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Tagebuch staunistauni
1982-04-20 hh:mm
Abschied
Da lag er nun, der gute Vater, ganz schmal war er geworden. Er hatte sich einen kleinen Schnauzbart stehen lassen und schaute seine Frau und seine Kinder abwechselnd an. Ganz ruhig und gelassen, sagte er: „Ihr seht ja, wo ich hier liege. Man hat mir sämtliche Schläuche abgemacht und es wird nicht mehr lange dauern und mein ganzer Körper ist vergiftet. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, vielleicht noch ein viertel Jahr mit Hilfe von Entgiftungsgeräten am Leben zu bleiben, wäre aber nie wieder zum Aufstehen gekommen. Ich habe mich entschieden. Was will ich denn auch noch? Ich habe ein schönes langes Leben gehabt, bin achtundsiebzig Jahre geworden und habe vier anständige Kinder ins Leben gesetzt. Jetzt wird es Zeit zum Abschiednehmen! Ich weiß, Elvira, dass Du Mutti zur Seite stehen wirst.“ Ihr Vater, der so sehr an seinem Leben hing, den es in den letzten Jahren manches mal traurig stimmte, wenn es um das Thema Sterben ging, hatte soeben große Worte gesagt. Es waren wunderbare Worte, Worte ohne jede Traurigkeit, die Elvi, die trotz früherer Differenzen sehr an ihrem Vater hing, bei der Trauerbewältigung halfen. Zwei Tage später ist Alfred Schrader dann ruhig eingeschlafen. Alle seine Kinder durften den gleichen Friedhofseingang benutzen. 27.07.1983 Kommentare |
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