Jahr um Jahr vergeht und so ein Tier wird immer älter. Spätestens seit ich hier in Berlin lebe, habe ich eigentlich immer Angst vor dem Tag gehabt, an dem man ihn einmal gehen lassen muss. Besonders große Angst hatte ich immer, dass ich dann nicht dabei sein können würde.

Nun ... Jetzt sieht es so aus, als sei der Moment gekommen. Seit Mitte Oktober geht es dem Hundebaby zusehends schlechter. Er frisst nicht mehr richtig, die Verdauung spinnt, er quält sich, hat ganz furchtbares Bauchgrummeln.

Der Tierarzt findet nichts. Die Blutwerte und auch die sonstigen Untersuchungen liefern beste Ergebnisse für einen Hund dieses Alters. Man ist ratlos. Letzte Woche schien eine Lösung gefunden worden zu sein: Eine Lebensmittelunverträglichkeit, ergo Spezialfutter. In den ersten Tagen muss es geholfen haben und er muss das Futter sehr gierig gefressen haben. Mittlerweile frisst er wieder so gut wie nichts.

Die Vorgabe vom Tierarzt ist es, dass er jeden Tag 400 g von dem Futter frisst. Seit Samstag muss er gerade mal insgesamt 300 g gefressen haben.

Morgen telefoniert der Tierarzt mit einem Kollegen, schildert die Symptome, fragt um Rat. Allerdings geht niemand mehr davon aus, dass es wirklich etwas gibt, was getan werden kann.

Dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man dem Leiden des Tieres vernünftigerweise ein Ende setzt, damit habe ich mich abgefunden. Ich bin ziemlich sicher, dass das passieren wird. Ein wahres Wunder müsste geschehen, damit sich da noch was reißen lassen könnte und elf Jahre sind schon wirklich viel für einen Hund dieser Größe und dieser Rasse.

Die große Frage ist nun: Fahre ich noch mal hin?

Unterschwellig quält mich die Situation schon seit locker zwei, drei Wochen. Da erzählte mir meine Ma, dass sie die Nacht unten im Wohnzimmer verbracht hatte, weil der Hund raus musste und danach nicht wieder mit nach oben ins Schlafzimmer wollte. In dem Moment war mir eigentlich schon klar, dass das nicht gut enden kann.

Seitdem träume ich ständig von ihm. Träume, dass er mir einfach wegläuft und ich ihn nicht wieder einfangen kann. Recht eindeutig. Am Wochenende, in der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich wieder so einen Traum. Da kam er dann doch noch mal zurück, aber nur, um dann im Traum in meinen Armen zu sterben.

Mein Vater riet mir eben dringend davon ab, dass ich komme. 'Willst du dir die Quälerei wirklich antun? Du hast nichts davon, der Hund hat nichts davon.'

Und wahrscheinlich hat er ja sogar recht. Das Tier dürfte kaum merken, ob ich dabei bin oder nicht.

Andererseits ... Man kennt ja diese ganzen Geschichten und weiß, wie sie in der Popkultur und dergleichen aufgearbeitet wurden. Eine meiner liebsten Futurama-Folgen ist 'Jurassic Bark', die, in der Fry seinen versteinerten Hund aus dem 20. Jahrhundert findet und ihn am Ende nicht klonen lässt, weil er glaubt, der Hund habe auch ohne ihn ein glückliches Leben gehabt. Dabei hat er Hund ihn nie vergessen und hat immer auf ihn gewartet.

Zum Wohl des Tieres war es damals, bei beiden Auszügen, sicher die richtige Entscheidung, ihn nicht mitzunehmen.

Und natürlich, so ein Tier lebt im Hier und Jetzt, ohne eine Vorstellung von Zukunft und Vergangenheit, vermutlich wäre es für ihn also wirklich egal, ob ich dabei bin oder nicht.

Auch die Arbeit ist natürlich eine Sache, die in die Überlegungen einbezogen werden muss. Wir haben zwar die Möglichkeit, Home Office zu machen und das ist auch relativ spontan möglich, aber ... Die günstigste Möglichkeit, spontan von hier nach dort zu kommen, ist der Fernbus. Und damit ist man natürlich den ganzen Tag lang unterwegs. Ohne Internet. Und Internet brauche ich zum Arbeiten.

