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Tagebuch Doc12
2010-11-17 08:09
Der weinende Clown - 116
Bruno schüttelte etwas verwirrt den Kopf und sah Gottfried nachdenklich schweigend an. Dann sagte er leise: „Aber meine Frage ist damit immer noch nicht beantwortet ...“
„Warte doch einfach ab, was passiert“, antwortete Gottfried mit gütiger Stimme und legte dabei eine Hand auf Brunos Schulter.
„Mein Gott, immer spannst du mich auf die Folter!“, maulte Bruno.
Gottfried lächelte weise und meinte dann: „Ich weiß, mein Sohn – Geduld war noch nie deine Stärke ...“

Eine Weile saßen sie schweigend da, dann nahm Bruno das Gespräch wieder auf und fragte: „Ich habe mit Donatello ein Problem. Wie du weißt, habe ich ihm ja von diesem Buch erzählt. Natürlich will er nun wissen, woher ich die Details aus seinem Leben kenne.“
„Sag ihm die Wahrheit.“
„Er wird sie mir nicht glauben.“
„Doch, das wird er.“
„Prima, ich sage ganz einfach zu ihm: ,Hallo Donatello, ich bin die andere Hälfte von dir, und wenn du mich jetzt fragst, woher ich das weiß, dann muss ich dir sagen, dass mir das Gott persönlich erzählt hat. Mit dem telefoniere ich fast täglich, weißt du, ich habe sogar seine direkte Durchwahlnummer; ab und dann kommt er auch zum Essen vorbei oder wir treffen uns bei schönem Wetter im Biergarten’. Da lachen ja die Hühner! Er erklärt mich doch für total verrückt und glaubt schließlich, ich sei der Clown und nicht er!“
„Womit er doch in gewisser Weise durchaus richtig läge, meinst du nicht auch?“, entgegnete Gottfried schmunzelnd, wurde aber sofort wieder ernst und fuhr fort: „Er wird es dir glauben, denn er kennt mich genau so wie du auch – nur ihm ist es nicht bewusst. Doch vergiss nicht, er war sehr nahe am körperlichen Tod, er hat das Jenseits wieder erahnt, er hat mit einem Geistwesen gesprochen – daran wird er sich immer erinnern. Deshalb denkt er anders, fühlt anders, hat keine Angst mehr vor dem Tod und sieht das Leben heute mit gänzlich anderen Augen. Keine Sorge, er wird dir glauben.“
„Und wenn er es nicht tut, dann wähle ich deine Nummer und du bestätigst ihm die Sache telefonisch“, feixte Bruno.
„Es wird nicht nötig sein“, entgegnete Gottfried lächelnd und meinte nach einer kleinen Pause: „Ich werde mich nun verabschieden.“
„Schade – aber nun ja, wenn es sein muss ... Ich werde bezahlen.“
„Nein, lieber Bruno, du bist mein Gast.“

Kaum hatte Gottfried den Satz beendet, kam auch schon die Kellnerin an den Tisch und meinte: „Die Herren möchten gern zahlen? Geht das zusammen? Das macht vierundzwanzig Euro achtzig.“ Bruno war verblüfft, sah Gottfried mit offenem Mund an, wollte fragen, weshalb ... als der einen Geldschein aus seiner Jackentasche zog und ihn der Kellnerin hinhielt. Sie nahm den Schein, warf einen raschen Blick darauf und stutzte. „Jessas – wos is denn des?? Des is ja a Tausend Euro-Schein!! So oan hab i ja noch gar nie nicht gsehn!“, rief sie in breitestem bayerischen Dialekt. Sie war völlig aus der Fassung. Bruno rüttelte Gottfried am Ärmel und zischte ihm ins Ohr: „Tausend-Euro-Scheine gibt es doch gar nicht, das kannst du nicht machen! Die sperren uns sofort ein!“
„Oh, Verzeihung, ich glaube, ich habe mich da verdruckt“, meinte Gottfried lächelnd, ohne von Brunos Bemerkung Notiz zu nehmen, nahm ihr den Schein wieder aus der Hand und gab ihr statt dessen einen 500-Euro-Schein.
„Hamm’s Sie’s nicht etwas kleiner?“, fragte die Kellnerin, immer noch völlig konfus. „Den kann ich nicht wechseln!“
„Musst du auch nicht – du kannst den Rest behalten“, antwortete Gottfried, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
„Ja dank schön auch, aber das kann ich doch nicht annehmen! Das ist zu viel Geld!“, meinte die Kellnerin verlegen.
„Das kannst du durchaus annehmen“, entgegnete Gottfried lächelnd, stand auf und fuhr fort: „Außerdem kannst du es ganz gut brauchen, glaube ich. Mach deinen drei Kindern eine Freude damit.“
„Woher wissen Sie ...? – Äh – ist der überhaupt echt?“, stammelte sie mit errötendem Gesicht. Sie war merklich gerührt.
„So echt wie du und ich.“ Er grinste verschmitzt.
„Aber woher wissen Sie, dass ich drei Kinder habe? Sie kennen mich doch gar nicht! Wer sind Sie überhaupt?“
„Jemand, der dich liebt.“

Die Kellnerin schüttelte den Kopf und starrte auf die Banknote, als würde sie immer noch an deren Echtheit zweifeln. Sie war fassungslos.
„Komm Bruno, wir gehen“, sagte Gottfried.
Bruno, der die ganze Szene aufmerksam verfolgt hatte, stand auf, klopfte der Kellnerin jovial auf die Schulter und meinte dann lachend: „Denken Sie sich nichts, der ist immer so ...“ Kopfschüttelnd sah die immer noch völlig verblüffte Frau den beiden nach, wie sie den Biergarten verließen.
Als sie wieder auf der Straße standen, meinte Bruno kopfschüttelnd: „Na das war ja wieder mal eine tolle Nummer! Und? Was macht Gott heute noch?“
„Nichts besonderes. Ich sehe zu, dass das Universum funktioniert und bin wieder allgegenwärtig wie immer. Und du gehst zu Sarah, denke ich.“

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2010-11-17 08:09