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Tagebuch Stern
2005-11-06 21:32
Mein Part?
Heute waren Daddy und mein Onkel Tom bei meinem Opa. Als seine Kinder haben sie gehofft sie könnten vielleicht etwas erreichen. Meine Tante Maria war absichtlich nicht mit dabei ,weil sie bestimmt wütend geworden wäre so wie es ihre Art ist.
Mom und ich waren bei meiner Tante Diana , die gerade ein Friseurgeschäft eröffnet hat , beim verkaufsoffenen Sonntag.
Als wir heimkamen sind wir bei Tom und seiner Frau vorbei um zu erfahren wie das Gespräch gelaufen ist. Die betretenen Mienen sagten eigentlich schon alles.
Tom meinte , Opa habe alles gar nicht realisiert. Sie haben ihm erklärt er könne nicht annehmen keiner würde etwas bemerken. Der ganze Chor wüsste Bescheid (was ja auch alles stimmt) und außerdem haben sie auch mich und meinen Bruder erwähnt. Als die ältesten der Enkel wüssten wir ja auch Bescheid und würden ständig nachfragen. Dad hat gemeint darauf hätte er gar nicht reagiert. Beim nächsten Satz schon wieder vergessen. Vom Thema abgelenkt. Zum Beispiel hat er gemeint (über mich) "Ein Glück ,dass sie mit dem nicht mehr zusammen ist". Toms Frau , Alex hat mir da zum ersten Mal aufgedeckt ,dass er meine Beziehung mit Marc mitunter oft als Grund zum Trinken genommen hat. Eher als Ausrede natürlich. Trotzdem fühle ich mich getroffen und schuldig.
Ich meine andererseits ist es meine Sache mit wem ich zusammen bin und auch meine Fehler.
Dennoch: sollte mein Opa jetzt (was hoffentlich nicht geschieht) wegen seinem ganzen Alkohol sterben , würde ich mich schuldig fühlen. Ich würde nie mehr froh werden ,glaub ich mit so ner Schuld auf der Seele. Fast wie ne Mörderin irgendwie.
Jedenfalls gestern ,als wir bei Tom alles besprochen haben , hat Alex gemeint , es wäre gut wenn Tom und Dad mich "in petto hätten". Das heißt sie glauben ich hätte als älteste Enkelin möglicherweise mehr Überzeugungskraft. Doch wie sollte ich das bloß durchstehen?
Tom war heut Abend am Tisch gesessen und hat geweint. Mein Lieblingsonkel geweint!
Dad hat erzählt , wenn meinem Opa die Argumente ausgingen hat er alle , einem Rundumschlag gleich , einfach drauflosbeleidigt. So auf die Art " Schaut euch doch mal an". Zu Tom hat er gesagt , er hätte doch eh für nix Geld und wäre "doch genauso schwach wie er ". Das hat Tom extrem fertig gemacht. Und ich weiß nicht ob ich solche Anschläge auf die Seele verkraften würde. Gerade von meinem Opa. Wir haben noch nie in so einem Ton miteinander geredet , aber in der Verfassung , in der er ist , wäre es nicht zu vermeiden.
Ich wollte nicht diejenige sein , an der am Ende alles hängt. Diese Verantwortung wollte ich gar nicht tragen. Ich weiß gar nicht wo ich die Kraft hernehmen soll.
Ich habe ab morgen wieder Schule. Da stehen wieder Klausuren an. Ich muss bis Freitag ne Party organisiert haben , aufbauen , aufräumen ,dekorieren , einladen ,planen , und dann muss ich noch aufpassen dass mein Führerschein nicht auf der Strecke bleibt.
So wie meine "Beziehung mit John " , die ich ja nie haben durfte.
In der Chorprobe hab ich einfach nicht mehr daran gedacht. Obwohl John ja nicht da war. Aber Jannis hätte ich fragen können. Weiß ja auch ,dass John so gut wie nie kann wegen seinem Zivi und so weiter. jedenfalls bleibt mein "außerfamiliäres Leben" auf der Strecke.
Und jetzt soll ich noch das letze Ass im Ärmel spielen.
Andererseits könnte ich mir nicht verzeien nichts zu tun. Ich werde am Samstag 18. Ich sollte Verantwortung übernehmen.
Aber gleich so etwas? Was solche schlimmen Konsequenzen haben würde?
Ich weiß doch nicht mal wie ich reagieren würde.Ich habe mich in kniffligen Situationen einfach nicht unter Kontrolle. Bin viel zu impulsiv. Was wenn ich alles kaputt mache?
Aber was ,wenn ich nichts tue?
Wäre das nicht noch schlimmer?

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Kommentare

20:39 07.11.2005
Dankeschön Leaf. Ich glaube mittlerweile ,dass du recht hast. Meine Eltern haben das selbe gesagt. Ich werde es immer wieder mit kleinen Gesprächen versuchen. Irgendwann muss es ja zu ihm durchdringen.
Professionelle Hilfe haben wir auch schon gefragt. Aber die Ärztin hat gemeint , ohne das persönliche Einverständnis von meinem Opa sind alle machtlos.
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23:11 06.11.2005
Hi, ich finde, du siehst die Sache schon sehr differenziert....aber du darfst, bei all den Sorgen, nicht dein eigenes Leben vergessen. Sprich mit deinem Opa, versuch ihn zu erreichen, so gut du kannst....aber übernimm nicht die Verantwortung für ihn und seine Situation.
Vielleicht solltet ihr euch auch langsam um professionelle Unterstützung bemühen?
Stern, du bist in keinster Weise schuld oder verantwortlich für die Situation deines Großvaters, fang bitte gar nicht erst an, so etwas zu denken.
Das heisst nicht, dass du ihm nicht helfen sollst, so gut du eben kannst....im Rahmen deiner persönlichen Möglichkeiten und Grenzen eben.
Alles Liebe,
Leaf
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2005-11-06 21:32