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Wednesday, 24. April 2024
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Tagebuch Brigate
 1914-08-25 hh:mm
25.8.Nachricht von zu Hause un...
25.8.Nachricht von zu Hause und eine selbstgeschriebene Karte von Oskar! Gott s gelobt! Ich glaube, die Leute hielten mich für verrückt, so habe ich mich aufgeführt. Hätte am liebsten einen jeden umarmt. Das von Papa geschickte, zur gleichen Zeit eingetroffenen Kistchen Zigarren war im Nu halb leer. Alle Herren, die ich sprach mußten eine Zigarre haben u. sich mit mir freuen. Diesen Morgen mit der befreienden Nachricht werde ich nie vergessen. Wenn man selbst so viele, oft schrecklich zugerichtete Tote gesehen hat und nun die ganze Zeit das gleiche Bild mit den Zügen des Bruders vor Augen hat – nichts mehr davon; ich will an diese Zeit nicht mehr denken. Kaum hatte ich meine Nachrichten richtig, d.h. zum 3. Mal gelesen, als ich zum Rgt. als Off. Petr. befohlen werde. Ich erkunde Stellungen bei Glouville, die aber nicht eingenommen werden. Bleibe beim Rgt.Stab. Nur die 2. Div. soll heute die Verfolgung fortsetzen. 1.I.D. nur die 2. I.D. , wenn nötig unterstützen. Ein Hptm. 16. I.R. ladet den Rgt.Stab zum Mittagessen aus seiner Feldküche ein. Ausgezeichnet. Wenn man gewohnt ist, mittags nur Brot u. Rotwein u. Abend nur selten warm zu essen, ist man für eine Erbsensuppe u. für ein Stück Fleisch sehr empfänglich. Nachm. erhalte ich den Auftrag, Stellungen für das Rgt. auf der Höhe nördl. Bazien zu erkunden. Beim Vorreiten kommen mir ganze Reihenkolonnen von Verwundeten des 20.I.R. - also der 2. I.D. - entgegen. Der kommdrde Gen. hat wahrlich Recht, wenn er in seinem Erlaß schreibt:“Die Haltung der Verwundeten ist über alles Lob erhaben!“ Kein Laut der Klage. Ich höre, wie ein Verwundeter zum andern sagt: So, habens dich auch erwischt.“ Ein anderer sagt zu mir; Heut habens auf d`zwanziger abgesehen, wir zahlen`s ihnen schon heim.“ Als ich an den Ausgang aus dem bois de Glouville komme, finde ich dort den Stab 2.I.D. Die Höhen von Bazien sind gepflastert mit Art. der 2.I.D. Eben setzt ein Vorstoß des Feindes ein. Die Granaten schlagen Schlag auf Schlag am Waldrand ein. Ich treffe Mjr. Meier Adj. 2.I.D., der mein Taktiklehrer auf Kriegsschule war. Hptm. Höfl, der als Akademiker beim Rgt.einmal kommandiert war, klärt mich über die Gefechtslage auf. Ich schicke eine diesbezügliche Meldung an Obst. Müller, erwähne darin den eben einsetzenden Vorstoß, füge aber hinzu, daß 2.I.D. noch 1 I.R. in Reserve hat, daß also eine Unterstützung durch 1.I.D. augenblicklich nicht nötig ist.
Wie ich mit v. Hetzel sprach, schlägt eine Granate 5 Schritt vor uns ein. Tut nichts. Einschlagende Granaten im Wald heulen noch scheußlicher als auf freiem Feld. Die Bäume zittern, die Äste krachen und fallen zu Boden. Suche Rudolf auf. Er macht ein großes Gesicht, als er mich plötzlich sieht. Wir schreiben Karten nach Hause u. an Irma. Er erzählt mir von der Verwunderung Walter Flachs – u. speist mich mit Chokolade. Nachdem der fdl. Vorstoß abgewiesen ist, reite ich zurück u. melde dies Obst. Müller, der inzwischen nach Ge`lacourt zurückgeritten ist u. die Nacht im Zelt der 1. Bttr. verbringt.

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