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Tagebuch c.
2017-04-02 20:58
#storytime - Teil 2: Der Italiener
Ich habe entschieden, die Geschichte in drei Teilen zu erzählen, um so jedem einzelnen Teil auch besser gerecht werden zu können. Der zweite Teil wird sich nun mit meiner Romanze mit dem Italiener befassen, die irgendwie immer noch keinen endgültigen Ausgang gefunden hat. Mit dem Italiener und mir ist es, wie man heutzutage so schön sagt, kompliziert. Zu einem nicht unerheblichen Teil liegt das sicher auch daran, dass es für mich nie immer nur um ihn ging, sondern immer auch irgendwie Mister Silvester für mich drinhing in der ganzen Geschichte. Für eine Weile lief es recht gut mit dem Italiener nach seinem Besuch hier im Juli. Bis er nach meine Irlandurlaub im August irgendwie sein Verhalten änderte und seltsam wurde und ich Mister Silvester davon erzählte und er Zweifel schürte. Wir haben sehr viel diskutiert, der Italiener und ich. Über WhatsApp und am Telefon. Nicht wirklich ideal, besonders wenn man bedenkt, dass wir uns noch nicht lange kannten und erst einmal getroffen hatten. Ende September war er trotz allem noch mal bei mir, diesmal für zwei Tage und direkt bei mir. Ich glaube, wir hatten uns beide unheimlich auf den Besuch gefreut, aber letztendlich war er die reine Katastrophe. Der erste Abend und die erste Nacht waren okay, ja, sogar schön. Aber dann am Samstagmorgen … er wollte für uns kochen, es musste noch dafür eingekauft werden, er wollte in meiner Wohnung bleiben und einen Netflix-Film auf meinem iPad schauen, während ich einkaufen gehen sollte. Und ich war nur semi-begeistert von der Planung, vor allem, weil ich ein mulmiges Gefühl dabei hatte, eine fremde Person alleine in meiner Wohnung zu lassen, wenn auch nur für eine Stunde maximal. Ich weiß nicht, wie klug es letztendlich war, dass ich das auch angesprochen habe, aber in der Situation hielt ich es für sinnvoller, auch zu erwähnen, was für ein enormer Vertrauensaufwand diese vermeintliche Kleinigkeit für mich bedeutete. Und völlig irrational finde ich meine Bedenken bis heute nicht. Wir kannten uns gerade mal an die drei Monate und hatten uns einmal vorher erst getroffen. Außer meinen Eltern habe ich noch nie jemanden alleine in meiner Wohnung gelassen. Es ging mir nicht mal darum, dass ich fürchtete, er könne mich bestehlen oder so. Aber einfach die Tatsache, da jemanden in meinem privatesten Bereich alleine zu lassen, jemanden, den ich noch nicht gut kannte, fühlte sich seltsam an. Nun gut, vielleicht verständlicherweise, kippte die Stimmung dann, nachdem ich vom Einkauf zurück war. Er ließ seine verletzten Gefühle an mir aus. Die Nudeln, die ich kaufte, waren falsch, das Messer nicht scharf genug, die Pfanne beschissen, sowieso alles doof und ich war zu unsexy und zu leise und passiv beim Sex. Es waren Kleinigkeiten, alle geäußert in Nebensätzen im Verlauf der nächsten zwei Stunden, aber insgesamt war er plötzlich anders, regelrecht passiv aggressiv mir gegenüber. Der Entschluss, ein bisschen was von der Stadt anzuschauen, machte es auch nicht besser. Wir waren an der Bernauer Straße und schwiegen uns praktisch nur noch an. Auf der Fahrt dorthin. Am Denkmal selbst. Danach beim Essen. Auf der Fahrt zurück. Die Art und Weise, wie er sich mir gegenüber verhielt, war so erschreckend ähnlich zu dem Verhalten meines Vaters, der mich auch gerne mit dem „silent treatment“ bestrafte in der Vergangenheit. Und ironischerweise war es auch das letzte Mal an der Bernauer Straße, als mein Vater und ich die letzte große Krise hatte und er mich an dem Wochenende, an dem er und meine Mutter in Berlin waren, damals im April 2015, auch für die gesamte Zeit mit Schweigen