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Tagebuch Sommer
2015-10-16 16:45
Sei nett zu Deinem Kind...

...es sucht später mal Dein Altenheim aus. Der Spruch kam mir gestern in den Sinn, als ich mir einen Scherz erlaubte. Ich weiß nicht, was daran so schlimm ist, wenn ich was lustiges sage. Ich hätte auch meinen Mund halten können, aber es kommt vor, daß das auch nicht so gut ankommt. Wie verhält man sich dann in so einer Situation? Ich habe keine Ahnung. Es muß doch möglich sein, daß ich sagen kann, was mir gerade so in den Sinn kommt, andere machen das doch auch. Genau da liegt der Hund begraben: wenn meine Eltern einen Spruch lassen, dann ist das korrekt und wenn ich was sage, dann sieht man mich an, als hätte ich fünf Köpfe. So was kann echt nicht sein. Ich bin nicht der Typ, der jedes Wort auf die Goldwaage legt oder wegen jeder Kleinigkeit austickt. Ich habe noch die Worte im Ohr, die meine Mutter sagte, als wir am Bodensee waren: wenn man sich versteht, kann man sich alles sagen. Dumm nur, daß dem nicht so ist, denn damit kann meine Mutter uns ja nicht gemeint haben. Meine Mutter ist diejenige, die leicht eingeschnappt ist, wenn ich den Mund aufmache. Wie man es macht, macht man es verkehrt. Und dann kann man sich anhören, ob es Menschen gibt, für die ich keine Verachtung empfinde und ob ich anderen Menschen bessere Gefühle gebe als sie mir. Dabei verachte ich niemanden und ich verstehe mich auch gut mit meinen Mitmenschen. Wer jetzt einen anderen Eindruck von mir hat, der darf mit mir tauschen. Mal sehen, ob man dann immer noch so was sagt. An dieser Stelle sage ich nichts mehr, denn sonst ist mein Tag ganz im Eimer. Doch das ist er eh schon, denn das Wetter ist auch heute nicht der Hit. Es regnet den ganzen Nachmittag. Wenn das den kompletten Herbst so weiter geht, kann man diese Jahreszeit streichen. Von mir aus kann es jetzt wieder Frühling werden. Doch da mich keiner fragt, muß ich damit wohl leben. Wer weiß, vielleicht wird das Wetter doch noch ganz gut. Im Moment wage ich das zu bezweifeln, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Das war er also nun, mein letzter Urlaubstag. Ich habe es tatsächlich geschafft, mich noch ein wenig zu erholen und das ist auch gut so. Die Zeit, die ich jetzt zu Hause war, hat mir so viel mehr gegeben als die Zeit in der Rhön. Daß das verrückt ist, weiß ich selber und wegen dem Kommentar müßte ich mich eigentlich in die Ecke stellen, aber darauf habe ich auch keine Lust. Ich weiß noch nicht mal, ob ich mich auf Montag freuen soll. Im Moment sieht es nicht danach aus. Wenn ich daran denke, daß ich ab Montag um 4.30 Uhr aufstehen muß, dann überkommt mich das kalte Grauen. Aber was sein muß, muß sein und da ich auch ein wenig an meinem Job hänge, bleibt mir keine andere Wahl, als mich am Montag aus dem Bett zu quälen. Noch kann ich ja zwei Tage ausschlafen. Die zwei Tage werde ich auch in vollen Zügen genießen. Apropos volle Züge: wie nach jedem Urlaub werde ich auch jetzt wieder gucken, ob mein Zug auch pünktlich kommt oder nicht. Doch genau danach kann man nicht gehen, weil sich das am Montag eh wieder ändert. Bei meinem Glück hat meine Bahn Verspätung und ich bin zu einer Zeit im Büro, die mir so gar nicht paßt. Aber man ist ja schon schlechtes gewöhnt, von daher würde mich selbst das nicht mehr wundern. Ich sollte darüber nachdenken, mir ein wenig was zu essen zu machen. Heute war es besonders schlimm, ich habe nämlich wieder Freßattacken. Das ist bei mir normal. Dabei ist mir schon ein wenig schlecht, denn ich habe schon gegessen, was das Zeug hält. Und so wie ich mich kenne, wird es ab Montag noch schlimmer. Ich wäre echt froh, wenn ich dem Essen den Kampf ansagen könnte, aber irgendwie geht das nicht. Komisch. Wie sage ich immer? Irgendein Laster muß der Mensch ja haben.

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2015-10-16 16:45