Fast glaube ich, der Mittwoch wird der Tag sein, an dem es passiert. Die Entscheidung fällt wohl morgen Abend. Das Tier noch länger seinen Schmerzen auszusetzen, nur damit ich dabei sein kann, wenn er schließlich eingeschläfert wird, ist irgendwo auch nicht fair.

So, wie es aussieht, könnte ich frühestens am Mittwoch gegen 17.00 Uhr, eher 18.00 Uhr zu Hause sein. Den Hund bis Mittwochabend oder möglicherweise Donnerstag warten zu lassen, ist auch blöd.

Aus Arbeitssicht ist es ebenso blöd, einen Tag freizunehmen für den Anreisetag, aber arbeiten kann ich wie gesagt im Bus nicht und dann am Mittwochabend zu Hause bei den Eltern noch das Nötigste für die Arbeit machen zu müssen, wenn gerade der Hund eingeschläfert wurde, ist auch blöd. Zumal das Nötigste an einem Arbeitstag allerspätestens um 19.00 Uhr erledigt sein muss und das ist sowieso kaum zu schaffen, wenn ich den Bus nehme. Einen Urlaubstag für die Anreise zu nehmen, wäre also so ziemlich die einzige Lösung. Für die Kollegen, die so spontan einspringen müssen, ist es natürlich ziemlich beschissen. Außerdem müsste ich das Ganze schon morgen organisieren und die Entscheidung, ob der Hund eingeschläfert werden muss, fällt ja erst morgen nach Arbeitsschluss.

Nach allem, was ich höre, scheint die Lage so prekär zu sein, dass es genauso unverantwortlich wäre, den Hund noch bis zum Wochenende warten zu lassen, damit ich auf der Arbeit meine Vertretung geregelt kriege.

Eine beschissene Situation.

Klar, wenn der Hund vor ein Auto gelaufen wäre, wäre ich auch nicht bei seinem Tod dabei gewesen. Aber ich habe mir immer gesagt, wenn es sich abzeichnet, dass Einschläfern die letzte Option ist, dann versuche ich alles, um mit dabei zu sein. Und im Prinzip könnte es ja tatsächlich noch organisiert werden. Aber ... So wie es damals egoistisch von mir gewesen wäre, den Hund bei meinem Umzügen mitzunehmen, wäre es jetzt irgendwo auch genauso egoistisch, wenn ich das durchziehe. Für die beteiligten Menschen auf der Arbeit entstehen dadurch nur Nachteile und ob es für das Tier jetzt wichtig ist, ob ich dabei bin oder nicht, weiß niemand. Für mich wäre es irgendwie wichtig. Auch wenn es alles andere als vernünftig ist.

Wäre es ein Elternteil in dieser Situation, wäre die Entscheidung natürlich auch völlig klar und sie wäre auch gesellschaftlich absolut akzeptiert. Bei einem Tier erntet man vermutlich nur Kopfschütteln.

Urlaubstage hätte ich noch genügend, davon könnte ich sogar noch 3 1/2 Wochen Urlaub am Stück nehmen.

Die Vernunft weiß viele Gründe, warum ich es nicht machen sollte. Arbeit ist dabei ein sehr gewichtiges Argument. Andererseits ... ist da der Hund ... ihm geht es wirklich so offensichtlich schlecht. Wenn er am Mittwochvormittag erlöst werden könnte, warum sollte man ihn dann bis Mittwochabend oder sogar bis Donnerstag warten lassen, nur damit ich dabei war?

Das ist so ziemlich der gewichtigste Punkt, der mir Probleme macht. Was ist am besten für das Tier und lasse ich es zugunsten meiner egoistischen Wünsche vielleicht am Ende mehr leiden als nötig?

Die Frage kann mir wahrscheinlich niemand beantworten. Vor allem nicht vor dem morgigen Abend.

