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Tagebuch MI
2005-11-06 12:37
Sonntag morgens
5:40 Uhr: ich werde wach, leider wie so oft zu früh. Ich gehe leise auf die Toilette, will niemanden aufwecken. Gehe dann zurück in mein Zimmer und lege mich wieder ins Bett (genauer auf meine Matratze, da unsere Tochter im Ehebett bei ihrer Mutter schläft. Seit wir Kinder haben schlafen wir getrennt. Anfänglich komisch und für mich auch besorgniserregend, stellt sich das Alleine-schlafen auch als angenehm heraus. Wie das später sein wird, wenn auch unsere Tochter in ihr eigenes Bett kommt, weiß ich noch nicht).

Kurz vor sechs höre ich die ersten Geräusche der Kinder: T. (der mittlere, bald 6 J.) geht auf die Toilette. Ich denke mir, daß es das dann wohl gewesen ist, der wird nicht noch einmal einschlafen. Damit ist die Nacht vorbei. Kurze Zeit später wird auch J. (bald 9 J.) wach.

Es ist 6:40 Uhr, ich bin müde und möchte am liebsten wieder einschlafen. Die beiden Jungens sind wach und fangen an mit Lego zu spielen. Und sie sind drauf und dran, sich um das eine oder andere Modell zu streiten.

So geht das nicht. Ich gehe zum Kinderzimmer und sage den beiden, daß das so nicht geht. Sie sollen bitte wieder ins Bett gehen, vielleicht in ein Buch sehen, mindestens bis sieben Uhr. Aber vor allen Dingen sollen sie leise sein, es ist Sonntag morgens und alle schlafen noch. Dann lege ich mich wieder hin. An Schlaf ist nicht zu denken.

Diese verdammte Zeitumstellung. Seit dem ist wieder alles durcheinander. Wir hatten ein prima Auskommen. J. schlief oft bis halb sieben oder sieben, war dann aber leise, las noch ein Buch oder ein Heft. T. schlief meistens noch etwas länger. Jetzt springt der Kerl um sechs Uhr durch die Gegend. Den Unterschied zwischen Sonntag und Montag kennt er noch nicht.

-

Es ist kurz nach sieben. Die Kinder spielen wieder. Eigentlich sind sie ja lieb, sie sind einfach Kinder. E. kommt mir entgegen. "Ich hasse Sonntage", sagt sie. Sie ist auch schon lange wach. Hat noch versucht, unsere Tochter L. (3 J.) wieder zum Einschlafen zu bringen. Da sie aber ihre Brüder nebenan gehört hat, war das nicht mehr zu schaffen. Also wird es wieder ein anstrengender Tag mit ihr, weil sie früh müde werden wird und speziell in der Mittagszeit "durchhängt". Sie darf aber tagsüber nicht mehr schlafen, weil sie sonst aus ihrem Rhythmus kommt.

Normalerweise hasse ich Sonntage erst ab etwa 14:00 Uhr. Da fängt eine Zeit an, wo ich mal nicht für irgendetwas zuständig sein möchte. Wo ich einfach mal mit E. einen Spaziergang machen möchte, einen Kaffee trinken. Aber da sind trotzdem die Kinder. Und wir haben nun einmal niemanden hier, der auf sie aufpassen könnte oder wollte. Eine Betreuung wollen wir nicht bezahlen. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Ich sagte E., daß ich die Zeit nun am liebsten vorspulen möchte. Es soll Montag morgen sein und ich gehe zur Arbeit. Darauf sagte J., daß er das nicht wolle, denn dann müsse er ja jetzt zur Schule. Und ich dachte mir verschämt: "Eben". Obwohl J. gar nicht das Problem ist, sondern viel mehr T., der dieses Jahr eingeschult worden ist. Das macht sich an ihm bemerkbar. Er ist sehr viel anstrengender geworden. Man muß viel Geduld mit ihm haben, ihn auch mal von den anderen trennen.

Aber man kann das nicht andauern machen, irgendwann sind E. und ich müde, sonntags besonders. Doch wenn wir die Dinge laufen lassen, geht es meist nicht lange gut.

-

Ich ziehe mich zurück, lege mich ins Bett, höre mir ein Trio von Schubert an. Nach einiger Zeit höre ich vor der Schlafzimmertür, wie E. mit T. schimpft. Sie ist völlig entnervt. Schreit. Ich verstehe sie. Und bin froh, hier zu sein, und nicht dort. T. schreit zurück. Es ist jetzt etwa 9:30 Uhr. Ich denke an unsere kinderlosen Nachbarn, die über uns wohnen und jetzt wahrscheinlich auf dem Zahnfleisch gehen. Es kommt mir vor, als wäre der Tag schon halb um, dabei hat er noch nicht einmal richtig angefangen. Es liegt alles noch vor uns. Der ganze Tag mit drei kleinen Kindern, die eigentlich lieb und nett sind und dir wir lieb haben. Aber manchmal können wir beide nicht mehr und sind einfach nur müde. Nichts als müde und ausgelaugt.

Ich stehe auf, gehe geradewegs ins Bad und dusche mich, dann ziehe ich mich an. E. hat Frühstück gemacht, Aufbackbrötchen. Wir machen einen Plan für den Tag: gleich zum Familiensport, heute mittag - das hat die Kinder natürlich gefreut - ins Kino. Und damit jeder mal eine Pause hat, geht E. mit den Kindern zum Sport (dort sind sie jetzt), und ich später mit ihnen ins Kino.

Draußen im Hof spielen Nachbarskinder, Blätter fallen von den Bäumen. Mir gefällt die Szene, und ich genieße den Gedanken, daß es nicht meine Kinder sind.

Michael

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