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Tagebuch Sommer
2016-03-12 18:00
Ich habe Sie nicht verstanden

Den Spruch hat jeder gehört, der schon mal bei einer Hotline angerufen hat. Wenn ich mich in der Firma umgucke, könnte ich meinen, daß die Leute vorher mal bei einer Hotline ihr Unwesen getrieben haben und noch schlimmer ist es, wenn es die eigenen Kollegen sind. Es vergeht kaum ein Tag, an dem mir ein Kollege sagt, daß er mich nicht versteht. Was ich mir nicht vorstellen kann, denn ich rede relativ normal. Was bleibt da noch übrig? Der Kollege hat ein Problem mit den Ohren und sollte meiner Meinung nach mal zum Ohrenarzt gehen. Das merkt man daran, daß der Kollege eine Lautstärke an den Tag legt, die eher auf den Fußballplatz paßt. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in der Beziehung schon was gesagt habe. Am Anfang geht das immer und am Ende macht man doch, was man will. Es gibt Dinge, die ändern sich eben nie: so lange man Spaß hat und Witze macht, ist alles im gut, doch wenn man mal ein ernstes Wort miteinander redet, hat man gleich schlechte Laune. Ich kann es nun mal nicht haben, wenn die Leute Dinge vergessen, die für andere ganz normal sind, die aber immer wieder vergessen werden. Daß wir von anderen Abteilungen einen Einlauf bekommen, weil die Jungs mal wieder was vergessen haben, interessiert nicht. Da kriegt man auf der Betriebsversammlung gesagt, daß man alles geben soll und dann hat man solche Graupen dabei, denen das nicht die Bohne interessiert. Diese Leute machen sich einfach keine Gedanken darüber, daß auch sie ihren Job verlieren können. Es sind garantiert auch welche dabei, denen das kalt läßt, weil sie eh bald in Rente gehen. Das heißt aber nichts, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß freiwillig jemand auf Geld verzichtet. Vom besagten Kollegen weiß ich, daß er nicht gerade in Geld badet. Mitleid kann man an der Stelle von mir nicht erwarten, denn das geht mir dann doch entschieden zu weit. Mit mir hat auch keiner Mitleid.

Ich weiß nicht warum, aber in dieser Woche war irgendwie der Wurm drin. Ein Kollege scheint mich mit seiner Tochter verwechselt, denn bevor ich irgendwas sagen konnte, kam der Spruch, daß ich doch lieb sein soll. Der Kerl wurde direkt zickig, weil ich am Telefon ein wenig ungeduldig wurde. Soll ich mir jetzt Erbsen in die Schuhe machen und nach Lourdes pilgern? Sicher nicht. Gestern war ein anderer Kollege einfach nur genervt, weil er nicht verstanden hat, was ich wollte. Er fragte mich, warum ich denn überhaupt angerufen habe. Das habe ich mich dann auch gefragt, aber ändern konnte ich es auch nicht. Am Ende war er dann doch nicht so nachtragend, aber ich sah mich in meiner Meinung bestätigt, daß auch Männer ihre Tage haben. Mir fällt gerade noch was zum Thema Betriebsversammlung ein: da fragte ein Typ am Mittwoch, ob es in diesem Jahr wieder in Mitarbeiterfest gibt. Wie blöd muß man eigentlich sein? Kurz vorher wurde noch von Sparmaßnahmen geredet und dem Kerl fällt nichts besseres ein, als nach dem Mitarbeiterfest zu fragen. Daß so was einen Haufen Geld kostet, kommt den Leuten nicht in den Sinn. Wenn Dummheit weh tun würde, müßten die meisten Leute schreiend durch die Gegend laufen. Als wäre das nicht schlimm genug, durfte ich mich in dieser Woche zweimal fragen lassen, ob ich Sorgen oder Kummer habe. Nein, das hatte ich nicht. Ich weiß nicht, warum die Leute darauf kommen, daß ich Sorgen und Kummer habe, weil ich ein langes Gesicht mache. Ich habe nun mal nicht immer Lust, sofort von meinem Tag zu erzählen. Es stirbt keiner davon, wenn ich das ein paar Tage später mache. Und wenn ich sage, daß mir gewisse Dinge auf den Keks gehen, werde ich dafür ganz entgeistert angeguckt. Genau darauf kann ich auch gut verzichten. Man kann es nicht jedem recht machen.

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2016-03-12 18:00