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Tagebuch Malaika
2008-03-23 18:12
Traumwelten
Im Moment oder schon seit langem ertrage ich keine Menschengrüppchen, dieses Rumspringen von Thema zu Thema macht mich nervös, manchmal bekomme ich Magenschmerzen oder Kopfschmerzen und das unüberwindbare Bedürfnis wegzulaufen, für immer, wie kindisch, schreit eine andere Stimme in mir, du kannst doch nicht immer weglaufen vor allem und jedem, nur weil du dich selbst nicht erträgst, nur weil du Nähe haben willst und sobald dir jemand wirklich nahe kommt, wird sie plötzlich zu einer Qual, dabei weißt du doch selbst, dass du einfach nur Angst hast, dich wieder auf Menschen einzulassen, weil du niemanden mehr verlieren willst.

Ach, halt die Klappe, Stimme! Für dich ist es einfach, du schreist ab und zu deine schlauen Sprüche in mein Hirn und musst es ja nicht erleben.

Im Moment oder schon immer stehe ich morgens auf, tue das, was ich tun muss, manchmal ist es sogar richtig gut, spätestens gegen Mittag kommt dann wieder das Runterziehgefühl: Wozu das alles? Wie lange willst du dich noch belügen? Gar nichts ist gut und das weißt du. Du musst was ändern, ja, etwas ändern, etwas Großes, aber da ist nur eine Massenansammlung von vielen kleinen Dingen, die gelöst werden müssten und die Anzahl erschlägt dich.
Dabei weiß ich, dass mit jedem Tag, den ich nichts ändere, diese Starre größer wird und dann stelle ich mir vor, wie ich eines Tages nicht aufstehen kann, weil ich schon längst zu Stein geworden bin.

Hurra, schreit die Stimme zynisch, da ist sie ja wieder, die Depression. Wie lange soll sie denn diesmal andauern, Madame?

Ach Stimme, an manchen Tagen bin ich schon stolz auf mich, dass ich einfach weiter mache, weiter jeden Tag aufstehe und da kannst du doch nicht von mir verlangen, dass ich ständig gut gelaunt bin. Darf ich nicht auch mal schwach sein?

Vor ein paar Tagen oder Wochen, mein Zeitgefühl ist nicht das Beste, habe ich eine alte Bekannte getroffen, die nistet sich jetzt ein bzw. baut sich ein Nest, eine kleine heile Welt mit Bausparvertrag und Altersvorsorge und Überversicherung und Haus und geplanten Kindern, alles natürlich in einem kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt und plötzlich hatte ich das Gefühl: Das will ich nicht, aber so eine kleine Variante von dieser "Ich geh auf Nummer sicher"-Form hätte ich schon gerne. Eine Perspektive. Und dann frage ich mich natürlich wieder: Wo ist er bloß? Der Richtige? Nicht dass ich von einem Traumprinzen auf einem Schimmel träumen würde, nein, wirklich nicht, dieses Bild verursacht eher Übelkeit in mir. Die Männer, die ich in der letzten Zeit kennen gelernt habe, waren irgendwie unter Druck, Torschusspanik, schnell noch eine klar machen, schnell noch eine Familie gründen, schnell noch ein Haus kaufen und dann geht es ab mit: Hey, ich leg dir meine Trümpfe auf den Tisch, wahnsinn, oder, was ich nicht alles geschafft habe und dabei bin ich erst Anfang 30.

Ich kann nichts dagegen tun, sofort kam eine Anti-Haltung in mir auf und ich hab klar gemacht, dass ich mich nicht hinterm Herd mit Schürze oder Nudelholzschwingend hinter Kindern herlaufen sehe, dass ich auf gar keinen Fall Pauschalurlaube mit Animation möchte und dass ich Häuser in Vororten zum Kotzen finde.
Logisch, die Reaktionen waren fast immer die gleichen: Aber... was willst du denn dann?

Ich will schöne Momente und eine Perspektive, die ich noch finden muss, vielleicht kann man die ja auch bei einer Versicherung erwerben...

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leben 

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2008-03-23 18:12