Wundertüten
Wir diskutieren nicht, aber sonderlich gut verstehen wir uns meiner Meinung nach auch nicht. Wobei ich fest davon überzeugt bin, dass Toby das vollkommen anders sieht...
Er redet und ich höre zu, nicke, versuche nicht allzu gelangweilt zu wirken, wenn er eine Geschichte zum dritten oder vierten Mal von sich gibt. Toby hat nämlich dieses Problem: Er vergisst, dass er etwas schon einmal erzählt hat und wenn man ihn darauf hinweist, dass man die Story bereits kennt, so überhört er dies gerne... Desweiteren ist er ein langweiliger Erzähler, der sich aber selbst als überaus witzig erachtet. Kurzum: Mal wieder ein weiterer Punkt der mich ganz gewaltig stört!
Kommunikation ist mir wichtig, das A und O. Wir sprechen zwar dieselbe Sprache, kommunizieren aber auf zwei derart unterschiedliche Arten und Weisen, dass es wirklich gar nicht verwunderlich ist, dass wir sooft aneinander geraten und missinterpretieren.
Er hat einen flachen Humor über den ich nur den Kopf schütteln kann.
"Oh da läuft aber einem die Nase", sagt die Mutter zum Kind.
"Ja wohin läuft sie denn...?"
Definitiv ein Schenkelklopfer oder nicht? Selten so gelacht!
Ich glaube in einer Beziehung ist es wichtig gemeinsam zu lachen, Toby lacht meistens alleine und noch viel häufiger über Dinge denen ich überhaupt nichts abgewinnen kann. Versteht mich nicht falsch, Menschen sind verschieden und mit Sicherheit ist es selten, dass Menschen immer über genau dieselben Dinge lachen. Aber darum geht es hier nicht... es geht darum, dass ich eigentlich nie zusammen mit Toby lache und umgekehrt lacht Toby niemals mit mir.
Abgesehen davon hat er ein wirklich hässliches Lachen. Nicht im Sinne von gehässig, nicht im Sinne von lautstark, sondern in einem ganz allgemeinem Sinne. Es klingt wie das Meckern einer Ziege und ja, vielleicht ist das der Grund warum ich niemals mit ihm lache. Ziegengemecker animiert einen nicht zu Heiterkeitsausbrüchen, sondern lässt einen verwundert zur Seite blicken.
Böse, ich weiß und er kann ja auch nichts dafür und manche finden das Lachen vielleicht schön, manche stört es nicht. Mich stört es, mich regt es auf und irgendwie habe ich so das Gefühl, dass ich mich auch nicht daran gewöhnen werde...
Interessanterweise merkt Toby davon nichts. Er reißt Witze und absolut niemand lacht. Es scheint ihn nicht zu stören. Aber mich stört es. Mich regt es auf, wenn er wie ein gestörter durch die Gegend schreit und mir dann diese Blicke von der Seite zu wirft, meine Reaktion überprüfend. Eine gezwungene Fratze von einem Lächeln. Aber Toby kennt mich nicht und sieht darin vielleicht den Ausbruch der Heiterkeit, ich weiß es nicht??
Ich war jetzt also die letzten beiden Tage bei ihm und ich muss zugeben, dass wir uns ein klein wenig besser vertragen haben. Ich muss auch gestehen, dass er sich Mühe gibt. Ich habe die Tage sogar was gescheites zu Essen bekommen und er war nicht ganz so knauserig wie gewöhnlich. Dennoch, der Graben, der uns trennt wird immer gewaltiger, tiefer, unüberbrückbarer.
Es geht um Humor, die Kommunikation, Essgewohnheiten. Tischmanieren sind mir wichtig. Ich habe viel in der Gastronomie gearbeitet, schon viele Mahlzeiten zubereitet und serviert. Ich habe viel gesehen und mir gefällt nicht, was ich bei Toby sehe. Mir gefällt nicht wie er sich bei Tisch verhält, benimmt, mir gefällt nicht, wie seine Küche aussieht und ich habe keinen Gefallen an der Art wie er kocht. Fertigsoßen aus der Flasche als Geschmacksverstärker, tausend Töpfe, kein Gemüse. Außerdem räumt er die Küche erst am Morgen danach auf. Kein Problem, wenn es sich um Brotzeitteller handelt, aber bei Fleisch, Ketchup, Spaghetti? Frühmorgens, vor dem ersten Kaffeeschluck kann ich mir wahrlich ein besseres Aroma und definitiv eine bessere Aufgabe vorstellen als Reste von Tellern zu kratzen...
Es kann einfach nicht funktionieren. Nie und nimmer, es geht einfach nicht. Ein Ende muss her und zwar bald und hoffentlich nicht allzu unschön. Glatt.
Eines ist mir durch diese Beziehung aber jetzt schon klar geworden... Ich weiß jetzt, wie ich in zehn Jahren auf keinen Fall sein möchte und ich weiß, wie Er sein muss. Er, mein nächster Freund. Egal ob ich ein Jahr Single bin oder zwei, vielleicht auch drei, vier oder fünf, ich werde mich nie wieder so schnell auf einen Menschen einlassen. Ich hab die Nase gestrichen voll von Wundertüten und der Katze im Sack, in Zukunft lasse ich mir mehr Zeit. Viel mehr Zeit...