Lack of...
Michi klickt auf mein Profil und natürlich ruft das wieder ein paar klitzekleine Erinnerungen wach. Hemmungsloser Sex, Hingabe, die erneute Bekanntschaft mit einem wahren Mistkerl von Mann. Prompt träume ich von ihm, wünsche mir, dass mein Handy klingelt. Booty Call. Dabei kann ich ihn nicht einmal leiden, verabscheue ihn sogar ein ganz klein bisschen. Für das was er getan hat, noch immer ist. Dumme Sache, dummes Es, dass nur an die Erfüllung der Bedürfnisse denkt. Schluss mit Sehnsucht, Schluss mit Wehmut, Schluss mit den Erinnerungen. Vergangenheit. Die Gegenwart ist wichtig, das Hier und Jetzt.
Toby läd mich für heute Abend ins Kino ein und davor zum Essen. Man könnte ihn beinahe für spendabel halten, aber wir wissen es besser. Er ist ein Geizkragen und das Essen wahrscheinlich hauptsächlich angesetzt, um ein Gespräch zu führen. Bestimmt ein Ernstes. Die Fortsetzung seiner Email. Dennoch ist die Geste nett und definitiv ein Zeichen dafür, dass er bereit ist zu investieren und das beziehe ich jetzt nicht auf finanzielle Mittel, nicht nur. Ich auf jeden Fall nehme die Einladung nicht einfach an, sondern komme mit einer Reihe von Ausreden und Einschränkungen für das abendliche Date. Ich lüge, schiebe ein paar Dinge, die nicht existieren vor. Warum? Weil die Kinoeinladung eine Übernachtung bei ihm mit einschließt und auf diese habe ich keine Lust. Ich brauche meinen Schlaf und die Einsamkeit der Nacht. Abgesehen davon ist ein Treffen mit Toby schon mal wieder in Ordnung, aber doch bitte in Maßen. Und das soll eine Beziehung sein? Ich frage mich gerade wirklich...
Auf jeden Fall komme ich mir schon wieder so böse vor, so schrecklich gemein. Tabula rasa. Ich sollte wirklich die Reißleine ziehen, dem endlich ein Ende machen, aber ich kann es nicht! Warum auch immer? Das eigentliche Rätsel der Geschichte. Angst vor dem Alleinsein, Angst vor Isolation? Wir sehen uns doch eigentlich kaum und er ist beileibe nicht mein aktivster Kontakt zu anderen Menschen. Angst vor einer falschen Entscheidung? Bestimmt, denn ist es nicht immer so, dass man gewisse Dinge hauptsächlich erst dann vermisst, wenn man sie eben nicht mehr hat...?
Doch was finde ich so toll, schön, einzigartig an ihm, der Beziehung, dass ich es vermissen würde?
Mir fällt nichts ein...
Traurig oder? Komisch, definitiv komisch. Mir fehlt einfach der Durchblick, der Überblick, die Sicht für das Ganze. Außerdem fehlt mir das Abenteuer, die Bosheit, das Chaos. Adrenalin, Lachen, Impulsivität.