Karneval 2004
Was Karneval 2004 passiert ist, war ziemlich verwirrend. Am Freitag, an dem wir wegen Karneval früher aus der Schule gelassen wurden, hatte ich wie immer keine Lust darauf wie jedes Jahr, weil ich Karneval einfach bescheuert fand. Allerdings gingen nach der Schule fast alle nach D. zum feiern, sogar Melanie und Leandra, also sagte ich mir, ich geh auch mit. Zu Hause rumsitzen mach ich eh immer, dann geh ich jetzt mal dahin und wenns scheiße ist, kann ich ja immer noch sofort nach Hause fahrn.

In Dülken haben wir dann erstmal angefangen zu trinken, ich mit Leandra und Melanie abwechselnd. Als ich dann schon einen gewissen Alkoholpegel erreicht hatte, wurde mir aber langweillig. Die Bands auf der Bühne waren zwar zum Teil ganz gut, aber mir wurde es zu blöd immer nur mit Melanie (und Barbara usw.) rumzustehn und entschloss mich, mich mal umzugucken, ob nicht irgendwo interessante Leute waren. Ich kannte natürlich kaum welche, nur einige aus meiner Stufe und mit denen hatte ich ja auch nicht viel zu tun. Dann entdeckte ich einen Kerl, den ich auf knapp 20 schätzte, der in einem kleinen Kreis mit ein paar anderen stand. Ich hab ihn zuerst nur von hinten gesehn, aber es sah schonmal interessant aus, denn er hatte lange braune Haare und einen Mexikanerkittel an :) ich habe ihn dann eine Weile beobachtet und als sich auch weiterhin nichts getan hat, habe ich Melanie darauf aufmnerksam gemacht, dass ich den dahinten ganz interessant finde. Ich wusste selbst nicht genau in wiefern, aber irgendwie hatte er eben was an sich, was mich auf ihn aufmerksam machte. Naja, Melanie fand das wohl ziemlich lustig und hat ihn Barbara gezeigt, die meinte, dass sie ihn kennt: "Das ist Christian, der ist bei mir in der Stufe!" Krasser Zufall, dachte ich mir, immerhin war der ganze Marktplatz proppenvoll mit Leuten, aber naja.

Wie genau die Reihenfolge des folgenden dann war, weiss ich jetzt nicht mehr genau, es war alles ziemlich durcheinander. Auf jeden Fall hatte ich kurz darauf Christian aus den Augen verloren, was mich total ärgerte. Ich dachte mir aber, es wird ja zu schaffen sein, ihn wiederzufinden (was genau ich mir davon erhoffte, wusste ich auch nicht), wenn ich nur eine Weile über den Marktplatz laufe - schließlich trifft man da ja die Leute immer wieder. Also trennte ich mich von Melanie und Barbara und sagte ihnen, dass ich was rumgehe und machte mit Melanie eine Zeit aus, zu der ich mich wieder mit ihr treffen wollte. Ich war nicht lange unterwegs, da sah ich - ziemlich nah an der Bühne - eine Gruppe von Leuten stehen, unter denen ich Christian sofort an dem bunten Mexikanerkittel erkannte. Plötzlich sah ich dann, dass in der Gruppe ausser denen, die ich nicht kannte, auch Laura aus meiner Stufe stand. Ich war total begeistert, denn jetzt hatte ich ja einen Vorwand mich Christian "unauffällig" anzunähern - was ein Trick-...dann ging alles ziemlich schnell und konfus. Nachdem ich ein paar Worte mit Laura gewechselt hatte, fragte Christian mich nach meinem Namen und ich ihn nach seinem - er hieß wirklich Christian :)

