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Tagebuch MI
2005-11-08 10:49
Brachezeit
Ich fühle mich nun schon seit Tagen wie gelähmt. Es gibt Zeiten, da kann ich mit großer Energie und Schubkraft meine Arbeit erledigen. So habe ich zuletzt eine längere (und schülergerechte) Abhandlung zum Thema "Supraleitung" geschrieben, die wir im Internet bereit stellen wollen, sowie einen Vortrag über das "Erste Jahr Schülerlabor" verfasst und vorgetragen. Doch nach solchen intensiven Arbeiten kommen unweigerlich Zeiten, in denen die Tage wie Blei an mir hängen. Und lieber würde ich den ganzen Tag das nach wie vor unglaubliche Herbstwetter genießen und einatmen, als irgendwelche Arbeiten zu vollrichten.

Ich habe deswegen oft ein schlechtes Gewissen. Ich bin darauf getrimmt, immer zur Tat bereit zu sein, Durchhänger kann ich mir schwer verzeihen. Obschon mir klar ist, daß dieser Wechsel zwischen produktiven Phasen und der Brache ganz natürlich und sogar notwendig ist. Es ist sinnlos, während der Brache irgendwelche Anstrengungen zu unternehmen, etwas (größeres) zu Wege zu bringen. Da ernte ich nur die Samen, die noch gar nicht aufgegangen sind und bringe mich so aus lauter Ungeduld und falschen Selbstvorwürfen um die eigentliche Ernte.

Ich muß also lernen, dazu zu stehen, daß ich diese "Durchhänger" habe. Dies besonders in der Gegenwart von Menschen, die solche Zeiten anscheinend nicht haben, die immer unter Volldampf laufen, oder die ihre Brachezeit geschickt überspielen, so daß ich mich selbst auch nicht so recht "outen" kann.

Hier muß ich weitergehen und notfalls diese (vermeintliche) Schwäche offen zeigen. Ich muß es einfach drauf ankommen lassen. Wie oft ist alles nur meine Projektion. Ich denke mir, der andere darf jetzt nicht sehen, daß ich derzeit zu nicht sehr viel zu gebrauchen bin. Na und? Soll er es doch sehen! Soll er es doch wissen! Was ist denn so schlimm daran? Ich bin nun einmal ein Mensch, und keine Maschine.

Wenn ich es nie zeige, und wenn andere es nie zeigen, ja, erst dann wird der Zustand der (gesunden) Trägheit doch geächtet als Zeitverschwendung (und "Schwäche" ganz allgemein als "negativ"), statt in ihm eine notwendige Voraussetzung für den nächsten Arbeitsschub zu sehen. Eine Zeit, in der Energie angesammelt wird, die schließlich in einem Punkt kulminiert um dann etwas umzusetzen, daß nur mit dieser hohen konzentrierten Energie umsetzbar ist.

Michael

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