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Tagebuch Bunny_Hop
2005-08-27 23:06
Totenschein und Sargauswahl
Es gibt drei Menschen, die Stefan am nächsten standen. Drei Menschen die der engste Kreis seiner Familie waren.
Meine Familiensituation war schon immer kompliziert, es gab Scheidungen, es gab neue Hochzeiten, es gibt Halbrüder und Stiefgeschwister.
Stefan war einer meiner drei Halbrüder, allesamt Söhne meines Vaters, aber von einer anderen Frau, sie war jung an einem Krebsleiden gestorben.

Trotz oder vielleicht gerade weil unsere Familie so groß ist, gibt es unterschiedliche Bezugsgrade. Ich zum Beispiel stand meinen leiblichen Geschwistern niemals wirklich nahe, dafür verstand ich mich blendend mit Alex, meinem ältesten Halbbruder und dann mit Stefan. Wir waren ein Kreis und eigentlich waren wir eine Familie. Wir waren immer ein bisschen die "Liga der Aussenseiter". Aber das machte uns niemals etwas aus, denn wir hatten schließlich uns!

Stefan ist jetzt tot und dieser Verlust haut mich um. Es kommt mir vor als wäre ein Teil meines Herzens abgestorben, es ist der Teil in dem Stefan seinen Platz hatte. Es tut schrecklich weh und ich habe das Gefühl unter dem Schmerz zu zerbrechen!

Dennoch, heute musste ich stark sein, denn auf Grund unseres engen Verhältnisses, hatte man in der Familie beschlossen, dass Alex und ich mich um die Beerdigung kümmern sollten. Stefans Beerdigung, die Beerdigung einer meiner wichtigsten Bezugspersonen in meinem Leben!

WIr holten den Totenschein ab, wir setzen einen Tag für die Beerdigung fest, sie wird am Mittwoch stattfinden. Wir kümmerten uns um den Gottesdienst, wählten die Musik aus, die man am Grab spielen sollte. Wir bestellten einen Sarg, wir bestellten Blumenkränze. Wir verfassten die Todesanzeige für die Zeitung und wir suchten ein Bildchen für die Sterbebriefe. Wir benachrichtigten seine besten Freunde!

Während all dem waren wir beide gefasst, wir haben uns an den Händen gepackt, wir haben es durchgestanden, als Team. Stefan hätte gewollt das wir jetzt stark sind, ich bin mir ganz sicher. Aber Stefan war noch so jung, er hätte noch nicht sterben dürfen! Soetwas ist ungerecht!

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leben 

Kommentare

03:04 28.08.2005
du machst das ganz toll. meine bewunderung.
habe mich auch schon ein paarmal um die letzten dinge von verwandten kümmern müssen, es kommen dann viele gedanken.
ob das leben des/der verstorbenen soweit o.k. war?
ob er/sie (schon) alles erlebt haben, was im leben erlebenswert ist – und was ist wirklich wichtig im leben???
hätten dinge besser oder anders ablaufen sollen oder können?
dabei kommt man automatisch auf das eigene leben und fragt sich, was man selbst im eigenen leben besser machen könnte – unter dem aspekt, dass man selbst auch nur noch stunden, tage, wochen zu leben hätte? die alltagsprobleme und -gedanken relativieren sich dann schnell. vielleicht hätte man ich doch dieses oder jenes gönnen sollen?
wer würde bedauern, wenn man selbst plötzlich nicht mehr wäre? wer bekäme evtl. probleme? weshalb? was könnte man tun, das es denjenigen im falle des falles besser geht?
es ist nichts neues, dass man eigentlich so leben sollte, dass man jeden tag auch sterben könnte, mit dem wissen, dass alles o.k. ist, was man gemacht oder nicht gemacht hat. soweit es das alter zulässt. und alle vorhaben, absichten und pläne werden wohl auch in einem superlangen leben nicht gelingen.
aber vielleicht bewirken solche gedanken dann doch, das man manches im eigenen leben doch anders gestaltet.
auf jeden fall sollte man wohl versuchen, jeden tag in frieden und im guten geiste mit all denen beenden, die einen lieben. so dass man auch jederzeit für immer gehen könnte, ohne offene wunden.
den verstorbenen selbst braucht man eigentlich nicht zu bedauern, er hat es eigentlich „geschafft“.
nur die, die um ihn trauern, sind „leidtragende“ im sinne des wortes, die mit dem "beileid" der eniger betroffenen ein wenig gestützt werden.
und trotzdem geht das leben weiter, täglich müssen tausende mit einem solchen verlust klarkommen und meist geht es ja dann auch irgendwie.
ich wünsche dir alle kraft, die du jetzt brauchst!
Good luck!
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23:16 27.08.2005
Oh man.. ich fühle so mit dir. Es tut mir so leid für dich.
Ich bewundere wie stark du dabei bist!!
Ich wünsch dir und Alex alle Kraft der Welt!!
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2005-08-27 23:06