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Tagebuch Doc12
2010-11-14 19:27
Der weinende Clown - 113
„Deine Würste werden kalt.“
„Und was kann man dagegen tun?“
„Gar nichts. Es ist ein physikalisches Phänomen: Die Weißwürste geben ihre Wärme an die Umwelt ab – Energieausgleich, verstehst du?“ Gottfried grinste.
„Ich spreche nicht von den Weißwürsten, sondern von der Gesellschaft – du weißt es genau.“
„Na klar doch – war ja nur ein Scherz meinerseits. Aber deine Frage ist schnell beantwortet. Eine alte Weisheit lautet: Der Fisch stinkt immer zuerst am Kopf und außerdem funktioniert eine Veränderung nur von unten nach oben.“
„Das heißt?“
„Nicht die Politik muss sich ändern oder die Parteien, sondern das Volk. Ihr aber schreit immer nur nach der Politik und dass sie verändert werden müsste. Nein! Es ist der völlig verkehrte Weg, das Pferd wird immer wieder falsch aufgezäumt! Ihr müsst endlich begreifen: Die Gesellschaft muss sich ändern, dann ändert sich die Politik automatisch, denn sie ist ja von der Gesellschaft eingesetzt. Doch hier ist es so wie mit jedem einzelnen Menschen: Auch einen Menschen kann man in seiner Grundcharakteristik nicht ändern – er selbst muss es tun. Das aber erfordert eine Menge Mühe und Anstrengung, denn alte Verhaltensweisen und Gewohnheiten lassen sich nicht von Heute auf Morgen ändern – es braucht Zeit – und oft wird eine Veränderung erst durch die äußeren Umstände erzwungen.“ Gottfried nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierkrug und wischte sich dann mit dem Handrücken
über den Mund.

Langsam schälte Bruno die Weißwürste aus der Pelle, während er fragte: „Und welche äußeren Umstände sind das deiner Meinung nach?“
„Ich habe keine Meinung. Ich weiß es. Ich weiß zum Beispiel, dass speziell die Deutschen eigentlich viel mehr Angst vor dem Staat – also vor sich selbst – als vor der El Kaida haben müssten ...“
Überrascht schaute Bruno von seinem Teller auf. „Warum das denn??“
„Die El Kaida will keine Internetdaten, überwacht keinen Emailverkehr, auch keine Telefongespräche, sie beabsichtigt nicht, Nacktscanner zu installieren, sie verlangt keine Fingerabdrücke im Ausweis und macht auch keine DNA-Analysen. Und im Übrigen schafft sie auch kein Bankgeheimnis ab“, antwortete Gottfried.

Bruno schüttelte lachend den Kopf. „Aus der Perspektive habe ich das auch noch nie betrachtet ...“
„Darüber solltest du nicht lachen. Deutschland ist zum Überwachungsstaat mutiert – und vielleicht sollte man sich fragen, ob ihr damals die DDR übernommen habt oder sie euch ...“
„Aber es dient doch alles nur zum Schutz gegen den Terrorismus!“, entgegnete Bruno etwas ärgerlich.
„Ja, das ist die offizielle Version – so wird es verkauft, doch der Inhalt ist mit der Verpackung nicht gleichzusetzen, denn siehe: Soviel Terroristen, die diesen überdimensionalen Schutz rechtfertigen würden, gibt es überhaupt nicht. Vieles, was als Schutz deklariert wird, dient allein der Bürgerüberwachung und was das betrifft, steht Deutschland momentan weltweit auf Platz zehn, mein Freund. Regierungen und auch private Unternehmen überwachen eure elektronische Kommunikation ständig, egal ob Handy, Kreditkarte, Internet oder Email – all diese Daten werden für lange Zeit gespeichert und es nützt nichts, wenn sich ein paar von euch besorgt zeigen, solange ihr nichts dagegen tut und diese Daten als Beweis gegen euch eingesetzt werden können.“

„Ich schreibe eh nur humoristische Bücher, mich nimmt sowieso keiner für voll und mir ist das egal – ich habe nichts zu verbergen“, meinte Bruno und schob sich ein Stück Weißwurst in den Mund.
„Das mag sein. Die meisten Menschen haben wahrscheinlich nichts zu verbergen, aber ein unüberlegtes Wort und ein bösartiger Mensch könnten bereits genügen ... Ihr aber übertreibt in allem, was ihr tut und das könnte eines Tages leicht euer Untergang werden.“ Gottfried griff nach einer Brezel.
„Wobei übertreiben wir noch?“
„In vielen Dingen. Ein Beispiel davon ist eure atomare Bewaffnung, oder wie ihr diesen Irrsinn auch immer nennen wollt“, antwortete Gottfried und fuhr fort: „Die Menschheit besitzt weltweit immer noch etwa 27000 Atomsprengköpfe, doch bereits ein Bruchteil davon würde genügen, um diesen Planeten völlig zu vernichten und euch alle dahinzuraffen. Ihr aber wollt noch toter sein als tot und sprecht von mehrfachem Overkill. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob ihr noch bei Verstand seid! Die Kraft des Universums gehört dem Universum und nicht diesem
Planeten, der lediglich ein Staubkorn dieses Universums ist.“
„Du hättest es verhindern können!“, wandte Bruno ein.
„Stimmt, das hätte ich verhindern können. Doch mische ich mich nicht ein, euer Geist ist frei, ihr könnt tun, was ihr wollt, doch bedenkt immer: Wenn ihr einen großen Drachen zähmen wollt, dann seht auch zu, dass ihr den passenden Käfig für ihn habt ...“

Kommentare


unbekannt
19:54 14.11.2010
wann erklärt der blöde Bayer, was es mit dem Clown auf sich hat?
Und dieser ewig erhobene Zeigefinger....kann er sich nicht entscheiden? Gesellschaftskritik oder Geschichte? So ist es keins von beidem sondern nervt


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2010-11-14 19:27