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Tagebuch babajaga
2006-11-09 06:43
Anekdoten, die das Leben schreibt II
Da war er mal wieder, der Hauch von Erfolg und ich glaube, es gibt wieder jemanden mehr, der gelernt hat, dass es nicht ratsam ist, all zu überheblich zu sein, nur weil er das tut, was er am besten kann und damit Geld verdient.

Dienstag habe ich mein Auto zu Pit-Stop gebracht, weil ich meine Winterräder drauf bauen lassen wollte. Ich fahre einfach zu viel um darauf verzichten zu können und letztes WE bin ich bei Berlin schon an diversen Schneefeldern vorbei gefahren, draußen sind es kaum noch ein paar Grad über 0, es passt also.
Ich habe mir absichtlich den Pit-Stop ausgesucht, bei dem ich das letzte Mal auch schon die Räder habe tauschen lassen und die mir danach erzählt haben, mein rechter hinterer Bremssattel sei fest. Das stellte sich ja am Ende zum Glück als Ente heraus und hat mich außer einer schlaflosen Nacht nichts gekostet.

Ich also da rein und das Auto abgegeben. Dabei habe ich gefragt, was das Tauschen denn koste. Antwort: 19,80€ Im letzten Jahr war das Reifen tauschen während der "Wintersaison" nur halb so teuer... Da gab es diese Aktion "Winterräder rauf für 9,95". Aber gut, ich also gefragt, ob bei diesem Wahnsinnspreis denn auch das Auswuchten dabei wäre. Natürlich nicht, das kostet noch mal 6,90 extra. Pro Rad versteht sich. Daraufhin sag ich zu dem Herrn, dass sie das ja sicherlich nur dann tun würden, wenn es auch unbedingt nötig ist und nicht nur um an mir Geld zu verdienen. Nach dieser Frage geht der Typ hoch wie ein HB-Männchen und schnarrt mich an, dass er alles nur täte um damit Geld zu verdienen und dass in seiner Werkstatt die Dinge immer nur dann gemacht würden, wenn es auch not täte. Aha! Meinen Bremssattel allerdings hätten sie mir sicherlich auch getauscht ohne dass es Not getan hätte... Aber egal, ich war sauer und hatte mir schon zurecht gelegt, was ich sagen wollte, wenn ich mich übers Ohr gehauen fühlen würde...

Gestern bin ich also wieder hin um das Auto abzuholen und hatte mir bereits eine neue Strategie zurecht gelegt. Ich glaube, es ist unklug laut zu werden. Leise, kurze und knappe Sätze, die präzise das auf den Punkt bringen was man will, mit einem Lächeln im Gesicht gesagt haben sehr viel mehr Wirkung. Und voila, ich hatte Recht.
Vor mir war eine Dame, die mal eben schnell 199, irgendwas abdrücken durfte für das Wechseln der Räder + 2 auswuchten + Auspuff (ich glaube nur der Endtopf) und nebenher durfte sie sich Horrorstorys von Autos anhören, die gerade vom Tüv kämen und absolut nicht sicher oder gar heil wären... Alter Schnacker hab ich da nur gedacht. Der hat er garantiert auch was verkauft, was sie nicht haben musste, aber egal, ist nicht mein Auto...
Mir hat er dann eröffnet, es sei nötig gewesen, dass alle 4 Räder ausgewuchtet werden mussten. Oha, meine Wut stieg ins unermessliche und ich musste mich zusammen reißen, dass ich nicht laut werde. Ich also meine 47, schießmichtot auf den Tisch gepackt und während der Herr die Rechnung druckte, habe ich ihn ganz nebenbei nach seinem Namen gefragt. Er hat ihn mir verraten und mich gefragt, was ich damit wolle. Sag ich "Ich will wissen, mit wem ich gesprochen habe und Sie kennen meinen Namen doch auch!" Bei dieser Frage allerdings wurde er knall rot und ziemlich fahrig, ich denke, er wußte sehr genau wozu ich seinen Namen brauchte.
An meinem Auto angekommen war mein erster Gang einmal außen rum um zu sehen, ob wirklich überall neue Gewichte drauf sind. Ich hatte mich vorher erkundigt, ob man das auch als Laie erkennen kann und man kann. Neue Gewichte sind heller als alte! Und wie es der Zufall so will, finde ich zwei Räder auf denen keine Gewichte drauf sind. Ich also wieder in den Laden rein.
Als Herr P mich da so stehen sah - er war gerade mit 'nem anderen Kunden beschäftigt - hat er seine Arbeit unterbrochen und mich gefragt, ob es noch ein Problem gäbe. Sag ich "Jo, sehen alle Ihre Gewichte gleich aus, wenn sie neu sind?" "Ja, warum?" "Dann zeigen Sie mir doch bitte mal die Gewichte an meinen Rädern! Ich kann sie nämlich nicht finden!" Oh, da hatte ich was gesagt. Der Typ hatte einen Tattrich vom feinsten, lies seinen Kunden stehen, entschuldigte sich bei dem, dass er sich darum jetzt erst mal zuerst kümmern müsse und ist in die Werkstatt gerannt. Ich vermute, er wollte heraus finden, wer mein Auto gemacht hatte, denn in der Tür stand bei der Kontrolle einer der Monteure.
Total eifrig hat sich der Herr unter mein Auto geschmissen, mir erklärt, dass die Gewichte ja auch innen sein können usw. usw. Er hat sie mir tatsächlich gezeigt und die Tatsache, dass außen die alten Gewichte und innen die neuen waren, hat mir gezeigt, dass das Auswuchten tatsächlich nötig war und so habe ich meine Kontrolle gehabt und war zufrieden.
Mr. Kfz-Meister allerdings hatte wohl auch danach noch einen Trattrich und hätte sich am liebsten noch verbeugt, hatte ich den Eindruck. Jedenfalls war sein letzter Satz: "Sie sind die erste, die das kontrolliert." Tja, mein lieber Herr, vielleicht sollten das die Kunden öfter mal tun und ich denke, er wird sich meinen Namen und mein Auto merken und mich nicht wieder anfahren, wenn ich eine Frage mehr als andere habe. Denn meine Antwort war einfach nur "Ich wurde in letzter Zeit einmal zu viel beschissen und vertraue deshalb nur noch mir selbst"

Beim Bezahlen hat er mich übrigens darauf hingewiesen, dass ja bei solchen Angelegenheiten immer ein kostenloser Check der Verschleißteile gemacht wird und er doch sehr erstaunt sei, dass bei dieser Laufleistung nichts zu bemängeln war. Sag ich "Das wäre auch traurig, der Wagen kommt frisch aus der Inspektion! Und im übrigen der feste Bremssattel hinten rechtst, den sie beim letzten Mal unbedingt tauschen wollten, ist der, der heute immer noch drin ist.!" "Ach ja? und die Bremsbeläge sind gleichmäßig abgefrahren? Ach ja, müssen sie ja, sonst hätten meine Jungs ja was gefunden. Ja, ja... " Da war er etwas verlegen, denn ich hatte ihm ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben woher mein Misstrauen rührt.
Allerdings hat er sich die 10 Sympathiepunkte, die er Dienstag verspielt hatte, mit der sofortigen Kontrolle an meinem Auto wieder rein geholt und ich denke, beim nächsten Mal verstehen wir uns gleich.

Mein Resüme? Nicht aufregen, sondern sagen, was Phase ist. Höflich aber bestimmt und mit einem Lächeln im Gesicht. Ganz wie mein Dad es mir mal erklärt hat. Männer verstehen vielleicht doch nur kurze Sätze, wer weiß.

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