Kurz darauf waren dann Laura und die anderen weg und ich stand nur noch mit Christian da (natürlich mitten in der Menschenmenge, also nicht alleine, aber ohne eine Gruppe um uns herum). Er war auch nicht schlecht dabei und hatte eine Flasche Cola-Korn dabei, sodass ich ihm freundlicherweise anbot, ohm beim Austrinken zu helfen. Wir standen wohl eine ganze Weile mehr oder weniger stumm und trinkend rum und waren dann eindeutig keineswegs mehr nüchtern...wir gingen aus der Menschenmenge raus und setzten und hinter der Bühne etwas abseits auf eine Treppe, wo wir ziemlich lang rumhingen. Zwischendurch waren wir dann nochmal in der Menge, wo wir uns auf einmal ganz plötzlich küssten. Wir hatten die ganze Zeit so gut wie nicht geredet und waren auch danach stumm, torkelten nur noch zusammen durch die Gegend und landeten dann doch wieder auf der Treppe und weil mit ihm nicht wirklich viel anzufangen war, fragte ich, ob er nicht vielleicht nach Hause gehen will bzw. wo er wohnt. Es stellte sich heraus, dass er nur ein paar Minuten weg wohnte, also beschlossen wir, dorthin zu gehen - er war allerdings offenbar noch etwas dichter, als ich vermutet hatte, denn vorher knallte er noch gegen eine Schaufensterscheibe ;)

Bei ihm vor der Haustür angekommen, kriegte er die Tür nicht auf, aber zum Glück kam sein Vater zu Hilfe, sodass wir wenig später im "Wohnzimmer" saßen - ein ziemlich chaotisches Zimmer mit alten Sesseln und ziemlich versifft, aber gemütlich. Es war dann auch nicht das Wohnzimmer, wie ich gedacht hatte, sondern das Zimmer seines Bruders, in dem er aber bleiben konnte, weil der beim Bund war. Wir setzten uns also auf die Sessel bzw. ich mich nach einer Weile zu ihm auf den Schoß und machten nichts. Das war eine ziemlich komische Situation, weil mir dabei noch einmal durch den Kopf ging, was eigentlich die vergangene Stunde passiert war. Ich hatte anscheinend auch das Treffen mit Melanie verpasst, aber naja. Was mich eher beschäftigte war, dass es eigentlich nicht meine Art war, einfach fremde Leute, die ich nicht kenne zu küssen. Dann dachte ich mir aber, dass es erstens Karneval und ich betrunken war und zweitens, dass es ja eigentlich nichts sehr schlimmes war, auch wenn ich normalerweise schüchtern und zurückhaltend bin - es war eben nur untypisch, aber warum nicht?Ich war zwar schon noch betrunken, merkte aber dann, dass er wirklich sehr hacke war. Kurz danach schlief er ein. Ich war ziemlich betrübt, weil ich mir noch etwas Unterhaltung von ihm erhofft hatte, weckte ihn also auf um ihn zu fragen, was er jetzt vorhätte. Er bot mir an dazubleiben, sagte aber, dass er ziemlich fertig war, also entschloss ich mich zu verabschieden. Damit die Aktion aber nicht umsonst gewesen war, gab ich ihm noch meine Telefonnummer, kriegte auch seine und fuhr dann nach Hause.

Die nächsten Tage und Wochen beschäftigten mich die Gedanken über Christian viel. Was mich ziemlich störte, war diese unterschwellige Hoffnung, dass da doch noch was mit Fabian sein könnte und es verunsicherte mich, dass ich jetzt doch was an Christian fand. Gleichzeitig sagte ich mir natürlich wieder, dass ich Fabian ja seit Jahren nicht mehr gesehen hatte - aber nach dem Verstand ging es da eh nicht mehr. Ich war nur noch verwirrt und wollte herausfinden, was nun mit Christian war, weil es mir in meinem Kopf immer wieder sagte, dass ich mich für Christian oder Fabian entscheiden müsste. Darum lag mir also viel daran, jetzt mit Christian voranzukommen und zu sehen, was sich daraus ergibt...wie es dann weiterging, werde ich dann morgen schreiben.