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Tagebuch Doc12
2010-10-13 09:02
Der weinende Clown - 83
Er schaltete den Computer ein. Seine Mailbox war lediglich voll mit Spam, was ihn immer wieder ärgerte. Diese Leute konnten es einfach nicht lassen und wollten ihm ständig alles Mögliche verkaufen. Die Menge an Viagra-Pillen, die ihm jeden Tag zum angeblichen einmaligen Sonderpreis angeboten wurden, konnte ein einziger Mann unmöglich schlucken – es sei denn, er hatte vor, zum Sexmonster zu mutieren.

Bruno grinste, als er zum Handy griff und wählte.
„Hallo Bruno. Nett, dass du dich wieder mal meldest. Schwer beschäftigt, was?“, sagte Gott.
„Ja, schon. Aber manchmal muss ich einfach wieder allein sein. Ich glaube, ich bin es nicht mehr gewöhnt, ständig Menschen um mich zu haben.“
„Du gewöhnst dich schon wieder daran.“
„Du bist übrigens zum Essen eingeladen“, meinte Bruno lachend.
„Hab ich schon mitbekommen.“
„Ich habe das allerdings abgebogen und gesagt, mein Freund Gottfried wäre immer sehr beschäftigt. Ich hoffe, das war in deinem Sinne“, schmunzelte er.
„Vergönnst du mir kein Essen, oder wie?“, fragte Gott.
„Doch natürlich. Aber wie soll das gehen? Ich meine, du kannst doch nicht einfach erscheinen und sagen: Hallo, hier bin ich. Habt ihr noch ein Steak in der Pfanne?“
„Und weshalb kann ich das nicht?“
„Na ja, ich dachte mir, du als Gott isst doch nicht ...“
„Hör auf zu denken. Ich komme zum Essen. Samstag Abend.“
„Wie bitte??“ Bruno glaubte, sich verhört zu haben.
„Jetzt schau nicht so dumm aus der Wäsche! Jesus wurde früher ja auch von allen möglichen Leuten eingeladen und hat diese Einladungen auch angenommen, sich oft wochenlang bei Freunden und Bekannten buchstäblich durchgefressen. Er hatte doch fast nie Geld in der Tasche. Hat’s immer den Armen gegeben, was ich auch gut fand. Was für ihn recht ist, ist für mich billig.“
„Aber wie soll das gehen?“ Bruno schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Ich komme als dein Freund Gottfried. Ganz einfach.“
„Na – da bin ich mal gespannt. Interessant wäre es schon mal, zu sehen, wie du aussiehst.“
„Ich sehe so aus, wie Gottfried eben aussieht“, antwortete Gott und lachte.
„Okay. Und wie sieht Gottfried aus?“
„Ich könnte als Liliputaner kommen oder als Zwei-Meter-Mann. Vielleicht komme ich auch als Massai oder Indianer. Das überlege ich mir noch.“

„Tu mir das bitte nicht an!“, rief Bruno. „Karneval ist längst vorbei! Außerdem: Ein Indianer, der Gottfried heißt! Das kauft dir doch kein Mensch ab!“
„Also gut. Reg dich ab. Ich komme als stinknormaler Gottfried. Als Gottfried von nebenan sozusagen. Ganz unspektakulär, ohne Feuer, Donner und Getöse. Soll ich was mitbringen?“ Gott lachte schallend.
„Hm – eine gute Flasche Rotwein wäre nicht schlecht ...“
„Mach ich. Ich bringe einen Götterpiesel natur, Jahrgang 924 vor Christus. Passt das?“

Bruno hielt sich den Bauch vor Lachen. „Du solltest es nicht übertreiben, lieber Gott ...!“
„Ist doch kein Problem. So was erschaffe ich im Handumdrehen. Das ziehe ich mit Links aus der Toga – sogar mit Originaletikett.“
„Ich glaub’s – ich glaub’s ...“ Er bekam kaum mehr Luft vor Lachen.
„Was??“
„Ich glaub’s dir unbesehen, meine ich.“
„Mach dir mal keine Gedanken, das kriegen wir hin. Aber ich freue mich, dass du so herzhaft lachst, mein Sohn. So mag ich dich.“
„Gut. Um welche Zeit kommst du?“
„Sobald das Essen fertig ist.“
„Das weiß ich natürlich nicht genau, wann das ist. Kommt auf Sarah an.“
„Das Abendessen wird genau um 18 Uhr 21 fertig sein. Anschließend holt sie drei Weingläser aus dem Schrank, dann läutet es und ich stehe mit Blumen und Wein vor der Tür. Mein Timing ist perfekt, kein Problem.“
„Gut, dann werde ich Sarah schonend darauf vorbereiten.“
„Mach das. Es wird ein netter Abend werden. Liegt sonst noch was an?“

„Ich müsste endlich wieder an meinem Roman arbeiten, weiß aber nicht, wie es weitergehen soll. Hast du eine Idee?“
„Natürlich. Setzt dich hin und fang an. Ich diktiere dir telepathisch.“
„Danke.“
„Dann mach’s mal gut. Wir sehen uns am Samstag.“
„Ich freu mich drauf und fühle mich sehr geehrt.“
„Wird auch gut sein. Oder glaubst du, jeder bekommt die Gelegenheit, mit Gott persönlich zu essen? Wenn du das dem Papst und seinen Leuten erzähltest, dann würden die ausflippen und dich heilig sprechen.“ Das Lachen Gottes dröhnte aus dem Handy.
„Ich will kein Heiliger werden.“ Bruno grinste
„Dazu fehlen dir grundsätzlich alle nötigen Anlagen – du wärst dafür denkbar ungeeignet, hast nie keusch gelebt, außerdem bist du bereits viel zu alt, um dich noch zu ändern. Nein, mein Freund, bleib so, wie du bist, denn deine Lebensbestimmung ist eine völlig andere ...“
„Da bin ich aber froh.“
„Schön, also sündige nicht und versuche, weiterhin ein guter Mensch zu sein.“

Es knackte kurz, dann war die Verbindung unterbrochen.

Kommentare


unbekannt
07:02 14.10.2010
Jetzt weiß ich, was mir fehlt. Bilder. Die Ortte des geschehens wechseln aber sind nicht besonders beschrieben.Da frag ich mich,warum sie überhaupt wechseln, da doch im Grunde nur die Dialoge das Wesentliche zu sein scheinen.

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09:03 13.10.2010
Wieso bin ich über den Verlauf nicht überrascht?
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2010-10-13 09:02