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Tagebuch MI
2005-11-04 10:03
Der erste Schritt
Ich bin wieder in einer Phase angekommen, in der mir diese zur tödlichen Routine und schließlich zur Passivität verleitende regelmäßige Arbeitszeit zuwider wird. Ich weiß die Vorzüge zu schätzen. Doch sind sie auch mit Nachteilen erkauft, die sich ebenso immer mal wieder zeigen. Der entscheidende Nachteil läßt sich einfach zusammenfassen: obwohl mir jetzt gerade ganz und gar nicht nach meinem Arbeitsplatz und allem, was dazu gehört, zu Mute ist, muß ich trotzdem dorthin gehen.

Das ist eigentlich nicht einmal ein Charakteristikum eines Angestelltenverhältnisses. Ob ich nun als Angestellter bestimmte Aufgaben und Verantwortungen übernehme, oder als Selbstständiger Aufträge von Kunden erfülle: es muß gemacht werden, manchmal eben auch gegen meinen Willen.

Mich überfällt ein Gefühl des Ausgebranntseins. Ich habe viel zu tun, das ist gut. Ich habe auch die Möglichkeit, die Aufgaben zu dosieren, ich muß auch nicht jeden Tag um eine bestimmte Uhrzeit an meinem Arbeitsplatz sein. Das sind große Annehmlichkeiten. Mir geht es da besser, als vielen anderen Arbeitnehmern, bei denen es mir oft ein Rätsel ist, wie die das durchhalten. Aber andererseits stelle ich mit meinem Lebensstil auch immer wieder Leute vor ein Rätsel, wie ich immer mal wieder feststellen kann.

Ich schaue mir die Möglichkeiten an, die Aufgaben, die ich nun erledigen könnte und müßte. Und will doch nichts so recht anpacken. Und dann kommt der Zwang: zwinge dich dazu, jetzt was zu tun! Tu einfach was! - Aber was? Ich las mal bei Meister Eckehard sinngemäß: wenn man so verzweifelt ist, daß man wirklich nicht mehr weiß, was man noch tun soll, nützt es überhaupt nichts, in Starre zu verfallen. Man muß dann einfach irgendetwas tun. Und zwar solange, bis sich wieder ein gutes Gefühl dabei einstellt. Beim Tun offenbart sich die eigentliche Lösung, nicht aber in der Passivität oder beim Warten auf die zündende Idee.

In diesem Sinne ist es richtig, etwas zu tun, auch wenn mir nicht danach ist. Aber ich muß es dann vorsichtig tun. Denn es geht alles so schnell, daß ich mich plötzlich wieder mittendrin in etwas befinde, was ich eigentlich nicht wollte (wie zuletzt diese überaus groteske Geschichte mit dem Drucker: die ist derzeit eingefroren, ich höre nichts mehr davon - und es interessiert mich auch nicht mehr).

Eine einmal falsch eingeschlagene Richtung zieht oftmals wiederum Dinge nach sich, die alles nur unnötig verkomplizierten und verfälschen, so daß ich mir nichts mehr wünsche, als noch einmal von vorne anfangen zu können. Da ist es im Leben genauso, wie es die Wissenschaft von der Natur ja tatsächlich kennt: das berühmte Fehlerfortpflanzungsgesetz, nach dem sich ein einmal eingeführter Fehler von dem einen zum nächsten Schritt immer weiter fortschleppt. Und wenn man am Ende ein vernünftiges und verläßliches Resultat haben möchte, muß man im Extremfall bis zum allerersten Schritt zurückgehen, um dort den Fehler auszumerzen.

Der allererste Schritt ist also durchaus zu bedenken. Nur nicht zu lange! Nicht solange, bis man zu ihm gezwungen wird. Es ist gut, ihn freiwillig zu gehen, will sagen: ihn sich selbst auszusuchen, ihn selbst zu bestimmen. Das minimiert die Fehlerwahrscheinlichkeit. Ich gehe daher jetzt - auch wenn ich nicht so recht will - in die Experimentierhalle und werde dort die Proben meiner letzten Meßgäste auswiegen und zum Strahlenschutz geben, damit sie an die Gäste zurückgesandt werden können. Das ist eine kleine, überschaubare und sinnvolle Aufgaben mit realistischer Erfolgsaussicht. Genau das richtige, für den ersten Schritt.

Und einmal dazu entschlossen, darf ich mich nicht mehr davon abbringen lassen. Den ersten Schritt durchziehen, den zu Ende bringen. Dann alles weitere.

Michael

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