Willkommen auf Tagtt!
Friday, 19. April 2024
Tagebücher » MI » News, Bilder, Videos - Online
Tagebuch MI
2005-10-29 18:09
Einfach und leicht
Ich hatte bei Ebay eine Auktion gewonnen, der Artikel sollte direkt abgeholt werden. Als Ort stellte sich Berlin-Lichterfelde heraus, ein Bezirk, den ich noch nicht sonderlich kenne. Für mich ist so etwas eine gute Gelegenheit, mal wieder ein paar neue Facetten von Berlin kennenzulernen.

Schön ist es da "unten". Nicht zuletzt hat auch das Wetter seinen Beitrag geleistet: fast schon psychedelisch anmutende Herbstfarben. Um meine Frau nicht mit den Kindern des Samstag morgens sitzen zu lassen, habe ich die beiden jüngeren (der ältere hat bei seinem Freund übernachtet) mitgenommen. Die finden das spannend, wenn sie mit "Papa" auf Tour gehen (wie ich selber auch).

Ich mag den Kontakt, der durch so eine Ebay-Auktion entsteht. Man lernt ganz fremde und eigentlich gar nicht so fremde Menschen kennen. Es war eine Familie, vom Alter her vergleichbar mit meiner. Die Tochter war aber schon älter, sie hat den Auktionsartikel geliefert ("Die drei Fragezeichen"-Hörspiele). Die Abrechnung habe ich nach oben gerundet, da das Geld als Taschengeld für die Tochter gedacht war. Dann habe ich mich noch ein bißchen mit dem Vater unterhalten.

Wenn ich schon einmal in einem anderen Bezirk und auch noch mit meinen Kindern unterwegs bin, nutze ich gerne die Gelegenheit, mich noch ein bißchen umzusehen. Ich habe daher den Vater noch gefragt, ob es in der Nähe ein Ausflugziel geben würde, wo ich mit meinen Kindern noch hingehen könne. Da erzählte er mir von einem Berg, von dem aus Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche gemacht hätte. Und da wäre auch ein schöner Spieplatz.

-

Es stellt sich immer wieder als ein Hauptcharakteristikums Berlin heraus, daß man jederzeit damit rechnen muß, in dieser Stadt auf irgendetwas zu stoßen, mit dem man.. nicht gerechnet hat.

Ich bin also erst mit den beiden auf den Spielplatz gegangen. Er war noch jüngeren Datums und nett gemacht. Meiner Tochter hat speziell der "Hindernisparcours" gefallen, eigentlich ein Holzsteg mit diversen zur Begehung erforderlichen Akrobatikeinlagen, der sich über den ganzen Spielplatz erstreckte. Es kam auch noch zu einem Krach. Meine Tochter trotzt derzeit sehr stark. Das ist mit mir aber nicht zu machen. Ich werde da ab einer bestimmten Stelle völlig unbarmherzig und habe sie ins Auto geschlossen, bis sie wieder ansprechbar war.

Nachdem wir uns mit Broten und Obst gestärkt haben, haben wir unseren Ausflug fortgesetzt. Ich wollte nun unbedingt zu diesem ominösen Berg, der Wiege der deutschen Luftfahrt sozusagen. Irgendwann tauchte er dann auch zwischen den Herbstbäumen auf. Das fand ich sehr spannend, und die Kinder, die zwischenzeitlich etwas abgesackt waren, waren plötzlich neu motiviert und rannten drauflos.

Schließlich standen wir davor: der Berg ("Berg" müßte ich eigentlich sagen, geschätzte Höhe vielleicht 10-15 m) bestand aus mehreren Ebenen, so ähnlich wie ein Ringpyramide, die unten mit einem großen Ring anfängt und oben mit einem kleinen endet. Die Zwischeneben waren flach, dort konnten die Kinder sozusagen beim "Anstieg" verschnaufen. Oben war ein Denkmal errichtet, bzw. die ganze Anlage stellte sich als ein Denkmal heraus. Auf den Tafeln waren Otto Lilienthal und seine Mitarbeiter erwähnt. Und tatsächlich befand ich mich in diesem Moment an der Stelle, an der vor mehr als hundert Jahren die deutsche Luftfahrt geboren wurde.

-

Die Kinder tollten noch ein bißchen in der Herbstsonne, Tim hat sich kurz beim Herabrollen vom Berg mit einem anderen Mädchen angefreundet. Natürlich darf auch auf diesem Denkmal die notorische Berlin-Schmiere nicht fehlen. Wahrscheinlich wäre mir nur aufgefallen, wenn da nicht irgendwo Schmiere gewesen wäre. Das ist auch Berlin.

Wir sind dann die Treppen runtergelaufen, warfen noch einen Blick zurück auf das Denkmal und sind dann wieder Richtung Spielplatz gelaufen. Wir kamen noch an einem kleinen Teich vorbei. Eines der Tore war unerwarteterweise auf, so daß wir bis ans Ufer laufen konnten. Viele Enten schwammen dort herum, und das Laub der Bäume raschelte in den Ohren. Die Kinder haben sich dann noch einen Spaß daraus gemacht, das viele Laub der Bäume vor sich herzutreten und es mit den Füßen wegzuschubsen.

Um zum Auto zurückzukommen, mußten wir noch einmal den Spielplatz überqueren. Lara mußte natürlich den "Hindernisparcours" noch einmal bewältigen (genaugenommen waren es vier mal: zwei mal hin, zwei mal zurück; als sie entgegen unserer Abmachung dann immer noch irgendetwas anderes machen wollte, wurde ich wieder "radikal". Trotz hin, Trotz her, sie muß wissen, wo ich anfange). Soll heißen, ich bin gegangen und habe sie allein gelassen, bis sie schließlich hinterherkam.

Ein schöner Vormittag war das. Und überhaupt offenbart sich mir die Natur und das Leben manchmal von Seiten, wo ich dann überhaupt nicht mehr verstehe, warum das Leben denn kompliziert und schwer sein soll, wenn doch alles so einfach und leicht ist.

Michael

Kommentare


unbekannt
18:28 29.10.2005
Das Glück des faliliären Miteinanderseins - hier konntest Du es genießen - und deine Kinder auch! Ich habe öfter meine Tochter, wenn es ging, auch zur Arbeit mitgenommen, damit das Kind wenigstens eine Vorstellung davon hat, was der Vater macht!
LG


Kommentar löschen
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
Löschen | Abbrechen

Kommentieren


Nur für registrierte User.

MI Offline

Mitglied seit: 02.04.2005
DE mehr...
Wirklich beenden?
Ja | Nein

2005-10-29 18:09