Der Trank des Teufels
Eve verliert ihren Job und wird nur Stunden später von ihrem Freund aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Das ist dann wohl der Grund warum ich den Freitag mit ihr und nicht mit Toby verbringe. Jammerschade aber auch, dass meine Verabredung ins Wasser fällt... aber ich kann sie jetzt doch nicht sich selbst überlassen!
Wir holen ein paar Sachen aus ihrer Wohnung, weil ihr Ex-Freund nicht zu Hause ist und setzen uns dann mit Prosecco auf die Terrasse. Kein Grund zum Feiern, aber definitiv eine Menge Gründe um sich zu betrinken. Toby meldet sich, schmollt ein bisschen, ist beleidigt und ich lade ihn dann zu Eve ein. Immerhin ist er ihr bester Freund und kommt gerade von der Beerdigung seiner Oma. Um elf ist er da. Ich bin leicht angetrunken und in einer wunderbaren flirty Stimmung, die ich allerdings nicht auf ihn richten, konzentrieren kann. Ich denke an Michi, Andi und mal wieder an Sex. Ich trinke weiter und Toby sieht zu, trinkt natürlich nichts, denn Alkohol ist böse, der Trank des Teufels. Später liegen wir gemeinsam im Bett. Er in Kuschelstimmung und ich in der Stimmung für Sex, aber nicht mit ihm. Ich stehe früh auf, lasse ihn schmollend zurück, weil ich mich von ihm weggedreht habe, nicht anfassen lassen wollte. Ich mag ihn nicht mehr, mag nicht wie er mich anfasst, berührt, wie er sich anfühlt. Körperliche Abneigung, der Schritt ins Verderben. Ein weiterer Schritt zum Ende hin. Ich bin böse und er kann mir nichts recht machen. Ich bin eine schwierige Frau und habe zu hohe Ansprüche. Ich werde nie einen passenden Mann finden. Das war und ist die Meinung meiner Mutter und langsam komme ich nicht umhin ihr ein bisschen zu zustimmen. Ich sitze Stunden später, als er sich endlich aus dem Bett bequemt, auf der Couch und blättere in einem Mode-Katalog. Meine Klamotten sind noch im Schlafzimmer, er hat das Bett gemacht, aber nur seine Seite. Kleinigkeiten, Peanuts, aber solche die einen schon gewaltig aufregen, nerven. Ich mache immer beide Seiten des Bettes! Warum auch nicht? Sind wir hier im Kindergarten?
Er fährt mich zum Bahnhof. Am Nachmittag telefonieren wir, er fragt mich ob ich mit zu einem Barbecue komme. Anderthalb Stunden um mich fertig zu machen und zu ihm zu fahren. Ich bin schnell, wirklich jemand der nicht lange im Badezimmer braucht, aber anderthalb Stunden? Unmöglich. Immerhin brauch ich für die Fahrt schon anderthalb! Er bietet natürlich nicht an mich abzuholen! Auch nicht danach um elf oder Mitternacht, ich soll mich in die S-Bahn setzen und zu ihm fahren.
Stattdessen setze ich mich bei Sonnenschein zu meiner Mutter in den Garten und führe ein sehr, sehr langes Gespräch!
Ja, wenn ich ihn lieben würde... wenn er mein Traummann wäre... wenn er mein Herz höher schlagen liese... wenn er mir die Welt zu Füßen legen oder mir die tollsten sexuellen Erlebnisse bescheren würde... ja dann würde ich mich liebend gerne in die S-Bahn setzen. Einmal die Woche, zweimal, von mir aus auch fünf Mal!
Aber er ist nichts und tut nichts von alledem. Er ist nicht Michi, Andi oder Chris. Er ist einfach nur Toby. Der Anti-Alkoholiker, der Workaholic, der über einen wirklich eigenartigen Humor verfügt. Toby, der nur äußerst selten auf die Idee kommt mich abzuholen und Toby, der nur seine Seite des Bettes macht.