Es ist schon komisch, was man für Gedanken hat, wenn man die Post aus dem Briefkasten holt. Neben den Nachrichten für die Sozialwahl war auch eine Traueranzeige dabei. E., eine Bekannte ist am Montag gestorben. Daß sie krank war, wußten wir von W., aber er wußte auch nicht genau, was sie hatte. Man hat auch nie darüber gesprochen. Sicher ist nur, daß sie einen Hirntumor hatte. Sie hat drei Wochen im Krankenhaus gelegen und die letzte Zeit hat J. seine Frau gepflegt. Die nächste Zeit wird für J. sicher schwer, aber auf der anderen Seite ist es vielleicht besser, daß sie nicht mehr leiden muß. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber wir hatten immer Kontakt per Mail. Daß ich an ihren Geburtstag denke, ist so klar wie Kloßbrühe, aber ist ganz bestimmt schwer, keine Karte zu schreiben. Es ist komisch, eine Karte an J. zu schreiben. Auch das geht irgendwann in Fleisch und Blut über. Manchmal ist das Leben echt eine blöde Kuh. Ich für meinen Teil bin froh, daß nicht ich die Beileidskarte schreibe, sondern mein Vater diese Aufgabe übernimmt. Ich schreibe zwar gerne Karten, aber es gibt Post, um die man sich nicht so gerne kümmert. Für mich sind das nun mal Beileidskarten. Ich wollte heute richtig viel schreiben, aber mir fehlen ganz einfach die Worte. Ich muß mir mal wieder die Zeit nehmen und schreiben, was das Zeug hält. Vielleicht gelingt mir das ja, wenn ich aus dem Urlaub wieder da bin. Immerhin habe ich dann genug Stoff, den ich unter die Leute bringen kann. Ach ja, so ist das.