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Tagebuch Doc12
2010-10-11 08:42
Der weinende Clown - 81
Als sie schließlich im Eiscafe vor drei großen Eisbechern saßen, fragte Sarah: „Also, wie war das nun mit dem Glauben?“
„Nun ja“, begann Bruno, „genau genommen glauben wir alle an irgend etwas. Es gibt kaum einen Menschen, der an nichts glaubt. Der eine glaubt beispielsweise an Gott, der andere ans Geld, und der nächste daran, dass man aus einem Kilo Knochen eine gute Suppe kochen kann und ein ganz anderer wiederum nur an sich selbst.“
Sarah lachte übers ganze Gesicht. „Toller Vortrag.“

Nach einer kurzen Pause meinte sie: „Als ich dich zum ersten Mal traf, hattest du eine Bibel mit dabei. Glaubst du an Gott?“
„Ich glaube nicht an Gott – ich weiß, dass es ihn gibt.“
„Du weißt das? Und woher? Was macht dich so sicher?“
„Ich weiß es eben. Aber das ist nicht das Thema, sondern meine persönliche Angelegenheit.“
„Gut, akzeptiert.“
„Ich sage dir, was ich unter Glauben verstehe: Der Glaube ist eine geistige Grundhaltung, eine Überzeugung und er bestimmt den Verlauf des Lebens. Ich will jetzt nicht mit Bibelzitaten kommen, aber gerade dieses Buch ist voll von Hinweisen. Glaube macht dich arm, er macht dich reich, er macht dich glücklich, unglücklich, gesund oder krank. Glaube funktioniert ganz einfach: Du nimmst das als bereits wahr an, was noch nicht sichtbar ist. Ich bin ein Fan von Volksweisheiten, musst du wissen. Meine Mutter hatte früher eine Menge davon parat und die konnte sie fast auswendig aufsagen – für jede Situation die passende.“ Er lächelte und fuhr fort: „Eine davon lautete: ,Einbildung macht die Leute krank.’ Doch was ist Einbildung? Es ist nichts anderes als Glaube. Wenn ich mir nur lange genug eine Krankheit einrede, dann wird es langsam, aber sicher zum Glaubensinhalt und genau die Krankheit folgt auf dem Fuß. Umgekehrt funktioniert das aber auch in positiver Hinsicht – und zwar in jedem Lebensbereich.“
„Hört sich plausibel und einfach an, obwohl es nicht beweisbar ist“, entgegnete Sarah.
„Man muss auch nicht alles beweisen können. Glauben heißt, nichts wissen – und dennoch funktioniert es.“
„Bei mir hat das noch nie funktioniert.“
„Dann beweise ich dir jetzt das Gegenteil, okay?“
„Dann fang mal an“, meinte sie leicht ironisch.
„Gut. Zuerst mal eine Frage: Glaubst du, es war Zufall, dass wir uns kennen gelernt haben?“
„Ich denke schon ...“
„Zufall gibt es nicht. Zufall ist eine Umschreibung von diversen analogen Zusammenhängen, die wir uns nicht erklären können – und sie haben alle eine Ursache. Wenn wir uns kennen gelernt haben, dann war das kein Zufall – wir haben uns gesucht und gefunden. Es war von beiden Seiten gewünscht, vielleicht nicht einmal bewusst – doch es war so. Und wenn du dir gegenüber ehrlich bist, musst du es zugeben.“
„Stimmt. Ich habe sogar dafür gebetet“, gab Sarah zu.
„Ich weiß.“
„Du weißt das? Wie willst du das wissen? Du hast mich damals ja noch gar nicht gekannt!“

Bruno stutzte, weil ihm plötzlich bewusst wurde, dass er sich aufs Glatteis begeben hatte.
„Äh, nun ja –.“ Er zögerte. „Jeder Wunsch, der ständig wiederholt wird, ist so etwas wie ein Gebet – die Form spielt dabei keine Rolle.“ Gerade hatte er noch die Kurve gekratzt.
„Ach so meinst du ...“
„Genau. Und nach einiger Zeit wird der Wunsch zum Glauben, der sich schließlich irgendwann erfüllt und zur Realität wird – als sich selbst erfüllende Prophezeiung, wenn du so willst. Der Glaube hat eine zwingende Wirkung.“
„Hört sich mal wieder ganz einfach an. Und du?“
„Was?“
„Hast du dir nicht gewünscht, nicht mehr allein zu sein?“
„Ich? Nun ja, ich habe mich stets als einsamer Wolf gefühlt, war oberflächlich gesehen vielleicht sogar glücklich in dieser Rolle – aber unbewusst anscheinend doch nicht. Eigentlich kann ich ja gar nichts dafür, dass wir uns nun kennen, schließlich hast du mich ja angesprochen – damals im Park.“ Er grinste.

Kommentare


unbekannt
08:47 11.10.2010
Mh...zumindest hat es ein wenig mehr mit der Beziehung dieser Beiden zueinander zu tun...schön wäre es, wenn es damit mal weiter ginge.

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08:43 11.10.2010
Das ist mittlerweile auf dem Niveau von "Schwiegertochter gesucht". Unglaublich.
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2010-10-11 08:42