strafte. Ich kann mit so etwas schwer umgehen und es triggert ganz viel Ungutes aus der Vergangenheit. Ich werde unsicher, ziehe mich zurück, weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Das macht es natürlich nicht besser. Abends bei mir eskalierte die Situation zu einem handfesten Streit. Letztendlich war er verletzt, weil ich ihm nicht vertraut und ich versuchte zu erklären, dass seine Reaktionen kontraproduktiv sind und nicht gerade Vertrauen fördern. Ich wollte erklären, dass um meine Ängste zu besiegen, ich jemanden brauche, der mich an die Hand nimmt und mit mir gemeinsam der Angst ins Gesicht lacht. Wie Mister Silvester, der damals blieb und sich nicht zurückzog, nachdem ich ihn am Flughafen stehen gelassen habe. Natürlich habe ich Mister Silvester nicht erwähnt in der Situation. Der Italiener ließ sich tatsächlich zum Bleiben überreden statt um 23.00 Uhr noch nach einem Hotel zu suchen, aber am nächsten Morgen … wusste keiner von uns, wie es nun weitergehen soll, als er ging. Wir hatten dann kurz darauf noch einige telefonische Auseinandersetzungen, in denen seine Ähnlichkeiten zu den negativen Eigenschaften meines Vaters doch mehr als deutlich wurden und ich mir selbst sicher war, dass diese Verbindung wohl nicht unbedingt gesund für mich ist. Aber irgendwie … Zeit zieht ins Land und man vergisst. Wir blieben in Kontakt und als klar war, dass er zum Jahresende eine neue Wohnung haben würde, beschlossen wir, dass wir beide Silvester gemeinsam bei ihm feiern wollten. Es kam dann doch ein wenig anders als geplant … Anfang Dezember zog er in die neue Wohnung ein. Durch Zufall fand ich heraus, dass er gleich am allerersten Wochenende Besuch von einem anderen Mädel hatte. Einer Instagram-Freundin. Es wäre nett gewesen, wenn er mir von Anfang an von ihrem Besuch erzählt hätte, aber wir waren tatsächlich nicht in der Situation, in der es zwingend nötig gewesen wäre, dass er mir von ihrem Besuch erzählt. Was mich viel mehr beunruhigt hat, ist, dass er mir immer noch nichts von ihrem Besuch erzählte, als ich ihn explizit danach fragte, ob er schon Besuch in der neuen Wohnung hatte. Ich gebe es zu, ich wollte ihn testen und habe ihn nicht direkt nach ihr und ihrem Besuch gefragt, sondern die Frage bewusst allgemein gehalten, weil ich wissen wollte, ob er mir von ihr erzählt. Er hat es nicht getan. Wäre das alles gewesen … ich hätte es vielleicht sogar abhaken können. Vielleicht. Aber … ich hatte auch herausgefunden, dass er mich schon einmal wegen ihr belogen hatte und die Situation damals war nicht einfach nur missverständlich, da hatte er gelogen. Und zwar war das bei seinem ersten Besuch in Berlin, damals, im Juli, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Lange vor allen Krisen und Missverständnissen zu einem Zeitpunkt, als zwischen ihm und mir alles eigentlich gut war. Er war damals nur für eine Nacht in Berlin und es war nie geplant gewesen, dass er bei mir übernachtet. Das ist schon okay. Insofern konnte er natürlich Pläne machen, wie er wollte. Aber er hat wohl in der Zeit, als er zurück zum Hotel ging, zufällig bemerkt, dass sie an diesem Wochenende auch zu Besuch in Berlin war und hat sich mit ihr für den nächsten Morgen zum Frühstück verabredet. Bei mir hatte er zwar trotzdem noch übernachten wollen … Aber wofür … ist mir im Nachhinein nicht so ganz klar. Denn am nächsten Morgen hatte er es sehr eilig, zu gehen. Auch wenn ich schon angezogen war und sein Flug erst gegen Mittag ging, wollte er auf keine Fall, dass ich ihn zum Flughafen begleite. Er hatte verschiedene Ausflüchte. Erst sagte er, er wolle noch shoppen gehen. Auf meinen Hinweis, dass Sonntag war und keine Geschäfte offen haben, meinte er dann, er sei gerne