Traurigkeit
Ich mußte gerade feststellen, daß ich mal wieder lange nichts mehr geschrieben habe. Liegts daran, daß ich eben nicht viel erlebe, das es wert ist, aufgeschrieben zu werden? Oder ist es manchmal die lähmende Unlust etwas zu schreiben?
Lähmend war gestern eine unendliche Traurigkeit, die in mir wuchs, als ich gerade mit dem Fahrrad unterwegs war. Das Wetter war absolut passend für eine Tour und völlig losgelöst trat ich in die Pedale. In mir war eine Freude, die ich in jedem Augenblick erleben durfte. Ich wollte, daß diese Phase nie zuende geht... Doch irgndwann verließ mich die Power und somit auch die Lust. Und dann ging es plötzlich ganz schnell. Die Freude, die mich während des Fahrens vorantrieb, wurde von einer Traurigkeit erdrückt, die wie ein dunkles Wolkenband die Sonne verdeckt. Sie warf eine lähmende Schwere über mich und ich mußte tatsächlich vom Rad absteigen und mich setzen. Wenn ich weinen könnte, wären die Tränen aus meinen Augen in strömen geflossen. Ich war diesem Gefühl ausgeliefert... Mir gingen viele Momente, die ich erlebt habe, durch den Kopf. Ich sah Menschen vor mir, die schon längst nicht mehr leben. In mir rief eine Stimme, meine Stimme (?) . "Vergib mir!" Aber wie soll mir jemand vergeben, wenn ich es selbst nicht kann?
Ich weiß nicht, wie lange ich dort gesessen habe, bis ich wieder fähig war, auf´s Bike zu steigen. Die Traurigkeit, die so plötzlich kam und fast unaushaltbar sich zeigte, verschwand nur langsam und auch nie restlos. Den Rest desTages war ich in meinen Gedanken eingesperrt.
Ich verfalle oft von Himmelhochjauchzend in den totalen Trübsal. Aber dann ist es für mich schon fast "normal" und auch vorhersehbar. So wurde ich diesesmal überfallen. Warum es so war, weiß ich nicht. Aber was hätte das Wissen darüber schon geändert?