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Tagebuch Malaika
2007-09-02 15:15
Wie man sich nicht verrückt machen läs
Emails, in den Anfängen heiß geliebt von mir - super, Gedanken in die Welt rauskotzen und sofort weg damit, kein Ärger mit dem Briefmarkenautomat, der lieber 1 Cent Marken herausgibt als Bares. Kein Generve mit langen Schlagen vor brummelig guckenden Postbeamten.
Na ja, das war einmal... jetzt ist es so, dass ich Emails anfange zu hassen. Wer nicht alles was von mir will und mache ich mal den Fehler und nehm das Gesülze ernst, kommt irgendwann später eine neue Email mit dem Betreff "Achtung - Korrektur der Zeiten" und wieder wird alles umgestellt. Plötzlich ist Abgabetermin "gestern", das Thema ein völlig anderes und der Umfang soll nun statt 20 Seiten nur 5 Seiten betragen...
Statt nun wieder zurückzumailen, möchte ich die Person am Telefon sprechen. Wähle die Nummer und erfahre, dass ich später anrufen soll, aber "ja ja, die neue Angabe ist gültig!"
Ok, ich setz mich ran, obwohl ich es bis zum Abgabetermin gestern ja gar nicht mehr schaffen kann... Egal, da hat sich wahrscheinlich wieder irgendjemand nur verschrieben.

Zwei Stunden, ein neues Thema und 5 Seiten später rufe ich noch mal an. Die Person ist jetzt Mittag essen. Aber "ja ja, schicken Sie ruhig, wenn's fertig ist."
Ich drücke auf "Senden" und geh erst mal raus, mich mit Shoppen in Menschenmassen betäuben.
Nach mehreren Fehlkäufen und anstrengenden Umkleidekabinenwartephasen, in denen ich mehr über die Monatsblutung von mir fremden Frauen erfahre, als ich das möchte, setze ich mich wieder an den PC.
Aha, neben 100 Werbemails über Potenzsteigerungen mit in Deutschland illegalen Mitteln und "Geile Frauen in deiner Umgebung" (Nur mal so eine Anmerkung: Warum krieg ich so einen Scheiß als heterobekennende Frau???) ist da auch eine Email von meinem Auftraggeber. Dem zickigen Ton entnehme ich, dass er irgendwie unzufrieden ist, mich für dämlich hält und (!) zudem noch für autistisch, weil ich doch bei Missverständnissen hätte nachfragen können.

Empört wähle ich wieder die Nummer und krieg diesmal die Person an die Strippe.
Person: "Frau Text, was habense denn da geschickt?"
Ich: "Na, das was Sie wollten! Sie haben mir doch diese Änderungsmail geschickt."
Person: "Bitte, was? (irritiert) Da muss ich mal nachschauen..."
Ich: "Tun Sie das!"
Ich halte den Hörer etwas weiter weg, dieses demonstrative Rumgestöber nervt. Ich frag mich, wieso diese Person solche Geräusche macht, wenn sie doch nur im Mailordner nachschauen muss...
Person: (räuspert sich) "Ähm ja, da handelt es sich wohl um ein Missverständnis."
Ich: "Was soll das heißen?"
Person: "Ähm... nun ja, wie soll ich das sagen? (lacht künstlich) Also, jedem passieren ja mal Fehler..."
Ich: "Was ist los?"
Person: "Diese Email war an eine andere Autorin und ist versehentlich an Sie verschickt worden."
Ich möchte am liebsten durch den Hörer kotzen, so viel und so mächtig, dass die andere Person daran erstickt.
Person: "Na ja, sowas kann passieren, gell?"
Ich antworte nicht, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, mir die Farbe und Konsistenz der Kotze auszumalen, an der diese Person ersticken soll. Jawohl, ersticken!
Person: "Ja, also dann..."
Ich: "Moment mal, so geht das nicht! Ist Ihnen klar, dass ich jetzt zwei Aufträge mache statt einen?"
Person hüstelt: "Na ja, irren ist menschlich und es war ja nur ein Versehen."
Ich: "Ja, aber eines auf meine Kosten. Ich möchte, dass Sie..."

Tüt. Tüt. Tüt. Die Person hat aufgelegt. Im ersten Moment möchte ich mich am liebsten in das nächste Flugzeug setzen, mir irgendwo eine Knarre besorgen und bei dem Typen im Büro aufkreuzen, eine richtig dicke Szene machen, so im Tarantino-Style...

Halt. Stopp. Denk nach. Da haste auch nix von, außer Ärger, Knastschwestern, die dich unter der Dusche vergewaltigen, usw.

Eine Stunde später:
Ich schalte die Rufnummernunterdrückung ein und wähle die Nummer der Person. Wie erwartet hebt die Sekretärin ab. Ich nuschle durch den Schal, den ich vor den Hörer halte und gebe mich als die andere Autorin aus, die den Auftrag fertig hat. Leider, leider habe ich meinen Vertrag nicht zur Hand und vielleicht könnte die Sekretärin so nett sein und nachschauen, über welche Vergütung wir uns geeinigt haben? Ja, das macht sie natürlich gern.

Zwei Stunden später:
Die Rechnung über den versehentlichen Auftrag ist per Post an die Person unterwegs.

Drei Tage später:
Der Betrag ist auf mein Konto überwiesen worden.
Mit der anderen Autorin teile ich mir den "richtigen" Auftrag.
Ich überlege, ob ich nicht einen Anwalt heiraten könnte, aber vermutlich sind die echten Anwälte nicht halb so spannend wie in Boston Legal, also brauch ich einen neuen Plan.
Egal, ein kleiner Sieg...



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2007-09-02 15:15