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Tagebuch Bunny_Hop
2005-08-27 13:01
Unerwartet, niederschmetternd..
Ich trug eine verwaschene Bluejeans, hohe Stilettos und ein von mir selbst entworfenes und genähtes Oberteil. Mir gefiel es und was das Beste ist, ich lief keinerlei Gefahr, dass irgendjemand mit demselben Outfit auftreten würde.
Wir hatten um halb elf einen Treffpunkt an der Tür vereinbart, ich war pünktlich dort, bezahlte den Eintritt und trat ein. Irgendwie war es fast vorhersehbar, aber der erste Mensch den ich von meinen Bekannten erblickte, war Andi. Er hatte die Tür im Auge behalten und deshalb erblickten wir uns sofort, wir schauten uns an, wir musterten uns. Dann viel mir etwas auf, kein Mädchen hing an seinem Arm, Melanie war offensichtlich nicht dabei!

Ich drehte mich um und ging zu zwei anderen Bekannten aus meiner Stufe, Andi lies ich ohne eine Begrüßung stehen.
Später verteilten wir uns alle auf zwei Tische, wir waren einfach zu viele. Es gab noch ein weiteres Problem und zwar der Alkohol! Meinem Magen ging es zwar wieder gut aber allein der Gedanke an Alkohol war übelkeitserregend, also bestellt ich ein Spezi und war mir bewusst, dass mich alle aufziehen würden. Andi saß an meinem Tisch, ich hätte das gerne vermieden, aber wir hatten nunmal denselben Freundeskreis, es lies sich nicht vermeiden und so habe ich beschlossen, einfach stark und ihm gegenüber kühl zu sein!
Als er mein Spezi bemerkte zog er spöttisch eine Augenbraue nach oben, nun gut, ich kann es ihm nicht verwundern, ich kann mich nämlich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal auf einer Party ein Spezi getrunken hatte. Dafür sind Partys nicht da, finde ich!
Aber Andi sagte nichts, die anderen natürlich schon.
"Was denn los, warum trinkst du Spezi?"
"Gestern ein bisschen zu viel gefeiert."
Alle lachten, sie wussten, dass dies der einzige Grund war, der mich vom Trinken abhalten konnte.
Hey, liebe Leser, ich bin keine Säuferin! Ich trinke nur auf Partys und ab und zu zum essen und.. Aber alles in Maßen :) Zumindest normalerweise!
Ich führte interessante Gespräche, ich wurde zwei Mal über die Flirtline angerufen und ich tanzte. (Ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben )

"Wo ist Melanie?" Also das war ja auch meine Frage, aber ich hätte sie natürlich niemals gestellt, gut dass es da auch andere gibt, denen das aufgefallen ist. Ich spitzte die Ohren und blieb reglos sitzen. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass mich Andi beobachtete.
"Ich weiß es nicht!"
"Du weißt nicht wo deine Freundin ist?"
"Melanie ist nicht mehr meine Freundin, wir haben uns getrennt!"

Stille, Stille um mich herum, Stille in mir, alle sehen Andi an, außer mir, ich starre einfach gerade aus. Andi sieht mich an.

"Warum, seit wann?"
"Seit zwei Tagen, es ging einfach nicht mehr, meine Gefühle für Melanie haben sich verändert!"

Stille in mir. Kein Gefühle, nichts!
Ich sehe Andi nicht an.
Mein Handy klingelt, mechanisch gehe ich ran. Am Telefon ist meine Schwester, sie ist in Tränen aufgelöst, einer meiner Halbbrüder hatte einen tödlichen Unfall. Während sie mir alles berichtet, höre ich nur zu, ich weiß wie mein Gesicht jetzt aussieht, ich sehe dass mich alle beobachten. Tränen steigen mir in die Augen und laufen mir über die Wangen. Es ist Stefan und er ist tot.

"Ich komme sofort!" Ich schließe mein Handy, starre eine Weile in die Luft. Ich spüre die Hand meines Nachbars auf meiner Schulter,volller Mitgefühl.
"Was ist passiert?"
"Mein Halbbruder hatte einen tödlichen Unfall." Meine Stimme ist tonlos.
Ich stehe auf, ergreife meine Jacke und Handtasche. "Das tut mir schrecklich leid."
Ich nicke ihm zu, unfähig ein Wort zu sprechen, die Tränen strömen mir ungehindert über das Gesicht, ich kann sie nicht zurückhalten, ich kann die Fassung nicht wahren. Ich nicke zu, nehme meine ersten Beileidsbekundungen entgegen. Dann drehe ich mich um und gehe nach draußen. Ich bin wie in Trance, war dies womöglich alles nur ein schlechter Scherz?
Ich steige in ein Taxi. "Zum Krankenhaus bitte!."
Als ich eintrete, sehe ich gleich meine Familie, die in der Halle steht. Weinend, aufgelöst, sich umarmend.
Ich werde begrüßt, aber mich umarmt keiner, schon lange bin ich kein Teil dieser Familie mehr. Aber da ist mein Halbbruder, derjenige zu welchen ich das allerbeste Verhältnis hege, derjenigen der sogleich Vater, Freund und Bruder für mich ist. Wir umarmen uns und bleiben ewig so stehen.
Später dürfen wir zu meinem Bruder um Abschied zu nehmen.

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leben 

Kommentare

12:43 27.08.2005
Mein tiefes Beileid. Wünsche Dir ganz viel Kraft!
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2005-08-27 13:01