Viel Unruhe gab es während der...
Viel Unruhe gab es während der letzten Woche im öffentlichen Leben. In Frankreich ist durch jüdische Hand ein Glied der deutschen Luftfahrt ermordet worden. Deutschland hat darauf mit Stürmen und Ausplündern jüdischer Geschäfte und Wohnungen geantwortet. Sogar fast alle Synagogen sind ausgebrannt worden. Eine solche Art der Bestrafung kann ich mit dem besten Willen nicht als richtig ansehen. Hätte man dem Juden nicht auf rechtliche Weise antworten, ihn evtl. des Landes verweisen, aber nicht durch eine ruchlose, pöbelhafte Tat, die wohl eine der größten Kulturschanden ist. Das heiligste, die Gotteshäuser, hat man einem wehrlosen Volke zerstört. Auf keinen Fall kann deutsche Ehre und deutsches Ansehen dadurch gemehrt werden. Gestern war Bußtag. Wo sieht man aber etwas von Buße? Gestern war ich in Scheydt bei Ewald Grafard. Die Aufnahme war ausgezeichnet, dennoch hatte ich mirs ein wenig anders vorgestellt, das liegt aber wohl zum großen Teil daran, daß ich nicht mehr genug im täglichen Leben stehe. Sie aber stehen mitten im täglichen Leben, können sich in allen Kreisen bewegen und machen überall bei den Leuten einen guten Eindruck und – gutes Geschäft. Heidchen hat mir einen schönen langen Brief geschrieben. Unsägliche Freude bereitet mirs immer, wenn sie schreibt.