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Tagebuch Doc12
2010-10-12 07:45
Der weinende Clown - 82
„Stimmt, ich habe dich angesprochen. Du machtest einen – wie soll ich es ausdrücken? So einen bitteren, unglücklichen Eindruck. Ich kann mich natürlich irren, aber mein Gefühl sagte mir ...“ Eine kurze Pause entstand, dann redete sie weiter: „Ach, ich weiß es nicht. Du hast in mir etwas berührt. Und als du dann mit mir gesprochen hast, war mir sehr schnell klar, dass da mehr dahinter steckt. Schließlich fand ich dich sehr interessant, vielleicht sogar etwas charismatisch ...“

„Jetzt übertreibst du aber gewaltig! Ich habe halt ein paar Jahre mehr Erfahrung als du, weil ich älter bin.“
„Lass doch bitte dein Alter aus dem Spiel! Es ist nur eine Zahl im Ausweis.“
„Die sich unbarmherzig jedes Jahr um eins erhöht“, versuchte er zu scherzen.
„Werde ich auch mal so alt wie du, Bruno?“, meldete sich Karsten zu Wort.
„Wenn du immer schön brav aufisst und mich nicht ärgerst“, antwortete Sarah und lachte.
„Wie auch immer: Glaube hat weder mit Religion noch mit Gott zu tun, sondern liegt allein im menschlichen Geist begründet“, nahm Bruno das Thema wieder auf und fügte hinzu: „Wäre dem nicht so, gäbe es in der Medizin keine Placebo-Effekte – die zum Teil höchst beeindruckend sind. Bereits sie allein beweisen die Macht des Glaubens sehr offensichtlich.“
„Die Omi glaubt immer, dass ich ihre Küchenuhr kaputt gemacht habe, aber ich war es wirklich nicht. Sie ist von selbst kaputt gegangen – oder vielleicht war es der Uri Geller aus dem Fernsehen. Der macht immer alle Löffel und Uhren kaputt“, warf Karsten ein.
Sarah und Bruno sahen sich an und lachten. „Was glaubt die Oma denn noch so alles?“, fragte Sarah.
„Neulich hat sie gesagt, sie glaubt, das Wetter wird bald wieder schlechter, weil ihr das Knie schon wieder so weh tut.“
„Das hat mit Glauben nicht viel zu tun, sondern es ist eine Annahme, die sicher eintreffen wird, denn das Wetter wechselt nun mal ständig“, meinte Bruno etwas gedankenversunken.

„Ach – tatsächlich?“ Sarah grinste über das ganze Gesicht. Er sah sie an und lachte schallend, als ihm bewusst wurde, welche Binsenweisheit er da von sich gegeben hatte.
„Was machen wir heute Abend?“, fragte sie unvermittelt.
„Ich sollte mal wieder arbeiten“, entgegnete er. Mir kribbeln die Finger. Außerdem haben wir morgen den Termin in München. Da müssen wir ausgeschlafen sein. Und ich muss mal wieder nach meiner Post sehen.“
„Schade.“
„Ich mache dir einen Vorschlag: Ich fahre jetzt anschließend nach Hause und hole dich morgen um halb neun ab, okay? Dann können wir Karsten vorher noch zu deiner Mutter bringen.“
„Wenn du meinst.“ Er sah es an ihrem Gesicht, dass sie mit seiner Entscheidung nicht so ganz einverstanden war.
„Nun sei nicht sauer – wir haben doch das ganze Wochenende vor uns.“
„Du könntest doch deinen Freund Gottfried einladen. Ich koche uns was Schönes“, meinte sie etwas versöhnt.
„Ich kann ihn ja mal fragen. Allerdings glaube ich nicht, dass er Zeit hat.“
Bruno winkte die Kellnerin an den Tisch, beglich die Rechnung und sie brachen auf. Als sie vor Sarahs Haustür angekommen waren, meinte er: „Mach dich morgen extra schön, hm?“
„Für dich oder deinen Klassenkameraden? Wie hieß er doch gleich wieder?“
„Hans-Jörg.“
„Für uns beide“, meinte er augenzwinkernd.
„Aber klar doch.“ Sie küsste ihn zum Abschied auf den Mund und gab ihm einen Klaps auf das Hinterteil.
„Mach’s gut, Bruno“, rief Karsten.
„Du auch, Kumpel. Bleib brav und ärgere deine Mama nicht.“

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