Es ist verdammt unwahrscheinlich, aber vielleicht weiß der Kollege von dem Tierarzt ja doch noch einen Rat, der dem Tier wirkliche Linderung und Besserung ohne massive Einschränkungen verspricht. Vielleicht ist die Meinung des Kollegen aber auch so eindeutig, dass man am Ende sagt, dass Tier hat schon viel zu lange gelitten, jede Stunde mehr ist eine Stunde zu viel. So ein Tierarzt macht ja auch Hausbesuche, dass er also auch noch morgen Abend bei meinen Eltern vorbeifährt, ist gar nicht so unwahrscheinlich, wenn alles hart auf hart kommt. Dann wäre ich auch nicht dabei und es wäre das Beste für das Tier.

Eine beschissene Situation. Anders kann man es nicht nennen. Richtig beschissen ist es.

Kommentare

22:14 30.11.2014
Ich verstehe, dass die Situation immer noch schwierig ist, aber immerhin habt ihr einen Ansatzpunkt, das sah ja vor kurzem noch ganz anders aus. Ich wünsch dem Kleinen gute Besserung und euch ganz viel Glück!
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20:08 30.11.2014
Das ist aber lieb, dass du fragst, danke dir.

Die Biopsie wurde doch erst letzte Woche gemacht, Ergebnisse gibt es wahrscheinlich am Dienstag. Im Moment gibt es Cortison und deswegen ist wenigstens der Appetit zurück.

Erstaunt war man, als man bei der Biopsie zuerst eine ganze Menge eitriger Flüssigkeit angesaugt hat und dadurch der Knubbel schon merklich kleiner wurde.

Möglicherweise ist es also kein Tumor, sondern ein Abszess, aber ich versuche, mir noch keine zu große Hoffnung zu machen.

Rosig sieht anders aus, aber zu mindestens das Einschläfern steht noch nicht unmittelbar bevor. Insgesamt gleicht die Situation noch immer einer ziemlichen Achterbahnfahrt und noch scheint so ziemlich alles möglich zu sein. VLG
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21:40 28.11.2014
wie geht's dem Hundebaby inzwischen? VlG
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21:24 15.11.2014
Die Sorge um das geliebte Tier kann einem manchmal echt den Atem rauben...
Ich glaube, ich würde ans Ende der Welt fahren für meine Mieze, dabei gehört sie ja noch nicht mal mir, sondern den Nachbarn...
Übrigens, im ADAC Fernbus hast du (funktionierendes!) Internet, falls du doch spontan on the road willst.
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18:00 14.11.2014
wenigstens haben sie was gefunden, und ihr habt jetzt vielleicht einen ansatzpunkt. ich drück euch ganz ganz fest die daumen, dass man das (gut)behandeln kann, das wäre so großartig!!
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15:01 14.11.2014
Ihr Lieben, ich danke euch für eure Nachrichten. Tatsächlich hat der Tierarzt am Dienstag doch noch etwas gefunden: Einen Knubbel an der Außenwand des Enddarms. Das hilft mir schon mal sehr, denn wenn jetzt doch die Entscheidung zum Einschläfern fallen sollte, gibt es wenigstens einen Grund dafür. Es ist jedenfalls sehr viel besser als mitansehen zu müssen, wie es dem Tier immer schlechter geht und man weiß gar nicht, warum und kann auch nichts tun. Nächste Woche wird erst einmal eine Biopsie von dem Ding gemacht, um herauszufinden, ob es Krebs ist oder etwas anderes. Es bleibt also spannend, jedenfalls für mich. Schönes Wochenende euch und danke noch mal.
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05:45 12.11.2014
Das ist schlimm zu lesen. Auch dieses Hin-und-Her-Gerissen-sein; ich hoffe, du findest eine für dich befriedigende Lösung, mit der du nicht hadern "musst". Ich persönlich würde mich auch verabschieden wollen.
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13:04 11.11.2014
das tut mir auch sehr sehr leid! ich glaube, für dich persönlich könnte es schon wichtig sein, wenn du dabei wärst, auch wenn dein hund es evtl. nicht mitbekommt. und vielleicht kann man wirklich noch bis mittwochabend, donnerstagfrüh warten? je nachdem, wie sehr er leidet.
so ein abschied von einem geliebten tier ist echt nicht leicht, aber das verstehen wohl nur tierbesitzer. ich drück dich!
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06:20 11.11.2014
das tut mir sehr leid für dich.
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2014-11-10 20:54