Nun ist unser gutes Mutterl schon 5 Wochen in Coswig, heute früh bekamen wir eine Karte von ihr, da schrieb sie, das sie nun bald ganz allein in den Zimmer in der Klinik sein werde, gutes liebes Mutterl, es wird nicht lange dauern, da kannst du aus der Klinik u. noch halbwegs 10 Wochen, dann bist du wieder ganz bei uns.

Jetzt schläft Dieterle gerade, da kann ich gut schreiben, denn wenn er auf ist, ist es gewöhnlich vorbei mit der ruhigen Zeit. Er sitzt keine 5 Min. ruhig, immer geht es laufe, laufe, Kake Kake, anstatt Haus, ruft er Has, Frau Eichler ruft er Eiler, jedenfalls haben wir immer zu lachen u. vor allen Dingen aufgegessen.

Einmal hat er ein Messer, oder die Schere, dann wieder einen Hammer, wenn er so etwas ähnliches hat, dann geht es poche poche, da wird gehämmert, das muß nur so sein.

Nun kann unser Wildfang schon rennen, zumal wenn er ausreißt, da geht es ganz allein bis in den Garten, wenn bei uns niemand drinn ist, dann geht es zum Nachbar Pech, vor allen Dingen zu die Muck, Muck, aber Dieterle, du gibst den Muckeln immer Erde u. sagst mam, mam, du wirst wohl später selber mal darüber lachen.

Vor 14 Tagen warst du krank, da ging es hinten u. vorn ab, Oma hat schon geweint um dich, dann haben wir dir Banane gegeben, da wurde es wieder besser mit dir, Bananen ißt du ja für dein Leben gern, bei dir sind es jedoch Nanen.

Soeben hab ich Günterle zum 1. Mal gefüttert, Zwieback, da schmunzelt er u. lacht über das ganze Gesicht, unser Günterle ist so ein ganz braver Junge, nur wenn er naß liegt oder Hunger hat, dann ist der Teufel los, da wird gebrüllt, so laut wie es nur irgend geht, ist er zufrieden, dann erzählt er mit seinen erre, erre. Günterle den kennt dein Mutti noch nicht, Mutti hat dich auch erst eine Woche zur Taufe gesehen. Mutti hat so große Sehnsucht nach ihren beiden Buben, aber ich habe ihr am 1. Osterfeiertag, als ich sie besuchte, gesagt, du kannst dich noch genug mit den 2 Banditen herum ärgern, die schlechste Zeit hat jetzt Oma durchzumachen, wenn Mutti wieder heimkommt, kann Günterle wohl schon bald sitzen.

Bei Günter geht das Bett im Korbe auch schon so in die Höhe wie bei Dieter, es ist so bald einer wie der andere, blaue Augen, wenig Haare auf dem Kopf, aber man merkt es jetzt beim Dieter, sie wachsen langsam aber sicher. Dieter ist wegen seiner Freundlichkeit bei jedermann beliebt, wollen hoffen, das es Günter auch wird. Wenn ich Dieter frage, wo ist denn Mutti, da sagt er, Obo, (soll heißen Abort, weil Mutti, da sie nach Coswig machte, mit Dieterle noch mal auf denn Abort ging), dann sagt er auch, Mama, naus, u. macht eine Bewegung mit den Arm, das soll heißen, Mama ist fort.

Jetzt ist es ½ 3 Uhr, gleich wird Dieter aufstehen, Oma ist noch nicht aus der Stadt, da werde ich ihn füttern, unsern kleinen Nimmersatt. Sonntag besuche ich wieder Mutti, wir freuen uns jedesmal darauf.