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2008-08-24 15:30
Oma
Der Besuch bei Oma im Krankenhaus hat mir fast das Herz gebrochen.
Sie sieht so winzig aus...und ihre Augen sind ganz groß als hätte sie Angst.

Sie trinkt zu wenig, sagen die Ärzte. Nicht mal einen Liter pro Tag. Und gegessen hat sie schon zu Hause fast nichts.
Meine Tante und ich haben auf allen möglichen Wegen versucht auf Oma einzureden.
Ich weiß nicht wie oft Oma den Satz "Ich kann nicht" gesagt hat.
"Ich kann einfach nicht mehr trinken"
"Ich kann nicht laufen..."
"Ich kann nicht essen"
"Ich kann nicht sitzen"

So kenne ich sie nicht. So war sie nie.

Als ich in die 1. Klasse kam, hat mir Oma ein Poesiealbum geschenkt und mir ein Gedicht reingeschrieben. Es heißt "Sage nie das kann ich nicht".
Und ich kann es auswendig.

Ach verdammt...
Ich musste so heulen gestern, als ich im Bett lag. Ich weiß einfach nicht wie ich ihr helfen soll.
Sie scheint sich aufgegeben zu haben. Seit Opa damals krank wurde...da hat es angefangen. Und seit Opa tot ist....manchmal hab ich das Gefühl Oma möchte jetzt auch sterben.

Es muss furchtbar sein allein in diesem großen Haus zu sein. Alles erinnert an Opa. Überall Spuren. Sie muss noch vor sich sehen, wie er in seinem Fernsehsessel sitzt und die Füße hochlegt. Sein Bett ist immernoch bezogen als ob er sich abends zum Schlafen hinein legen wollte. Ich verstehe, dass man an soetwas ganz leicht zerbrechen kann.
Ich habe ja selbst noch daran zu knabbern. Wie schlimm muss es da für Oma sein.
Es ist schlimm zu wissen, dass jemand niemals wieder kommt.
Aber wir können es uns nicht aussuchen.

Und es ist...es ist nicht fair...einfach aufzugeben.

Ich weiß, dass ich Omas Lieblingsenkelin bin. Ihr erstes Enkelchen. Sie hat mich ganz lang umarmt als ich gekommen bin gestern.

Bei Opas Beerdigung wollte sie, dass ich bei ihr stehe und ihre Hand halte. Und vor drei Tagen am Telefon hat sie zu mir gesagt "Du hilfst mir doch, wenn ich daheim bin, oder?"
Ich hab ja gesagt. Aber ich weiß nicht wie ich das machen soll. Im Augenblick arbeite ich bis abends...und im Oktober werde ich wieder in Mainz sein.
Und ich will...dass sie sich aufrappelt.

Sie hat Schmerzen nach der Operation. Aber das ist normal. Da muss man durch. Und auch da haben wir ja alle leicht reden.

Verdammt sie war doch früher so optimistisch. So stark....
Wo ist das jetzt alles hin?

Ich weiß nicht was ich noch tun soll.
Sie könnte glücklich sein. Trotz allem...
Sie hat drei Kinder, die sie lieben. Sie hat nen ganzen Stall voll Enkelkinder. Die zwei Knuffels sind nicht mal ein Jahr alt.
In unserer Familie ist Platz für eine Oma. Warum...warum will sie diesen Platz nicht einnehmen...

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Kommentare

17:51 24.08.2008
ich danke euch beiden....danke für den tipp havanna...gute idee ^^
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16:17 24.08.2008
ich kann deine hilflosigkeit nachfühlen, in meinem fall ist es nur noch das warten auf's ende. so schlimm es klingt, aber ich glaube nicht, dass es eine bessere lösung als den tod für meine oma gäbe. deine kann wenigstens noch reden, meine kann weder reden noch trinken noch essen oder gehen. und vergessen hat sie auch schon vieles. es bricht einem das herz, weil das nicht mehr der mensch ist den man kannte, den man liebte, so viele jahre lang. fühl dich herzlich gedrückt.
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16:04 24.08.2008
vielleicht hat die große lücke in ihrem leben ihr den blick auf ihren platz in der familie verstellt. kannst du ihr nicht vielleicht einen brief schreiben, und ihr mal ganz deutlich machen, wie sehr ihr sie noch alle braucht? das könnte ihr beim gesund werden bestimmt helfen.
liebe grüße
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2008-08-24 15:30