Was sich so einfach anhört, kann ich nur schlecht in die Tat umsetzen. Im Moment entdecke ich nämlich alles in mir, nur kein Kind. An erster Stelle steht da die Müdigkeit, gefolgt von chronischer Unlust. Und je näher der Herbst rückt, desto schlimmer wird das. Wenn es nach mir ginge, kann man sowohl den Herbst als auch den Winter streichen. Aber da es leider nicht nach mir geht, muß ich eben nehmen, was kommt. Auch in diesem Jahr werde ich das Gefühl nicht los, daß die dunkle Jahreszeit immer viel länger dauert als der Rest des Jahres. Das bilde ich mir doch nicht ein. Oder doch? Ich habe keinen blassen Schimmer. Wer weiß, wozu das gut ist. Was soll ich mich darüber aufregen, es hat ja doch keinen Sinn. Egal, da muß ich nun durch. Ich weiß auch, warum A. und ich uns am Freitag nicht getroffen haben: sie ist eine Stunde früher gefahren, weil sie nicht so lange warten wollte. Dafür beantwortet man Mails und spricht darüber noch am Telefon. Da sieht sie mal, wie es ist, wenn ich so keine Lust habe, bis 15.40 Uhr im Büro zu bleiben. Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, kann ich mich nicht dazu motivieren, etwas anderes anzufangen. Sie soll sich mal überlegen, ob es sich noch lohnt, zusammen nach Hause zu fahren. Ich sehe da keinen Sinn drin, wenn ich ehrlich bin. Daß das Verhalten von L. total unsinnig ist, muß ich gar nicht erst erwähnen. Als wir uns heute gesehen haben, hat sie die Zähne nicht auseinander bekommen und ans Telefon ist sie auch nicht gegangen, als meine Kollegin bei ihr anrief. Sie hat es ja noch nicht mal für nötig gehalten, auf meine Mail zu antworten. Da stellt sich mir die Frage, wer von uns beiden kindisch ist. Ich bestimmt nicht. Im Gegenteil, für mich ist Gras über die Sache gewachsen und irgendwann sollte die Trulla mal von ihrem Trip runter kommen. Man wird doch mal was sagen dürfen, ohne daß man über Monate beleidigt ist und die Kauleiste nicht auseinander kriegt. Sie soll nur so weiter machen, denn ich kann auch stur sein. Was das angeht, steckt viel mehr Kind in mir, als mir lieb ist. Die Erkenntnis kommt zwar spät, aber sie kommt.