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Tagebuch Doc12
2010-10-07 08:14
Der weinende Clown - 77
„Doch woher kommt diese Verrohung? Diese Übergriffe? Das muss doch eine Ursache haben!“
„Es hat natürlich Ursachen, sonst müssten wir nicht die Auswirkungen spüren. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, als ich noch jung war, dann gab es damals auch gewalttätige Jugendliche – man nannte sie ,Halbstarke’. Es dreht sich also beileibe nicht um eine Neuerscheinung – und auch die Ursachen sind ziemlich identisch.“
„Gut. Aber wo liegen die deiner Meinung nach?“
„Das ist ein abendfüllendes Thema, mein Schatz, man kann es nicht pauschalieren, da hier viele Faktoren verantwortlich sind. Ich glaube, das geht schon im Elternhaus und in der frühen Kindheit los. Entschuldige bitte, wenn mir dazu schon wieder ein Sprichwort aus dem Volksmund einfällt. Jeder kennt es: ,Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.’ Wenn man also einem Kind nicht bereits in ganz frühen Jahren beibringt, dass es gewisse Höflichkeitsregeln gibt, dass man ,Danke, Bitte, Guten Tag und Auf Wiedersehen’ sagt, dass man einem Erwachsenen nicht ins Wort fällt, vor anderen Menschen Achtung haben sollte, fremdes Eigentum respektieren muss, dass es menschliche Werte gibt und gesellschaftliche Verhaltensregeln, dann ist es nicht konditioniert, es ist nicht im Programm – und das, was man nicht gelernt hat, kann man nicht, ist doch logisch. Viele Eltern haben selbst keine Erziehung genossen und was man nicht hat, kann man nicht weitergeben. Erziehung heißt Vorbild sein. Da fällt mir eben der Witz eines bekannten Satirikers ein: Er sagte: ,Da gibt man sich ein Leben lang Mühe, seine Kinder zu erziehen. Und was machen sie? Sie ahmen nur Mama und Papa nach ...’ Zugegeben: Klingt lustig, aber es ist Tatsache.“

„Stimm schon, wir wurden viel strenger erzogen. Wenn ich da an meine Kindheit denke ...“
„War bei mir nicht anders. Ich habe vom Lehrer und auch von meiner Mutter ab und zu eine Ohrfeige bekommen – ja, sie fast ,abgebettelt’ – deswegen habe ich aber keinen psychischen Schaden. Doch was ist heute oft der Fall? Die Kinder kommen in die Schule und die Lehrer sollen ihnen dann – neben dem Lernpensum, so ganz nebenbei – auch noch die Grunderziehung beibringen, die im Elternhaus versäumt wurde. Dass das nicht funktionieren kann, lässt sich an fünf Fingern abzählen, denn ein Lehrer ist auch nur ein Mensch mit begrenzter persönlicher und zeitlicher Kapazität. Er soll in erster Linie Wissen vermitteln und sich nicht mit der mangelnden Erziehung seiner Schüler beschäftigen müssen. Dazu kommt noch, dass den Lehrern heute die Hände gebunden sind: Gibt einer einem Kind eine Ohrfeige, landet er fast schon im Gefängnis oder wird zumindest vom Dienst suspendiert, strafversetzt und zum unfähigen Pädagogen erklärt. Doch Hand aufs Herz: Ich könnte keinen Lehrer dafür verurteilen, weil ihm einmal im Affekt die Hand ausgerutscht ist – wirklich nicht.“
„Ja“, meinte Sarah nachdenklich, „und dann könnte man sich noch fragen, mit was sich die Kinder in der Freizeit so alles beschäftigen ...“
„Kinder und Jugendliche nehmen heute zum Beispiel weit weniger ein Buch in die Hand als früher, sitzen mehr vor dem Fernsehapparat oder vor dem Computer, sehen Gewalt- oder völlig unrealistische Actionfilme á la Hollywood oder beschäftigen sich mit Videospielen. Dass ein Mensch dadurch über die Jahre hinweg geprägt wird, besonderes in jungen Jahren, ist auch eine Binsenweisheit. Wir leben aber nicht in der Virtualität oder in einer Traumwelt, sondern in der harten Realität. Doch es ist ja wesentlich bequemer, sein Kind vor den Fernsehapparat oder vor den Computer zu setzen als sich sinnvoll mit ihm zu beschäftigen, nicht wahr?
Entgegen halten könnte man bestenfalls, dass viele Eltern heute finanziell unter solch enormen Arbeitsdruck stehen – schon um die Grundversorgung zu sichern – dass sie kaum mehr Zeit für ihre Kinder haben. Vergessen wird aber stets, dass ein Kind nicht nur materiell versorgt sein will, sondern auch Liebe, Zuwendung und Zeit braucht.“

Sarah nickte zustimmend. „Darauf habe ich bei Karsten immer geachtet.“
„Dann behalte das bitte auch bei. Du tust nicht nur ihm einen Gefallen damit, sondern auch dir selbst. Es erspart dir später vermutlich einige Sorgen.“
„Übrigens eine ganz andere Frage“, unterbrach Sarah Brunos Redefluss, „liebst du mich noch?“ Dabei lächelte sie ihn süß an.
Bruno grinste. „Eine typisch weibliche Frage ...“
„Findest du?“
„Ja.“
„Typisch weibliche Fragen gibt es doch gar nicht.“
„Doch – und manche davon gehörten sogar auf den Index. Es sind die Fragen, die Männer nie beantworten könnten ...“
„So, so. Und welche Fragen sollen das sein, bitte?“, fragte Sarah lachend.
„Zwei davon wären zum Beispiel: ,Wann genau beginnt eigentlich der Winterschlussverkauf?’ oder ,Weißt du, wann mein Nagelstudio öffnet?’“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, meinte Sarah unbeirrt und lachte.
„Komm her, du dummer Hase“, sagte Bruno leise, nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich. „Beantwortet das deine Frage?“
„Solche Antworten könnten ruhig öfter kommen“, entgegnete sie liebevoll.
„Okay, lass uns zu Bett gehen. Dann bekommst du mehr Antworten als du Fragen hast.“ Er lächelte sie an.
„Oh – auf diese Antworten bin ich schon den ganzen Tag scharf“, meinte sie grinsend und in ihrem Blick war ein lüsternes Flackern.
Bruno stand auf, reichte ihr die Hand, zog sie von der Couch hoch und bugsierte sie dann langsam in Richtung Schlafzimmer.

Kommentare

09:13 08.10.2010
Ich frage mich, was die eigentliche Geschichte ist...
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unbekannt
06:32 08.10.2010
Am besten gefiel mir hier das lüsterne Flackern. Alles andere ist zwar diskussionswürdig, passt aber in meinem Empfinden weder in die eigentliche Geschichte, noch in dieser Form in ein Buch

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08:17 07.10.2010
Ein geiles Gespräch für Leute, die sich kaum kennen.
Sie musst entweder total bekloppt sein oder dermaßen untervögelt, dass sie sich den Mist anhört und dann mit ihm in die Kiste steigt. Ich glaube, ich muss mir jetzt den Finger in den Hals stecken und erstmal ...
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2010-10-07 08:14