vor dem Flug noch ein bisschen alleine. War dann auch okay. Damals. Als ich dann wusste, dass er nicht wollte, dass ich ihn begleite, weil er mit einem anderen Mädel zum Frühstück verabredet war, war ich schon mehr als … erstaunt. Es ist nicht nur seltsam, dass er doch noch bei mir übernachtet hat, während er gleichzeitig schon Verabredungen für den nächsten Morgen traf. Er und ich, wir waren gerade damals einander zu nichts verpflichtet. Er hätte einfach sagen können, dass er jemanden zum Frühstück trifft. Er hätte nicht zu erwähnen brauchen, dass er sie bis zu dem Zeitpunkt auch nur aus dem Internet kannte und dass die Verabredung erst getroffen wurde, als er die Koffer holte, um bei mir zu übernachten. Ich hätte nichts gesagt damals gegen die Erklärung: „Sorry, aber ich bin noch anderweitig zum Frühstück verabredet.“ Ich weiß nicht, welche Rolle sie in seinem Leben spielt oder spielte. Aber ich fand es schon sehr merkwürdig, dass er sich ihretwegen mehrmals so seltsam mir gegenüber verhielt. Wie dem auch sei, ich habe meinen Flug für Silvester dann wieder gecancelt und nachdem ich ihm nicht begreiflich machen konnte, was mein Problem bei der Sache ist (nicht die Tatsache, dass er sie getroffen hat, sondern dass er mir beide Male nicht davon erzählt hat), dachte ich eigentlich, das war es. Und tatsächlich habe ich zu Anfang des Jahres erst mal nichts mehr von ihm gehört, bis er sich, lustiger Weise, an dem Tag, an dem ich das erste Telefoninterview für meinen neuen Job hatte, wieder meldete. Seitdem höre ich regelmäßig von ihm und er ist erstaunlich unterstützend, hat immer wieder nach dem Stand meiner Bewerbungen gefragt, sich unglaublich über die Zusage gefreut und war … aufmerksam und ist es noch. Er hat nur einmal angefragt, ob ich ihn noch mal zu einem Kaffee treffen würde, wenn er mal wieder in Berlin ist und letztens vorgeschlagen, ich könne ihn ja in meinem Urlaub jetzt besuchen, als ich erwähnte, dass ich mich ein wenig einsam fühlte. Und das ist es wohl auch … von meiner Seite und vielleicht auch von seiner, Einsamkeit, die uns den Kontakt aufrechterhalten lässt. Mein Vertrauen ist immer noch futsch und alles, was ich an Gefühlen für ihn hatte, ist nicht mehr so wirklich da. Es ist schön, dass da jemand ist, der sich meldet und den es interessiert, was mit meinem Leben ist. Und ja, auf einen Kaffee würde ich ihn sogar durchaus treffen. Als Freunde. Und ab und zu, da sind da sogar die Momente, in denen ich doch über mehr nachdenke. Aber so alles in allem traue ich dem Braten nicht. Das Mädel und er, alle beide, posten fast kaum noch etwas auf Instagram und haben nie wieder ihre Fotos gegenseitig geliked oder kommentiert, seit dem Zwischenfall im Dezember. Denn es war zum einen ein Bild, viel eher aber noch die Bildunterschriften und ihre jeweiligen Kommentare dazu, durch die ich herausgefunden habe, dass sie Anfang Dezember gleich am ersten Wochenende in der neuen Wohnung bei ihm war und dass er sie damals im Juli nach der Nacht bei mir zum Frühstück getroffen hat. Dass sie sich nun öffentlich so völlig ignorieren, ist ebenfalls merkwürdig. Aber eigentlich auch egal. Denn wann auch immer unsere Geschichte endgültig zu Ende ist, vorwerfen lassen kann ich mir eigentlich nichts. Schließlich sagt er nicht konkret, was er will und zwingt mich nicht, konkret Stellung zu beziehen. Letztendlich funktioniert es wahrscheinlich im Moment für uns beide ganz gut, wie es ist, weil wir beide ein wenig einsam sind und uns über das Gefühl freuen, dass da vermeintlich wer ist … Und wer weiß … ein Treffen in Berlin, wenn er mal zufällig in der Stadt ist … Wir werden es sehen. Kommentare |
c. OfflineMitglied seit: 05.06.2010DE mehr... 2017-04-02 20:58 |